LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 4 Minuten

Aberdeen-Fondsmanager „Anlegerwunsch bei Rentenfonds hat sich komplett gedreht“

DAS INVESTMENT.com: In welchen Anleihesegmenten sehen Sie aktuell eindeutige Anzeichen einer Blase? Oder anders: Von welchen Segmenten sollten sich Investoren aufgrund eines signifikanten Rückschlagpotenzials auf absehbare Zeit fernhalten?

Wolfgang Kuhn: Das ist nicht leicht zu beantworten. Denn selbst wenn eine Blase vorhanden ist, kann der Zeitraum bis zum Platzen dieser Blase so lang sein, dass es praktisch nicht möglich ist, sich gänzlich fernzuhalten. Auch muss man zwischen „risikoloser“ Rendite und Risikoaufschlag unterscheiden.

Auch wenn Unternehmensanleihen im Verhältnis zu den meist negativen Staatsanleihen-Renditen, absolut gesehen, teuer erscheinen, sind wir gleichwohl der Meinung dass sie in Relation zu den Credit-Spreads noch nicht besonders teuer sind. Sind zum Beispiel zehnjährige italienische Staatsanleihen drei Monate vor einem wegweisenden Referendum mit 1,2 Prozent Rendite überbewertet? Das hängt davon ab, inwieweit man davon ausgehen kann, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereit steht, um eventuell aufkeimende Panik zu vertreiben und italienische Spreads im Zaum zu halten.

Aber auch wenn man davon ausgeht, dass die EZB dazu irgendwann nicht mehr in der Lage sein wird darauf zu warten, könnte sehr schmerzhaft sein. Gerade deshalb ist aber Quantitative Easing so gefährlich – je länger es andauert, desto nachhaltiger werden Anleger dazu getrieben, Risiken zu ignorieren.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Als Auslöser für einen möglichen Kursrutsch am Rentenmarkt gilt die Angst vieler Bond-Anleger vor einer baldigen Zinserhöhung durch die US-Notenbank Federal Reserve. Wann rechnen Sie mit einer Fortsetzung der Zinswende in den USA? Und welche Effekte erwarten Sie dadurch auf die Treasuries der Vereinigten Staaten sowie den weltweiten Anleihemarkt?

Wir gehen von einem weiteren Zinsschritt der Federal Reserve (Fed) im Dezember aus, halten es aber auch nicht für ausgeschlossen, dass die Märkte das vorwegnehmen, und ein darauffolgender Preisverfall die Fed einmal mehr davon abhalten wird, den geplanten Schritt dann tatsächlich auch zu machen. Der Effekt auf risikobehaftete Segmente, Credit im allgemeinen, könnte sehr heftig ausfallen, und ich würde sehr fest damit rechnen, dass dann auch der Europäische Markt, trotz des Ankaufprogramms der EZB für Unternehmensanleihen (CSPP), davon betroffen wäre.

Tipps der Redaktion