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Aktualisiert am 15.02.2021 - 10:28 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten
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AB-Kommentar Besorgt um US-Aktien?

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Wir glauben auch, dass die Zinsen noch längere Zeit niedrig bleiben werden, da niedrige Ölpreise die Inflation dämpfen. Das ist auch gut für Gewinne. Der Finanzaufwand macht heute etwa 1,5 Prozent der Umsätze von US-Unternehmen aus – ein Rückgang gegenüber den 1,7 Prozent im Jahr 2010 und fast ein Drittel weniger als der Spitzenwert aus dem Jahr 2002.

Zudem haben viele Unternehmen sich für ihre langen Laufzeiten niedrige Zinssätze gesichert, was dazu beitragen dürfte, die künftige Wirkung steigernder Zinsen auf die Margen abzufedern. Geringe Inflation und solides Wirtschaftswachstum sind für Unternehmen außerdem ein ausgezeichnetes Rezept für nachhaltiges Umsatzwachstum.

Niedrige Zinsen stützen höhere Bewertungen

Die überdurchschnittlichen Bewertungen von heute sind bei niedrigen Zinsen plausibel. Ein niedriger Abzinsungssatz bedeutet, dass künftige Cashflows mehr wert sind, und Anleger werden bereit sein, heute mehr dafür zu bezahlen. Vor diesem Hintergrund erscheinen uns die relativ hohen Bewertungen von US-Aktien nicht ganz so beunruhigend.

Natürlich wird der US-Markt mit vielen Schwierigkeiten und Ungewissheiten konfrontiert sein. Das Hauptrisiko ist das Weltwirtschaftswachstum. Viele Anleger befürchten, dass die Rückgänge der langfristigen Zinssätze, der Inflationserwartungen und der Rohstoffpreise die Folge einer schwachen Nachfrage und nicht so sehr eines Überangebots an Rohstoffen und Kapital sind. Wenngleich es Anzeichen für ein schwächeres Wachstum in Europa und in den Emerging Markets gibt, erweisen sich die US-Wirtschaftsdaten zurzeit noch als robust. Bislang gehen wir also nicht davon aus, dass diese Risiken auf einen markanten Rückgang der US-Aktienkurse hindeuten.

Vorsicht vor Cash-Hamsterern

Worauf es für Anleger wirklich ankommt, ist, wie die Unternehmen sich verhalten. Im heutigen Umfeld müssen sich Unternehmen unserer Ansicht nach zweimal überlegen, ob sie ihre liquiden Mittel horten wollen. Unternehmen mit attraktiven Bewertungen des freien Cashflows sind besonders interessant, da ein Anziehen des Wirtschaftswachstums eine neue Welle von Fusionen und Übernahmen auslösen und einen Impuls für weitere Aktienrückkäufe geben könnte.

Anleger könnten auch ertragsorientierte, weniger schnell wachsende Aktien ins Auge fassen, die sich in einem länger anhaltenden Umfeld niedriger Zinsen gut halten dürften. Unter den ertragsorientierten Aktien bevorzugen wir diejenigen mit hohen freien Cashflow-Renditen gegenüber denen mit hohen Dividendenrenditen, denn sie sind billiger und bieten die Option, mehr auszuzahlen oder in Wachstum zu investieren. Ganz allgemein erkennen wir heute eine große Chance für Stock-Picker: Wenn der US-Markt insgesamt relativ teuer ist, haben aktive Manager die Möglichkeit, Wert zu schaffen, indem sie sich auf Unternehmen mit relativ niedrigen Bewertungen und besseren Fundamentaldaten als ihre Mitbewerber konzentrieren.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als  Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wider.

Zum Autor: Joseph G. Paul ist Investmentchef von US Value Equities bei AB.

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