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62 Fonds im Crashtest Die besten Fonds für deutsche Aktien

Vor nicht einmal zehn Monaten herrschte Party-Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Der Dax sprang in Vorfreude auf das von EZB-Chef Mario Draghi aufgesetzte Anleihe-Kaufprogramm auf sein bisheriges Allzeit-Hoch von 12.391 Punkten. Anfang Januar 2015 hatte der deutsche Leitindex noch bei 9650 Punkten gelegen.

Die besten Fonds für deutsche Aktien

  Fonds Punkte
Gesamt
Pkt.
Perfor-
mance
Pkt.
Stress-
test
Pkt.
Rating
Vol. in
Mio. €
1 Acatis Aktien Deutschland ELM 243 91 92 60 176
2 DWS Concept Platow 234 93 61 80 115
3 Concentra 217 69 74 74 2435
4 Main First Germany Fund 201 84 57 60 171
5 DWS Aktien Strategie Deutschland 195 84 24 87 2887
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Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices (Stichtag:14. Januar 2016), Wertentwicklung auf Euro-Basis
Quelle: Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices (Stichtag:14. Januar 2016), Wertentwicklung auf Euro-Basis


Doch die Feierstimmung verlor sich schnell. In einer seit April 2015 anhaltenden Korrektur, die sich gerade in den ersten Handelswochen des neuen Jahres verstärkt hat, wurden – zumindest im Dax – die gesamten Erträge des vergangenen Jahres aufgezehrt. Zu viele Unsicherheiten halten die Anleger seither in Atem.



Waren es zunächst die anhaltenden, angesichts der jüngsten Flüchtlingskrise kaum noch wahrgenommenen Probleme Griechenlands, so drücken derzeit vor allem die Wachstumsprobleme Chinas, der Schwellenländer und somit der gesamten Weltwirtschaft auf die Stimmung. Der damit einhergehende, mittlerweile dramatisch anmutende Verfall der Rohstoffpreise – insbesondere beim Öl – verschreckt viele Investoren zusätzlich.

Dabei hat sich fundamental gar nicht so viel geändert. Die Märkte werden weiter mit Geld geflutet, die deutsche Wirtschaft soll Schätzungen des IWF zufolge in diesem Jahr um 1,7 Prozent wachsen, und die Niedrigzinsphase lässt wenig Alternativen zu Aktien zu.

Gerade langfristig hat sich ein Engagement in Fonds für deutsche Aktien gelohnt. Wer dauerhaft investiert war, kann über 20 Jahre auf eine ansehnliche Rendite von durchschnittlich 7,7 Prozent pro Jahr zurückblicken. Das ist mehr, als europäisch oder global ausgerichtete Fonds erwirtschaftet haben. Auch die derzeit stark nachgefragte Kategorie der Mischfonds kann da nicht mithalten, wie die aktuelle Wertentwicklungs-Statistik des BVI zeigt.

Privathaushalte profitierten laut Daten der Bundesbank hingegen nur wenig von den guten Ergebnissen. Prozyklisches Fehlverhalten und schlechtes Timing – gerade in Krisenzeiten wie 2002 und 2008, aber auch im Aufschwung – bescherten Anlegern reale Netto-Renditen von gerade einmal 0,5 Prozent seit 1999. Aktienfonds wurden demzufolge im Hoch gekauft und zu Krisenzeiten abgestoßen.

Wie erfolgreich und wichtig Durchhaltevermögen und Treue zu einmal getroffenen Entscheidungen sein können, zeigen auch die Ergebnisse der besten Fonds im aktuellen Crashtest. Stockpicker wie Frank Lübberstedt (Acatis Aktien Deutschland ELM), Christoph Frank (DB Platinum IV Platow) oder Henning Gebhardt (DWS Aktien Strategie Deutschland) erzielten in den vergangenen fünf Jahren über verschiedene Zeiträume Mehrwert, weil sie sehr aktiv vom Vergleichsindex Dax abweichen und auch Aktien aus den Nebenwerte-Segmenten M-Dax, S-Dax und Tec-Dax in ihren Fonds berücksichtigen.

