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in Hochzinsanleihen (High Yield)Lesedauer: 5 Minuten

AB-Anleihenspezialist John Taylor „Der Markt unterschätzt, wie schnell die EZB die Zinsen anheben könnte“

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Wie sähe ein Tapering der EZB Ihrer Meinung nach aus?

Taylor: Erst hat die EZB die Zinssätze heruntergefahren und dann das QE-Programm obendrauf gesattelt. Jetzt werden wohl auch erst die Anleihekäufe beendet, bevor die Zinsen wieder angehoben werden. Am meisten gefährdet bei einer Zinswende sind tatsächlich die südeuropäischen Länder, insbesondere Italien. Wenn die EZB also wirklich besorgt darüber ist, wie diese Länder einen Kurswechsel verkraften, sollte sie vielleicht zunächst nur die Zinsen anheben und das Anleihekaufprogramm noch fortsetzen.

Wieso in dieser Reihenfolge?

Taylor: Der von der EZB festgelegte Einlagenzinssatz hat einen größeren Einfluss auf die nordeuropäischen Länder. Und die benötigen so niedrige Zinsen gar nicht. Das QE-Programm dagegen hat einen größeren Einfluss auf Südeuropa. Man sollte also wohl bei den Zinsen beginnen und dann erst die Anleihenkäufe beenden. Die EZB sollte aber schrittweise und sehr vorsichtig vorgehen. Die italienischen Spreads könnten sonst leicht auf 300 Basispunkte gegenüber der 10-jährigen Bundesanleihe ansteigen. Dann müsste die EZB ihre Maßnahmen wieder zurücknehmen.

Welchen Anleihen-Markt halten Sie derzeit für attraktiver – die USA oder Europa?

Taylor: In der jetzigen Zinssituation halten wir die USA für attraktiver. US-Staatsanleihen werden keine sehr hohen Renditen liefern, aber sie werden wohl etwas besser abschneiden. Wir schauen allerdings weniger auf traditionelle Staatsanleihen als auf besicherte und inflationsindexierten Anleihen. Bei US-Investments halten wir vor allem diesen Bereich momentan für attraktiv.

Wenn dort die Zinsen weiter steigen: Sind die USA für Sie immer noch ein interessanter Markt oder schauen Sie sich dann lieber anderweitig um?

Taylor: Es gibt andere Länder, die mehr Rendite bieten als die USA, zum Beispiel Australien. Die australische Notenbank könnte die Leitzinsen weiter senken und so Investments dort attraktiver machen. Wir sehen uns aber auch Schwellenländer an. Anleihen in lokalen Währungen sind oft attraktiver als US-Anleihen. Schwellenländer hatten bis vor einem Jahr eine harte Zeit. Viele Marktbeobachter haben sich über ihre weitere Entwicklung gesorgt, Währungen wurden abgewertet. Die Notenbanken der Länder mussten die Zinssätze sehr hoch belassen, um ihre Währungen zu schützen. Jetzt geht es den Währungen in Schwellenländern besser. Es gibt mehr Spielraum für fallende Zinsen.

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