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10 brennende Fragen zu Fintechs Wie sollten sich klassische Banken und Fintechs am besten verzahnen?

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Karsten Wenzlaff vom Institut für Kommunikation in sozialen Medien (Ikosom)

Es gibt mehrere Standorte, die sich als attraktive Standorte für Fintech in Deutschland etabliert könnten. In Berlin ist es am einfachsten, die passenden Mitarbeiter, Investoren, Netzwerke und Bürostandorte zu finden. In Frankfurt beginnt die Bankenbranche gerade, für Startups die Kapazitäten zu erhöhen. Auch in München, Hamburg und Köln haben sich einige spannende Fintech-Unternehmen etabliert.

Deutschlands Stärke und Schwäche im Bereich der Startup-Förderung ist die föderale Kultur. Während andere Länder, wie zum Beispiel Großbritannien und Frankreich, durch ihre zentralisierte Hauptstadtkultur die Verzahnung von Startups und Banken auf Kosten der Peripherie durchführen können, so könnte in Deutschland der Wettbewerb zwischen verschiedenen Standorten dabei helfen, optimale Bedingungen zu schaffen.

Im Bereich Alternative Finance haben die in Frankfurt ansässigen Crowdinvesting-Plattformen um den Whitelabel-Provider Crowddesk einen Frankfurter Standard erarbeitet, der sowohl einen technologischen als auch einen juristischen Rahmen gibt, um Plattformen regulierungskonform aufsetzen zu können. Hier hat die enge Vernetzung der Branche untereinander und mit Akteuren vor Ort aus der Bankenbranche geholfen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

In Berlin gibt es zahlreiche direkte Kooperationen zwischen Banken und Fintechs. Im Bereich Crowdfunding hat die Berliner Volksbank einen Anteil an der Plattform Bergfürst übernommen und die Berliner Sparkasse hat eine Reihe an Fremdfinanzierungen von Startups übernommen, die sich auf der Plattform Companisto finanziert haben. Solche Verzahnungen entstehen dadurch, dass in Berlin sehr frühzeitig die Politik, die öffentlichen Banken, die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen den Dialog mit den Crowdinvesting-Plattformen gesucht haben.

Wenn man diese Beispiele extrapoliert, so ist klar, dass zur Stärkung eines Standorts als Fintech Hub in Deutschland verschiedene Faktoren notwendig sind, die politisch beeinflussbar sind:
  • Gute Bedingungen für Gründer im Bereich Fintech, insbesondere für universitäre Gründer
  • Ausreichend Risikokapital via Crowdinvesting, Crowdlending, Business Angels, Venture Capital
  • Frühe Vernetzung zwischen den Fintechs, Banken, Aufsichtsbehörden und Wirtschaftsförderern
  • Etablierung gemeinsamer Standards, insbesondere auf der technischen Ebene

Die Verzahnung wird durch die Branche selbst sehr intensiv vorgenommen. Man kann allerdings sehen, dass die Bereitschaft des britischen Finanzministers George Osborne den Fintech Standort Großbritannien und insbesondere London zu stärken, indem er im Jahr 2014 Innovate Finance als Netzwerkorganisation der Fintechs in Großbritannien etablierte, geholfen hat, das Potenzial der Branche zu erhöhen. Hinzu kamen mehr als 200 Millionen Pfund in direkten Investitionen in Fintech-Unternehmen durch die British Business Bank. Ein solches politisches Signal wäre auch in Deutschland sehr sinnvoll.


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