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AB-Marktkommentar Rückenwind für Euro-Anleihen durch EZB-Politik?

Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AB
Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AB
Die Weltwirtschaft expandiert derzeit verhalten. Für 2015 wird allerdings mit einem moderaten Wachstumsanstieg von 2,7 auf 3,0 Prozent gerechnet. Dieser Konjunkturimpuls ist zu einem guten Teil dem starken Einbruch am Ölmarkt zu verdanken. Die gesunkenen Energiekosten bewirken zudem einen Einkommenstransfer von den Öl exportierenden Staaten zu den Ölkonsumenten, der sich alleine in diesem Jahr auf hunderte Milliarden US-Dollar summieren könnte.

Der tiefe Ölpreis beeinflusst auch die Finanzmärkte. Da Verbraucher und Unternehmen weniger Geld für fossile Brennstoffe ausgaben, sanken die Inflationserwartungen in den Industriestaaten noch ein Stück weiter. Dies hat auch die Anleiherenditen auf Talfahrt geschickt. Die Suche nach Ertragsmöglichkeiten am Rentenmarkt hat sich damit noch verschärft. Denn wer der Bundesrepublik Deutschland aktuell für zehn Jahre Geld leiht, erhält dafür nur noch eine kümmerliche Rendite von zurzeit rund 0,45 Prozent. Die Verzinsung auf fünf-Jahressicht ist bereits sogar negativ bei -0,05 Prozent.

EZB wird handeln


Der Verfall des Ölpreises brachte die Teuerungsraten nochmals massiv unter Druck. Im Dezember nahmen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 0,2 Prozent ab. Wir erwarten, dass die europäischen Verbraucherpreise über den Gro?teil des Jahres hinweg zurückgehen werden. Derzeit sollte der deflationäre Trend bei rund -0,4 Prozent im ersten Quartal seinen Tiefstand finden. Sollte sich der Ölpreis jedoch auf einem Niveau nahe 50 Dollar pro Barrel stabilisieren, ist es wahrscheinlich, dass diese Prognose noch nach unten korrigiert werden muss.

Die Entwicklung hat aber auch positive Seiten: Niedrigere Kosten für Sprit und Heizung lassen die Realeinkommen jetzt wieder steigen. Unsere Ökonomen beziffern den aktuellen Einkommenszuwachs auf 1,8 Prozent. Der Effekt ist bereits spürbar, die Verbraucher konsumieren mehr. Unter anderem aufgrund der besseren Binnennachfrage könnte die Wirtschaft im Euroraum 2015 um 1,3 Prozent zulegen, nachdem das Bruttoinlandsprodukt 2014 nur um 0,8 Prozent gewachsen sein dürfte. 

Es kommt nun darauf an, ob die Europäische Zentralbank die Folgen des gesunkenen Ölpreises als vorübergehendes Phänomen wertet und abwartet - oder ob sie den nächsten Schritt macht und auch mit dem Erwerb von Staatsanleihen beginnt. Unsere Wirtschaftsexperten erwarten, dass die Währungshüter handeln und demnächst den Start eines erweiterten Ankaufprogramms verkünden. Schließlich hatte EZB-Chef Mario Draghi kürzlich betont, dass die Inflation und die Inflationserwartungen so schnell wie möglich steigen müssten.

Konsequenzen für Anleger

Angesichts des verhaltenen Konjunktur- und Inflationstrends im Euroraum müssen Anleiheinvestoren um jeden Prozentpunkt Rendite kämpfen. Alternativen zu renditeschwachen Bundesanleihen existieren durchaus. Bei vergleichbarer Kreditqualität weisen britische Staatsanleihen beispielsweise eine attraktivere Verzinsung auf. Derzeit liegt der Zinsunterschied zwischen deutschen und britischen Staatsanleihen mit fünf- oder zehnjähriger Laufzeit bei rund 1 Prozent. Gute Chancen sehen wir auch in Irland. Das Land hat seine Hausaufgaben gemacht. Die Schulden Irlands sinken zukünftig und die Wirtschaft wuchs im 3. Quartal 2014 um 3,5 Prozent. Damit übertraf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts  dasjenige aller anderen Euromitglieder um Längen.

Investoren mit einem höheren Ertragsbedarf bieten Hochzinsanleihen, so genannte High Yield Bonds, interessante Investitionsmöglichkeiten. Das Segment sollte von den Wertpapierkäufen der Europäischen Zentralbank, dem so genannten Quantitative Easing (QE), profitieren. Denn das QE führt in der Regel zu einer Stimmungsaufhellung am Markt und drückt Anleger von den sicheren Staatsanleihen in höher verzinsende Anlagen. Auch die europäische Peripherie sollte von einem solchen Aufkaufprogramm profitieren, auch wenn die anstehenden griechischen Wahlen und die anschließende Regierungsbildung für Schwankungen am Markt sorgen könnten.

Höherverzinsliche Investments sollten allerdings nicht wahllos erfolgen. Wichtig sind die genaue Analyse und eine breite Streuung. Denn das anhaltend geringe nominelle Wirtschaftswachstum im Euroraum hält dazu an, sich jedes Unternehmen am Markt sehr genau anzuschauen. Auch in diesem Jahr wird es wieder Zahlungsausfälle von Unternehmen mit einem hohen Schuldengrad oder einem schwachen Businessmodell geben. Exportunternehmen sollten allerdings von einem sich weiter abschwächenden Euro profitieren und an Wettbewerbsfähigkeit hinzugewinnen.

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