Das ein solcher Erfolg natürlich nicht automatisch in die Zukunft fortgeschrieben werden kann, sondern lediglich einen Anhaltspunkt für gutes Management darstellt, zeigt der einstige Erfolgsfonds FPM Stockpicker Germany All Cap, der an seine Top-Ergebnisse früherer Jahre nicht anknüpfen konnte. In der Perfomance-Auswertung belegt er aufgrund der unterdurchschnittlichen Wertentwicklung nur Platz 47.

Ein wenig unter Wert geschlagen werden die im hinteren Drittel der Gesamtwertung liegenden Dax-ETFs – ihnen ist die Möglichkeit, mit Nebenwerten das Ergebnis aufzubessern, schließlich verwehrt. Auf Fünf-Jahres-Sicht lassen die Performance-Spitzenreiter DB Platinum IV Platow und Main First Germany aber auch M-Dax, S-Dax und Tec-Dax deutlich hinter sich.

Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt

Der Gesamtsieger: Acatis Aktien Deutschland ELM


Der 2003 aufgelegte, von Frank Lübberstedt betreute Fonds der Frankfurter Investmentboutique Acatis verteidigt den ersten Platz in der Gesamtwertung, den er schon im Vorjahr innehatte. Darüber hinaus steht er bereits zum dritten Mal in Folge auf dem Podest.

Den langfristigen Erfolg führt Lübberstedt auf seinen Anlagestil zurück, den er auch dann nicht verändert, wenn er phasenweise – wie 2007 geschehen – dem Markt hinterherläuft. Damals, so erinnerte er sich, liefen Dax-Titel viel besser als die von ihm favorisierten Nebenwerte. In der darauffolgenden Finanzkrise verlor sein Fonds jedoch aufgrund seiner Ausrichtung auf defensive und ertragsstarke Unternehmen weniger als der Markt.

Frei von Index-Vorgaben sucht Lübberstedt antizyklisch auf Basis der Value-Strategie von Warren Buffett nach unterbewerteten Aktien. Fündig wird er dabei des Öfteren im deutschen Mittelstand. Dax-Konzerne machen im Schnitt nur ein Fünftel des Portfolios aus. Lübberstedt versucht durch verschiedene Analysen vorherzusagen, wo ein Unternehmen in drei Jahren stehen wird und steigt dann ein, wenn er den fairen Wert mindestens 30 Prozent darunter sieht.

Eine Marktmeinung zu haben spielt dagegen für den Vorstand des Lübecker Finanzdienstleisters Ehrke & Lübberstedt keine Rolle. Absicherungsinstrumente kommen deshalb – von taktischen Barreserven einmal abgesehen – grundsätzlich nicht zum Einsatz.

Die jüngste Korrektur der Märkte hat Frank Lübberstedt genutzt, um seine 15-prozentige Cash-Quote sukzessive auf 8 Prozent abzubauen. Neu hinzugekauft hat er den IT-Dienstleister Cancom und Capital Stage, Deutschlands größten Betreiber von Solarparks. Kräftig aufgestockt wurden auch die Positionen in Bilfinger und Pfeiffer Vakuum. Größte Einzelposition ist jedoch der Finanzdienstleistungskonzern Wüstenrot & Württenbergische – Lübberstedt zufolge ein typisches Value-Investment, welches 50 Prozent unter Buchwert notiert und über einen sehr stabilen Ertragstrend verfügt.

Das Portfolio des aktuell 164 Millionen Euro schweren Fonds besteht in der Regel aus 30 bis 40 Positionen. Damit Lübberstedt auch in Zukunft flexibel in Nebenwerte investieren kann, plant Acatis den Fonds bei Erreichen einer Obergrenze von 250 Millionen Euro für neue Anleger zu schließen.

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