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30 Jahre seit dem Atomunglück Fondsexperte über Lehren aus Tschernobyl und Fukushima

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Und die Lehren?

In Japan zeigen Umfragen, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung den Ausstieg aus der Atomkraft befürwortet. Die amtierende Regierung unter dem Ministerpräsidenten Shinzo Abe hat jedoch einen schrittweisen Wiedereinstieg beschlossen. Von 43 vorübergehend abgeschalteten Reaktoren sind zwei wieder in Betrieb. Auch die Ukraine setzt weiterhin auf Atomkraft. Noch heute werden 15 Reaktoren an vier Standorten betrieben.

Weltweit hat sich an der Situation leider nur wenig geändert. Der vollständige Ausstieg aus der Atomkraft nach dem Unfall in Fukushima wurde nur in Deutschland beschlossen.

Zwar macht der Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien sehr große Fortschritte. Allerdings deckt dieser Ausbau nur einen Teil des zusätzlichen Bedarfs, z. B. in China mit dem zuletzt weltweit größten Zubau bei Windkraft und Photovoltaik. Z. T. werden Kohlekraftwerke ersetzt. In einigen Ländern wie Deutschland wird sich der Prozess des „Kohleausstiegs“ fortsetzen.

Zugleich werden jedoch in insgesamt 14 Ländern Atomkraftwerke neu geplant und gebaut, die meisten in China. Und einige Länder wie Argentinien, Polen, Saudi-Arabien und die Türkei  sind erst kürzlich eingestiegen. In Großbritannien wurde der Neubau-Wiedereinstieg beschlossen, mit dem ersten Bau wurde bereits begonnen. Dies alles trotz der negativen Erfahrungen, die in den letzten Jahren in Finnland und Frankreich mit Neubauten der jüngsten, angeblich sichereren Reaktortypen gemacht wurden (Bauzeitverzögerung, Kostenüberschreitung).

Wie geht es weiter?

Nach dem Unfall in Fukushima 2011, wie auch schon nach dem Unfall in Tschernobyl 1986, wurde in der Öffentlichkeit und in der Politik viel darüber diskutiert, ob eine Technologie wie die Atomkraft angesichts der großen Schäden, die sie verursachen kann, ethisch und politisch überhaupt vertretbar ist. Abgesehen davon, dass die „Ewigkeitslasten“ durch den radioaktiven Müll, der erst zwischen- und dann irgendwann endgelagert werden muss, die Menschheit, solange es sie gibt, beschäftigen werden.

Leider haben die Grundsatzdiskussionen nach Fukushima nur wenig verändert. Zwar wird der Atomkraftanteil an der weltweiten Stromerzeugung, der 2014 bei 10,8 Prozent lag, bis auf weiteres weiter sinken, weil in den nächsten Jahrzehnten allein aus Kostengründen weit weniger Kraftwerke neugebaut als altersbedingt stillgelegt werden. Und der Anteil Erneuerbarer Energien wird weiter deutlich steigen.

Es ist jedoch völlig offen, ob dies alles zu einem Auslaufen der Atomkraft quasi von selbst führt oder ob nicht doch irgendwann eine „Renaissance“ zu befürchten ist, sollte es gelingen, eine neue Generation von Atomkraftwerken kostengünstiger zu bauen. Daran wird jedenfalls weiter gearbeitet und geforscht, nicht zuletzt auch mit Fördermitteln der EU.

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