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60 Jahre Templeton Growth „Er wollte in meinen Kopf gucken“

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Haben Sie jemals so ein starkes Übergewicht in Europa gehabt?

Nein, so hoch war die Gewichtung noch nicht. Ich könnte auch auf 100 Prozent gehen, wenn Unternehmen so günstig wären. Sie dürfen aber nicht die Länder- oder Sektorenebenen bewerten. Die mögen ambitioniert bewertet sein.

Aber unter den Tausenden Unternehmen finden Sie immer günstige Bewertungen, Unternehmen, die die breite Masse nicht mag. Diese Unternehmen zu identifizieren, ist unsere Aufgabe. Märkte waren, sind und werden niemals rational sein. Sie werden immer übertreiben, nach oben und nach unten.

Mussten Sie sich für Ihr starkes Europa-Engagement rechtfertigen?

Natürlich. Alle hielten uns für Idioten. Gerade als wir anfingen, europäische Banken zu kaufen. Wir waren nahezu alleine auf der Käuferseite. Das ist aber nicht logisch, was ihr da jetzt macht, hieß es. Oh doch, es ist sehr logisch, was wir machen, war unsere Antwort.

Das vergangene Jahrzehnt hatten Value-Investoren nicht viel Spaß.

So ist es. Es gab massive Einbrüche von mehr als 50 Prozent. Da verlieren Menschen auch mal den Glauben an Aktien. Geduld zu haben und auch einzufordern ist da einfach gesagt, aber erfordert eine beinharte Disziplin.

Sie sind seit März 2011 für den Templeton Growth Fund verantwortlich. Die Performance hat sich nachhaltig erholt. Das kann nicht nur am Teamansatz liegen.

Doch. Aber natürlich drücke ich am Ende den Knopf. Also spielt meine Person auch eine kleine Rolle.

Ihre Vorgänger hatten das gleiche Team und weniger Erfolg.


In Ordnung. Das Timing war auf meiner Seite. Trotzdem haben wir als Gruppe überzeugt. 2012 war ein positiver Wendepunkt. Aber etwa das Engagement in europäische Banken wurde auch intern diskutiert. Das waren große Debatten, und ich war Teil dieser Debatte, und am Ende war es das Team, das überzeugt und Entscheidungen getragen hat.

Na kommen Sie, etwas Talent gehört dazu. Nicht so bescheiden.

Sie erwarten doch nicht, dass ich hier das große Loblied auf meine Person singe. It’s all about me? Nein.

Die Halbwertszeit Ihrer Vorgänger hat rapide abgenommen. Mark Holowesko blieb 14 Jahre, Murdo Murchison sechs Jahre und Cindy Sweeting nur noch drei.

Jetzt geht der Spaß wieder von vorne los. Ich halte mich da eher an Sir John und Mark Holowesko.

Sie haben noch ein Haus in Toronto.

Das haben wir gerade verkauft. Das können Sie als Bekenntnis an die Bahamas werten. Ist aber nicht ganz so: Wir wollten, dass unser Sohn selbstständiger wird und auf eigenen Beinen steht. Nun muss er sich eine Wohnung suchen.

Wenn der Templeton Growth Fonds 100 Jahre alt wird …

… stehe ich hier am Strand mit
Strohhut und Angel.

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