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Aktien Nestlé: „Heuschrecke in Schokolade“

Uwe Zimmer ist geschäftsführender Gesellschafter der z-invest GmbH in Köln.

Es war längere Zeit still geworden um die schon mal als Raubritter titulierten Hedgefonds. Die Finanzkrise hatte sie gebeutelt, die Reputation schmolz dahin genau wie die Erträge. Doch so wie sich die gesamte Finanzindustrie gefangen hat und im Prinzip nahtlos an die Zeiten vor der Finanzkrise anknüpft, wagen auch die aggressiveren Investoren wieder den Schritt nach außen. So kaufte sich der US-Hedgefonds Third Point bei Nestlé ein - und erzwang binnen kürzester Zeit einen Strategiewechsel.

Ziel ist es wie immer, dass die Unternehmen mehr Geld an Aktionäre ausschütten und zudem noch der Börsenkurs steigt. Bei Nestlé hat der zweite Teil schon ganz gut funktioniert, die Aktie machte nach den Ankündigungen einen deutlichen Sprung. Auch eine höhere Dividende wäre möglich – danach ginge es aber ans Eingemachte. 

Viele Geschäftsbereiche unter einem Dach

So vereint der Konzern Nestlé viele Geschäftsbereiche unter einem Dach. Die grundsätzliche Idee der Renditejäger: Konzentrieren sich Unternehmen auf ihr Kerngeschäft und stoßen die Randtätigkeiten ab, sind sie erfolgreicher und damit lukrativer für ihre Aktionäre.

Das kann sein. Die Geschichte ist die grundsätzliche Bestätigung dieser Regel allerdings noch schuldig geblieben. Osram, das von Siemens abgespalten wurde, kriselt, Bayer gab gerade eine Gewinnwarnung heraus – obwohl doch mit Lanxess zuerst die Chemie- und mit Covestro später die Kunststoffsparte abgespalten wurden. Unter dem Jubel der Aktionäre damals.

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Extrem solides, krisensicheres Investment

Aber zurück zu Nestlé: Die Aktie hat sich über viele Jahre den Ruf eines extrem soliden, krisensicheren Investments erarbeitet. In so gut wie keiner Empfehlungsliste für konservative Anleger durfte sie fehlen. Das ist ein Wert an sich, denn eine Aktie als sicher zu vermarkten ist eine Kunst.

Und diese wird jetzt schwieriger werden. Egal wie sich das Management von Nestlé entscheidet: Es stehen unruhige Zeiten bevor. Geht es den Weg des Investors mit, könnten Beteiligungen wie etwa L´Oréal verkauft und andere Geschäftsbereiche verselbstständigt und an die Börse gebracht werden. Ein großer Umbau mit offenem Ausgang – siehe Bayer. Zumal darunter auch Bereiche sind, die vielleicht in anderen
Phasen noch einmal zum Erfolg des gesamten beitragen könnten. 

Machtkampf um Traditionskonzern droht

Entscheidet sich das Management gegen den Willen seines neuen Aktionärs, droht ein Machtkampf um den Traditionskonzern. Und der ist, wie man sich unschwer denken kann, ebenfalls nicht gerade zielführend für die Aktionäre.

Der Hedgefonds ist übrigens mit gut 1 Prozent der Anteile eingestiegen – und gestaltet jetzt die Strategie, die den übrigen 99 Prozent gefallen soll. Ein kleines Missverhältnis, selbst wenn niemand etwas dagegen haben wird, mehr Geld mit seinem Investment zu verdienen. Die langfristigen Konsequenzen könnten aber durchaus negativ sein. Manchmal ist es deshalb doch schöner, wenn ein Unternehmen langweilig bleibt – und auf Dauer lukrativer.

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