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Ärger, Euphorie und Finanzblasen: Gierforscher Johannes Hewig über Irrationalität der Finanzentscheidungen

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DAS INVESTMENT.com: Wie funktioniert das? Hewig: Zwei Versuchspersonen spielen einen ökonomischen Austauschprozess nach. Der erste Spieler bekommt einen fiktiven Geldbetrag, den er mit seinem Mitspieler teilen soll. Doch beide bekommen das Geld nur, wenn der zweite Spieler den ihm angebotenen Betrag akzeptiert. Lehnt er ab, bekommt keiner von beiden das Geld. Rein rational müsste der zweite Spieler jeden Betrag annehmen, da wenig immer noch besser ist als nichts. In Wirklichkeit lehnen jedoch viele Spieler Summen, die sie unfair finden, ab. Das ist eine emotionale Entscheidung; man spricht in diesem Fall vom altruistischen Bestrafen. DAS INVESTMENT.com: Das Experiment ist ja bereits bekannt. Was ist neu an Ihrem Ansatz? Hewig: Wir weichen etwas von der klassischen Variante ab. Zuerst konzentrieren wir uns auf die interpersonellen Unterschiede. Denn durchschnittlich verhalten sich zwar alle Menschen irrational. Wie stark sie jedoch vom rationalen Verhalten abweichen, ob sie also erst eine Aufteilung von 11 zu 1 oder schon von 9 zu 3 als unfair ablehnen, hängt von ihrer Persönlichkeit, ihrem Temperament ab. DAS INVESTMENT.com: Und was ist Ihre Vermutung? Hewig: Ich nehme an, dass Personen, die grundsätzlich eher zu negativen Emotionen neigen, auch häufiger Beträge als unfair ablehnen werden. Außerdem gehe ich davon aus, dass Menschen, die wir kurz vor dem Spiel mit emotionalen Filmausschnitten in negative emotionale Zustände wie Ärger oder Trauer versetzen, sich irrationaler verhalten werden.
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