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9 Fragen an Schroders-Experten Was Emmanuel Macron für die Finanzmärkte bedeutet

Schroders-Anlageexperten (von links nach rechts): Azad Zangana, Senior European Economist, Nicholette MacDonald-Brown, Fund anager European Equities und Philippe Lespinard, Co-Head Fixed Income
Schroders-Anlageexperten (von links nach rechts): Azad Zangana, Senior European Economist, Nicholette MacDonald-Brown, Fund anager European Equities und Philippe Lespinard, Co-Head Fixed Income

1. Was bedeutet das Wahlergebnis für die französische Wirtschaft?

Azad Zangana:

„Emmanuel Macron ist ein unternehmensfreundlicher, gesellschaftlich liberaler Politiker. Er hat eine Bewegung aufgebaut, die die Spaltung Frankreichs in ein linkes und ein rechtes politisches Lager überwindet. Wir sehen in ihm einen Nachfolger von Reformern wie Gerhard Schröder in Deutschland oder Tony Blair in Großbritannien.

In Frankreich besteht ein großer Bedarf an Strukturreformen zur Stärkung der Wirtschaft. Macron will Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit umsetzen. Hierzu zählen eine Herabsetzung der Unternehmenssteuern und eine Liberalisierung des Arbeitsmarkts. Letzteres ist besonders wichtig und könnte es für Unternehmen attraktiver machen, Arbeitnehmer einzustellen und wieder zu entlassen. Außerdem ist eine Prüfung der 35-Stunden-Woche vorgesehen.

Es ist fraglich, wie leicht Macron die Umsetzung solcher Reformen fallen wird. Im Juni stehen in Frankreich die Parlamentswahlen an und Macrons neu gegründete Bewegung En Marche! könnte Schwierigkeiten haben, ausreichend Sitze zu gewinnen. Möglicherweise führt das zu einer sogenannten Cohabitation, in der er mit einem republikanischen Premierminister zusammenarbeiten müsste. Das wäre ungewöhnlich, aber nicht vollkommen neu. Sofern sich im Parlament genügend reformorientierte Politiker finden, lässt sich mit Sicherheit eine Koalition bilden.“

2. Was sind die Folgen für das restliche Europa?

Azad Zangana:

„Macron ist leidenschaftlicher Pro-Europäer und dürfte die europäische Integration weiter voranbringen. Er hat sich in der Vergangenheit für eine Haushaltsüberwachung durch die EU ausgesprochen und befürwortet unter Umständen auch einen gemeinsamen Haushalt und eine europaweite Risikoverteilung. Das sind aus dem Blickwinkel des Risikomanagements alles hervorragende Maßnahmen, die jedoch nicht von allen EU-Mitgliedern befürwortet werden. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive und unter Risikogesichtspunkten ist sein Sieg jedoch positiv zu bewerten.“

3. Wie werden die Börsen auf Macrons Sieg reagieren?

Nicholette MacDonald-Brown:

„Wir gehen davon aus, dass die europäischen Börsen das Wahlergebnis positiv aufnehmen und sich der Aufwärtstrend weiter fortsetzt. Macrons proeuropäische und wirtschaftsfreundliche Haltung ermöglicht es Aktienanlegern, sich auf die anhaltende wirtschaftliche Erholung zu konzentrieren, anstatt sich über ein Scheitern des Euro Sorgen machen zu müssen.

Die Aktienbewertungen sind in Europa noch immer äußerst attraktiv, und zwar sowohl in absoluten als auch in relativen Werten. Auch das Ertragswachstum verbessert sich. Die zurückliegende Ertragssaison im ersten Quartal ist die beste, die Europa in den vergangenen sieben Jahren erlebt hat. Viele Unternehmen übertreffen ihre Absatz- und Gewinnprognosen. Deshalb glauben wir, dass europäische Aktien für Anleger eine attraktive Chance darstellen.

Mit Blick auf Frankreich dürften die Arbeitsmarktreformen Macrons vor allem dem öffentlichen Sektor zugutekommen.

Wir sehen auch Spielraum für einen erhöhten Kapitalstrom in europäische Titel, da die durch politische Risiken verursachte Angst nun ausgeräumt ist. Anleger, die bislang nur zugeschaut haben, können sich wieder auf den europäischen Aktienmarkt wagen.“