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Absolute Return „Wir brauchen derzeit jeden einzelnen Basispunkt an Mehrrendite“

Volker Heinke, Finanzvorstand der LVM Versicherung
Volker Heinke, Finanzvorstand der LVM Versicherung
Herr Heinke, Sie sind bei der LVM Versicherung für die Kapitalanlage verantwortlich und müssen dabei je nach Sparte sehr unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen. Die Bandbreite reicht von Lebensversicherung über Sachversicherung bis hin zum Pensionsfonds. Wie sieht aktuell Ihr Portfolio aus?

Volker Heinke: Je nach Sparte liegt unsere Aktienquote derzeit zwischen 3,6 und 11 Prozent. Allerdings sind wir hier zuletzt vorsichtiger geworden und haben unser Engagement etwas zurückgeschraubt, zumal wir gut an der positiven Aktienkursentwicklung partizipiert haben. Bei Immobilien hat unsere Krankenversicherung mit 1,5 Prozent die niedrigste Quote und unsere Schaden-Unfall-Sparte mit etwa 11 Prozent die höchste. Dabei sind wir direkt, aber auch indirekt über unsere Spezialfonds investiert.

Wie sind Sie auf der Rentenseite positioniert?

Wir setzen zur Diversifikation stark auf Unternehmensanleihen. In der Spitze halten wir in dem Segment knapp 16 Prozent. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und eines drohenden Japan-Szenarios wird diese Anlageklasse bei uns weiterhin eine wichtige Rolle spielen, auch wenn die Spreads so niedrig sind, dass das Kreditrisiko aktuell gar nicht mehr bezahlt wird. High Yield-Anlagen setzen wir im Rahmen der aufsichtsrechtlichen Grenzen trotz ihrer erhöhten Volatilität ebenfalls ein.

Ihr Haus hat im Jahr 2005 – also im Branchenvergleich recht früh – in Hedgefonds investiert. Später kamen Absolute Return-Strategien dazu. Welche Quote halten Sie bei diesen Strategien?

Ich persönlich verwende lieber den Begriff „asymmetrische Strategien“ und schließe dabei auch unser Hedgefondsengagement mit ein. Derzeit bewegt sich unsere Quote zwischen 4,2 und 5,2 Prozent. Dabei stellen Schwellenländeranleihen einen wichtigen, strategischen Baustein in unserem Absolute Return-Portfolio dar. Wir haben den Kurseinbruch im vergangenen Jahr genutzt, um sowohl im Anleihe- als auch im Aktienbereich nachzukaufen.

Herr Heinke, als Versicherungsinvestor unterliegen Sie der strikten VAG-Regulierung. Welche Kompromisse müssen Sie gegenüber einem institutionellen Anleger machen, der frei agieren kann?

Natürlich sind nicht alle asymmetrischen Anlagestrategien mit der Anlageverordnung vereinbar. Viele Strategien erfüllen nicht die Liquiditätsanforderungen, weil sie es dem Anleger nicht ermöglichen, zeitnah aus seinem Investment auszusteigen. Auch wenn die Asset Manager etwa eine Aktie leerverkaufen wollen, müssen sie den Umweg über Derivate oder Swap-Geschäfte gehen. Ebenso können VAG-Investoren nur Rohstoffinvestments tätigen, bei denen die physische Lieferung ausgeschlossen wird. Oder wir müssen den Ucits-Fondsmantel wählen, um den aufsichtsrechtlichen Transparenzanforderungen gerecht zu werden. Umwege, die sich unter dem Strich aber meist auszahlen, was das Risiko-Rendite-Profil angeht.

Gibt es noch weitere Einschränkungen?

Viele VAG-Investoren können aufgrund von Stresstests und den anstehenden Solvency II -Anforderungen Krisenzeiten nicht aussitzen. Während etwa ein Family Office stillhalten kann, wenn sich der Zeitwert seiner Kapitalanlagen in der Krise halbiert, müssen wir in der Lebensversicherung jedes Jahr das Mindestrenditeziel in Höhe des Rechnungszinses erfüllen, um für unsere Kunden den Garantiezins zu erwirtschaften. Langfristige Buy-and-hold-Aktienengagements sind für die Lebensversicherung nur schwierig möglich, da diese Anlageklasse hohe Risikokapitalanforderungen hat. Folglich können wir unsere langfristigen Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden mit Aktien nur abbilden, wenn hierfür ausreichendes Eigenkapital vorhanden ist.

Haben Ihre Absolute Return-Investments Ihre Erwartungen erfüllt?

Auf den ersten Blick: nein. Wir sind mit einer Renditeerwartung von etwa 6 Prozent gestartet und haben jetzt eine Internal Rate of Return von etwas über 3 Prozent. Auf den zweiten Blick relativiert sich jedoch das Bild: Unser Ziel haben wir in Zeiten höherer Kurzfristzinsen formuliert. Generell ist die Frage, worauf ich mein erwartetes Alpha aufsetze, um die Rendite-Risiko-Benchmark für das Absolute Return-Portfolio oder eines einzelnen Managers zu definieren.

Welche Benchmark wäre aus Ihrer Sicht angemessen?

Nimmt man Absolute Return ernst, will man also stets positive Renditen erzielen, muss ein Kurzfristzins wie etwa der Libor gewählt werden, da zum Beispiel der Zins eines 10-jährigen Pfandbriefes beim Halten bis zur Fälligkeit zwischendurch in einzelnen Jahren erhebliche Drawdowns, sprich negative Renditen, erfahren kann. Wähle ich also den Libor, hat sich das Alpha bei einer Gesamt-Performance von 3 Prozent und einem Libor, der gegen null geht, dann doch wie von uns erwartet entwickelt. Fraglich ist jedoch, ob die bisherige Orientierung am Libor noch sachgerecht ist.
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