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Aktualisiert am 03.11.2016 - 09:51 Uhrin CrashtestLesedauer: 10 Minuten

144 Fonds im Crashtest Die besten Fonds für Schwellenländer-Aktien

Niedrige Kurse, moderate Bewertungen und wenig beliebt. So in etwa ließen sich Aktien der Schwellenmärkte in den vergangenen sechs Jahren umschreiben. Doch das Blatt scheint sich gedreht zu haben. Wer zu Jahresbeginn antizyklisch auf die vermeintlichen Verlierer aus Russland, Brasilien, Indien und Co. gesetzt hat, der konnte seinen Einsatz im Schnitt um 14 Prozent vermehren. Zum Vergleich: Der DAX verlor seit Anfang des Jahres mehr als 2 Prozent an Wert.

Nach dem jahrelangen Schattendasein scheinen Schwellenländer-Aktien den Boden gefunden zu haben. Zudem sind die Bewertungen nach den Rückschlägen wieder relativ günstig. Das bestätigt auch Laurent Saltiel, Fondsmanager des Performance-Zweiten AB Emerging Markets Growth: „Trotz der jüngsten Rallye sehen wir für die kommenden Jahre weiter gute Chancen bei EM-Aktien. Die aktuellen Bewertungen liegen nach wie vor unter denen von Industrieländern.“

Die besten Fonds für Schwellenländer-Aktien

  Fonds Punkte
Gesamt
Pkt.
Perfor-
mance
Pkt.
Stress-
test
Pkt.
Rating
Vol. in
Mio. €
1 Magna New Frontiers Fund 205 73 88 44 45
2 Stewart Investors Global Em. Markets Sustainability 177 43 84 50 391
3 Stewart Investors Global Emerging Markets Fund 164 20 74 70 1045
4 Stewart Investors Global Emerging Markets Leaders 160 28 62 70 3180
5 BI New Emerging Markets Equities 145 23 82 40 33
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Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 4. Oktober 2016), Wertentwicklung auf Euro-Basis
Quelle: Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 4. Oktober 2016), Wertentwicklung auf Euro-Basis

Insbesondere der Verfall der Rohstoffpreise war für den Niedergang der Schwellenländer verantwortlich. Doch auch hier hat sich die Lage bereits etwas entspannt, wie sich gut am aktuellen Ölpreis, der um 50 US-Dollar pendelt, ablesen lässt.

Für ein Investment sprechen neben nachhaltigen Wachstumsraten von jährlich 6 bis 8 Prozent in China oder Indien auch demografische Aspekte. Am Ende dieses Jahrhunderts werden laut Berechnungen der Stiftung Weltbevölkerung etwa 89 Prozent der Erdbewohner aus den sich entwickelnden Ländern stammen. Somit verschiebt sich auch das ökonomische Gewicht zugunsten der Schwellenländer.

Im aktuellen Crashtest hat das Fondsanalysehaus FWW aus München 144 Fonds untersucht. Die erfolgsverwöhnten Manager von Stewart Investors müssen sich nach den Siegen der vorangegangenen Jahre mit Platz 2,3 und 4 zufriedengeben.

Die Londoner Investmentboutique Charlemagne Capital holte sich mit dem Magna New Frontiers Fund nicht nur den Gesamtsieg, sondern liegt auch im Performance- und im Stresstest vorn. Dabei setzt Fondsmanager Stefan Böttcher, der sich bereits Anfang der 90er Jahre auf die Emerging Markets spezialisiert hat, mit seinem Team ganz auf die Frontier Markets, also die Schwellenländer von morgen.

Platz 5 belegt mit dem BI New Emerging Markets Equities ein weiterer Frontier-Fonds. Der Fonds der dänischen Bankinvest Gruppe konzentriert rund die Hälfte des verwalteten Vermögens auf die vier Länder Pakistan, Argentinien, Kenia und Vietnam.

Von Platz 14 im vorangegangenen Crashtest auf Platz 6 rückt der Vontobel Sustainable Emerging Markets Leaders vor. Der Fonds schlägt seit drei Jahren den Vergleichsindex deutlich. Vor allem in den vergangenen Monaten hat das Portfolio an Dynamik gewonnen. Die Schweizer setzen zusätzlich auf Nachhaltigkeitskriterien. Das scheint in Schwellenländern hervorragend zu funktionieren. Die drei größten Positionen des Portfolios – Taiwan Semiconductor, Netease und Tencent – stammen aus der IT-Branche.

