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10 Fonds im Crashtest Die besten Fonds für Biotech-Aktien

Rückblende: Im Frühjahr 2000 ist Biotechnologie das ganz heiße Ding. Wissenschaftler machen riesige Fortschritte bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms. Krankheiten wie Krebs oder Aids scheinen plötzlich besiegbar. Ansonsten eher drögen Wirtschaftsmagazinen bietet der Hype die willkommene Gelegenheit, nackte Brüste aufs Cover zu heben, und die Investment-Branche wirft einen Biotech-Fonds nach dem anderen neu auf den Markt. Am Ende des Jahres können Anleger zwischen mehr als 30 einschlägigen Angeboten wählen. Davon verwalten allein die drei Schwergewichte DIT Biotechnologie (heute: Allianz Biotechnologie), DWS Biotech und Pictet Biotech mehr als 8 Milliarden Euro.

Und heute? Existieren gerade noch einmal 13 Fonds, die alle zusammen ebenfalls auf ein Volumen von rund 8 Milliarden Euro kommen. Zehn davon mit ausreichend langer Historie hat DAS INVESTMENT im aktuellen Crashtest untersucht. Klarer Sieger: der Candriam Equities Biotechnology (siehe Tabelle).

Der im April 2000 unter dem Namen Dexia Equities Biotechnology gestartete Klassiker zeigt zudem, dass gut gemanagte Biotech-Fonds weder Rohrkrepierer sind noch Auslaufmodell sein müssen – ein Plus von 341 Prozent seit Auflegung entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 8,3 Prozent. Wer die traditionell starken Schwankungen dieses Sektors für sich nutzte und im Frühjahr 2000 einen Sparplan mit gleichbleibenden monatlichen Raten abschloss, kommt bis heute sogar auf eine Rendite von 13,2 Prozent.

Rang Fonds Punkte gesamt Pkt. Performance Pkt. Stresstest Pkt. Aktives Mgmt. Vol. in Mio. € ISIN
1 Candriam Equities Biotechnology 64 26 18 20 596 LU0108459040
2 SEB Concept Biotechnology 50 6 27 17 194 LU0118405827
3 Espa Stock Biotec 44 22 5 17 207 AT0000746755
4 Deka-Lux-Biotech CF 27 14 4 9 263 LU0348461467
5 DWS Biotech 20 12 0 8 389 DE0009769976
5 weitere Fonds

Für Fondsmanager Rudi Van den Eynde steht es deshalb auch völlig außer Frage, dass ein Biotech-Fonds in einem breit aufgestellten Depot seinen festen Platz haben sollte. Zumal angesichts der demographischen Trends die Bedeutung des Sektors künftig eher noch steigen dürfte: „Nehmen Sie zum Beispiel Alzheimer. Unter dieser verheerenden Krankheit leiden derzeit 5,7 Millionen Amerikaner, die jährlichen Kosten in den USA werden auf 250 Milliarden US-Dollar geschätzt. Viele Biotech-Firmen arbeiten hart daran, eine Lösung zu finden.“

Trotz der steigenden Erwartungshaltung und jüngster Erfolge etwa in der Gen-Therapie gibt es derzeit keinen einzigen Biotech-Fonds, der auf Sicht von drei Jahren im Plus liegt. Van den Eynde führt diese ernüchternde Bilanz zum einen auf die 2016 im US-Präsidentschafts-Wahlkampf losgetretene Diskussion über Medikamenten-Preise zurück und zum anderen darauf, dass jüngst ähnlich spannende Investment-Themen wie die Robotik viel Geld auf sich gezogen hätten – ganz zu schweigen von den Milliarden und Abermilliarden US-Dollar, die seit 2015 in Technologie-Schwergewichte wie Amazon, Facebook oder Google geflossen sind. Zumindest der letztgenannte Trend beginnt sich jedoch gerade umzukehren.

