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10. Jahrestag einer Bankenpleite Zehn Folgen der Lehman-Insolvenz, die wir bis heute spüren

Nennt die größten Probleme infolge der Lehman-Pleite: Vermögensverwalter Thomas Wüst
Nennt die größten Probleme infolge der Lehman-Pleite: Vermögensverwalter Thomas Wüst | Foto: Valorvest

Zeit für eine Bestandsaufnahme, die deutlich macht: Die Auswirkungen dieses Ereignisses waren nicht nur auf den Finanzmarkt beschränkt und führten zu großen Einschnitten und Veränderungen, die uns alle bis heute beschäftigen.

1. Folge: Anstieg der Staatsverschuldung

Durch die Bankenrettungen in Form eines „Bail-Outs“ über eine Vergemeinschaftung von Schulden ist die Staatsverschuldung deutlich angestiegen. In Deutschland lag die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt („Maastricht-Kriterium“) im Gefolge der Finanzkrise bei über 80 Prozent. Erst im Laufe diesen Jahres wird die Staatsverschuldung in Deutschland wieder unter die 60 Prozent-Schwelle sinken. Andere Länder der Eurozone liegen noch deutlich darüber.

2. Folge: Expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank

Die EZB begegnete dem Stress im Bankensystem mit einer äußerst expansiven Geldpolitik, die unter anderem 2012 zu der berühmten „Whatever it takes“-Rede von Notenbankchef Mario Draghi und anschließend zu dem Anleihekaufprogramm, das voraussichtlich erst zum Jahresende auslaufen wird, führte. Daraus resultierte bis heute eine Niedrigzinsphase an den Anleihemärkten. Noch heute müssen Banken in der Eurozone für Einlagen bei der EZB eine Verwahrgebühr von minus 0,40 Prozent bezahlen mit den bekannten Folgen für die Verzinsung von Spar- und Sichteinlagen für Privatkunden.

3. Folge: Deleveraging in den Bankbilanzen

Eine Auflage der Bankenrettung auf Kosten des Steuerzahlers war ein Abbau der Risiken in den Bankbilanzen. Die damit verbundene Schrumpfkur bekamen auch deutsche Banken zu spüren. So lag die Bilanzsumme der Commerzbank 2009 noch bei 844 Milliarden Euro, während sie Ende 2017 nur noch bei 487 Milliarden Euro lag. Der Wegfall von risikobehaftetem Geschäft bedeutet auch eine Reduzierung von besonders margenträchtigen Geschäftssegmenten, was sich in Zeiten einer rückläufigen Zinsmarge und zunehmender Regulierung auf die Ertragssituation der Banken auswirkte. Eine ganz aktuelle Konsequenz: die Commerzbank scheidet als Gründungsmitglied zum 24. September 2018 aus dem Dax aus.

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Folge 4: Regulierung der Anlageberatung

Waren Privatanleger, die beispielsweise in Lehman-Zertifikaten investiert waren, die unmittelbar Leidtragenden aus der Insolvenz, wurde auch der Prozess der Anlageberatung nach der Lehman-Pleite mit der Einführung des Beratungsprotokolls 2010 und mit der Einführung des Produktinformationsblatts ab 1. Juli 2011 völlig neu gestaltet.

Folge 5: Regulierung des Produktvertriebs

In Verbindung mit dem Kleinanlegerschutzgesetz 2015 wurden die Befugnisse der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht deutlich ausgeweitet. So hat die BaFin heute die Möglichkeit der Produktintervention.

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