Klassische ETFs, die den Vergleichsindex eins zu eins nachbauen, sind für Schwellenländer-Engagements nicht unbedingt erste Wahl – trotz ihrer Kostenvorteile gegenüber gemanagten Produkten. Entsprechende Fonds wie den Amundi ETF MSCI Emerging Markets findet man erst ab Platz 61. Im Vergleichsindex sind einerseits recht viele Unternehmen, die sich in Staatsbesitz befinden. Zum anderen enthält der Index zu 15 Prozent Unternehmen aus der Rohstoffbranche und auch Banktitel sind mit 17 Prozent hoch gewichtet.

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Aktive Manager haben hier viel Spielraum für eigene Ideen. So lässt Comgest-Manager Wojciech Stanislawski im Klassiker Magellan auf Platz 18 Rohstoffwerte völlig außen vor. Stattdessen gefallen ihm Titel wie Power Grid Corporation of India oder China Mobile.

Wenig erfolgreich scheint auch das Konzept zu sein, explizit auf Dividendenpapiere der Schwellenländer zu setzen. Entsprechende Fonds wie der Allianz Emerging Markets Equity Dividend (vormals Allianz Bric-Stars) oder UBS Emerging Markets-High Dividend dümpeln allesamt im Tabellenkeller.

Die drei Siegerfonds im Kurzporträt

Der Gesamtsieger: Magna New Frontiers Fund

Der Gewinnerfonds, der neben der Gesamtwertung auch die Teilbereiche Performance und Stresstest für sich entschied, kommt vom britischen Fondsanbieter Charlemagne Capital, dessen Schwerpunkt Schwellen- und Entwicklungsländer sind. Fondsmanager Stefan Böttcher arbeitet nach Stationen bei Flemings und Schroders seit 2001 bei der Investmentboutique. Unterstützung bekommt er von seinem Co-Manager Dominic-Bokor Ingram sowie vom 19-köpfigen Emerging-Markets-Team der Gesellschaft, in dessen Reihen sich zwei Analysten ausschließlich mit den Frontier Markets beschäftigen.

Der erste Schritt im Investmentprozess besteht darin, Länder auszuschließen, die aus politischen und ökonomischen Gründen nicht investierbar sind. So sehen die Charlemagne-Manager derzeit keine Länder in Sub-Sahara-Afrika mit stabilen und langfristigen Investmentaussichten. Hier fehlt es insbesondere an politischer Stabilität und an Währungsstabilität.

Stattdessen sind Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Pakistan und Vietnam prominent im mit 45 Millionen Euro recht kleinen Fonds vertreten. Darüber hinaus investiert das Team in osteuropäische Länder wie Georgien und Rumänien oder Sri Lanka und den Philippinen in Asien.

Diese Länder ermöglichen Böttcher zufolge durch ihre Reformbereitschaft auf politischer und ökonomischer Ebene überdurchschnittliche Wachstumschancen. Bei den Einzeltiteln achtet er vor allem auf gut geführte Unternehmen, starke Bilanzen und dynamisches Gewinnwachstum mit hohem Cashflow.

Der größte übergewichtete Sektor gegenüber der Benchmark ist das Gesundheitswesen. „Viele Frontier-Märkte leiden unter schlecht geleiteten staatlichen Gesundheitsunternehmen, die von privaten Unternehmen ersetzt werden. Diese sind oft in armen Ländern einer der ersten Nutznießer bei wachsenden Einkommen und Wirtschaftswachstum“, erklärt Böttcher. So gehört der arabische Gesundheitsdienstleister NMC Healthcare zu den größeren Positionen.

Finanzdienstleister wie die Banca Transilvania aus Rumänien oder die Bank of Georgia sind mit 36 Prozent der am höchsten gewichtete Sektor. Für den aus Deutschland stammenden Manager geht es vor allem darum, vom starken Inlandswachstum und Konsum zu profitieren. Deshalb investiert er auch selten in Rohstoff-, Öl- und Gas-Werte, da diese stark von der globalen Wirtschaft und deren Preisen abhängig sind.

Letzteres ist auch einer der Gründe, die den Fonds im Stresstest an die Spitze gebracht haben. Ein anderer Grund liegt in der sehr geringen Korrelation der Länder untereinander, obwohl diese für sich allein betrachtet nicht weniger volatil sind als typische Schwellenländeraktien. Mit einem Plus von 20 Prozent seit Jahresanfang zählt der Magna New Frontiers Fund zu den besten Fonds der Kategorie. Ausschlaggebend war die erfolgreiche Einzeltitelauswahl. „Wir hatten keine großen Verlierer im Portfolio, aber dafür viele Gewinner“, sagt Böttcher. Auch auf Fünf-Jahres-Sicht ist der Fonds top. Er konnte das eingesetzte Kapital in diesem Zeitraum nahezu verdoppeln.

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