Ein weiteres Argument, das die Befürworter von Investitionen in den Biotech-Sektor auf der Habenseite verbuchen können: den jüngsten Führungs- und Politikwechsel bei der Arzneimittelbehörde FDA. „Seit der neue FDA-Chef Scott Gottlieb im Amt ist, hat sich die Zulassung neuer Medikamente deutlich beschleunigt“, sagt Van den Eynde und nennt als Beispiele das Krebs-Medikament Yescarta von Gilead Sciences und Migalastat, einen Wirkstoff zur Therapie von Patienten mit der Stoffwechselkrankheit Morbus Fabry. Eine gute Nachricht für alle Aktionäre des Migalastat-Herstellers Amicus: Der Wert Ihrer Anteilsscheine hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

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Gleich um 300 Prozent in nur zehn Monaten stieg bis zur Bekanntgabe der Übernahme durch Gilead Sciences die Aktie von Kite Pharma, dem eigentlichen Yescarta-Entwickler. Umgekehrt gibt es immer wieder spektakuläre Einbrüche bei Biotech-Aktien, wenn sich Ertragserwartungen nicht erfüllen oder die FDA neu entwickelte Medikamente ablehnt.

Unvergessen auch der Kurssturz der Elan-Aktie: Weil das irische Unternehmen 2005 wegen zweier mysteriöser Todesfälle völlig überraschend ein Medikament gegen Multiple Sklerose vom Markt nehmen musste, brach der Kurs von einem Tag auf den anderen um fast 70 Prozent ein. Derartige Risiken über den Kauf eines breit gestreuten Fonds abzumildern, erscheint deshalb mehr als ratsam.

Drei Top-Fonds im Porträt

Rudi Van den Eynde

Platz 1: Candriam Equities Biotechnology

Der seit nunmehr 18 Jahren von Rudi Van den Eynde betreute Fonds verteidigt seinen bereits beim vorangehenden Crashtest im Januar 2017 errungenen Spitzenplatz – was einmal mehr auf die überzeugenden Werte im Teilbereich Performance zurückgeht. Zwar liegt auch der Candriam Equities über drei Jahre zweistellig im Minus. Dieses fällt jedoch deutlich niedriger aus als bei den meisten Wettbewerbern, und im Fünf-Jahres-Bereich ist ein zum Stichtag 28. März 2018 ausgewiesener Zuwachs von 120 Prozent erneut das Maß aller Dinge.

Um aus dem weltweit mehr als 1.000 Titel umfassenden Angebot an Biotech-Aktien die vielversprechendsten Titel herauszufiltern, geht der studierte Mediziner Van den Eynde nach rein fundamentalen Kriterien vor. Er analysiert mit seinem ebenfalls einschlägig ausgebildeten Team Faktoren wie die Qualität der veröffentlichten Studien, die Geschäftsaussichten, das Therapieumfeld und die Managementqualität und behält am Ende knapp 100 Titel übrig, die ins Portfolio wandern.

„Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren gestiegen, weil auch die Anzahl der Biotech-Firmen mit interessanten Produkten steigt“, sagt Van den Eynde. Dabei gilt jedoch nach wie vor eine Mindest-Marktkapitalisierung von 100 Millionen US-Dollar. Eine Beteiligung an oft besonders gewinn-, aber eben auch verlustträchtigen Start-Ups ist den Anlagebedingungen zufolge ausgeschlossen. Die durchschnittliche Haltedauer der einzelnen Titel liegt bei drei bis sechs Jahren.

Während die meisten Konkurrenten sich nahezu ausschließlich auf den US-Markt konzentrieren, hält das Candriam-Team mehr als ein Dutzend Titel aus anderen Ländern Langfristig sieht Van den Eynde vor allem in Asien gute Chancen: „Mit mehr Geldern für die Grundlagenforschung und in den USA und der EU ausgebildeten Wissenschaftlern, die in ihre Heimat zurückkehren, könnte sich insbesondere China zu einem Zentrum für künftige Innovationen entwickeln.“

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