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Aktien, Renten, Cash Was Deutschlands Vermögensverwalter ihren Kunden jetzt raten

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„Aufgrund zunehmender Ungewissheit, immer höheren Indexständen, hohen Multiples und der besseren Down-Side-Protection bleibt der Multi-Asset-Fonds gefragt“, sagt Thomas Kemming von Merck Finck & Co in München. Der Privatbanker nennt zudem aktive Fonds mit Investitionsquotensteuerung sowie ETFs als kostengünstige Möglichkeit, einen Index schnell und sicher abzubilden, als die derzeit maßgeblichen Produkttrends. Kein Nachlaufen von Trends
Die Vermögensverwalter außerhalb der Banken hingegen sprechen nicht gern über Produkttrends. „Trends sind nicht zuverlässig vorhersehbar, daher sollte man als Vermögensverwalter am besten eine für sich überzeugende Geschäftspolitik verfolgen, um nicht andauernd dem Zeitgeist nachzulaufen“, so Markus Kohl, Carl von Rohrer. „Die meisten Produktinnovationen bieten dem Kunden unter Berücksichtigung der enthaltenen Kosten ohnehin nur einen begrenzten Mehrwert. Die Branche sollte sich viel stärker am Kunden orientieren und jeweils individuelle Betreuungsstrategien ableiten. Produkte sollten hierbei das letzte Glied in der Kette sein“, sekundiert Stadler von der I.C.M. Vermögensberatung. Die Carl von Rohrer Vermögensverwaltung plädiert daher für regelbasierte Strategien, die sich an nachhaltigen Kriterien orientieren. Der Vorteil: „Irrationale Einflüsse lassen sich wirksamer reduzieren. Ein solches Vorgehen erfordert eine Portion Beharrlichkeit und Ausdauer, zahlt sich jedoch langfristig aus“, so Kohl.

Zufriedenheit und gute Aussichten Trotz des schwierigen Marktumfelds scheinen die unabhängigen Vermögensverwalter gut gerüstet und blicken recht zuversichtlich in die Zukunft. Eine aktuelle Studie des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) befragte im Frühjahr 2015 insgesamt 121 und damit knapp ein Drittel der deutschen Finanzportfolioverwalter. Acht von zehn befragten Vermögensexperten hatten in den vergangenen sechs Monaten neue Kunden gewonnen. Neun von zehn Vermögensverwaltungen verzeichneten eine Zunahme des Kundenvermögens. >>Grafik vergrößern Die Zahl der unabhängigen Vermögensverwalter indes stagniert seit Jahren. Als Gründe werden der vergleichsweise hohe zeitliche und organisatorische Aufwand für die Erlaubnis nach KWG genannt sowie das Problem mit der maroden Entschädigungseinrichtung EdW, die chronisch unterfinanziert immer noch mit dem elf Jahre zurückliegenden Phoenix-Skandal (600 Millionen Euro Schaden) zu kämpfen hat und eifrig Sonderzulagen erhebt. „Die umstrittene Umlageregelung der EdW behindert enorm die Fähigkeit der Unternehmen zur Bildung von Gewinnrücklagen. Das somit nur begrenzt erhöhbare Eigenkapital bremst das Wachstum der gesamten Branche“, bestätigt Wolfgang Stadler, geschäftsführender Gesellschafter der I.C.M. Firmensitzverlegungen ins benachbarte EU-Ausland seien an der Tagesordnung, eine politische Lösung trotz unermüdlicher Lobbyarbeit des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter VuV nicht in Sicht. Laut der InVV-Umfrage bietet fast die Hälfte der Vermögensverwalter eigene Investmentprodukte an, etwa vermögensverwaltende Fonds. Diese kommen bei einem Viertel der Kunden zum Einsatz – ein klarer Hinweis für ein zielgerichtetes Vorgehen. „Vermögensverwaltungen legen eigene Produkte in der Regel erst dann auf, wenn sie sich ausreichend Expertise erarbeitet haben und diese erfolgreich anwenden können“, interpretiert Professor Hartwig Webersinke, Leiter des InVV und Initiator der Studie, die Ergebnisse seiner Befragung. Skaleneffekte vorhanden Webersinke und sein Team haben eine Reihe von Thesen durch die Studie belegt. Standardisierte Vermögensverwaltung ist demnach schon ab einem Mindestvolumen des Kunden in Höhe von 50.000 Euro zu haben. Individuelle Vermögensverwaltung beginnt bei kleineren Vermögensverwaltungen bei 100.000 Euro, bei größeren Unternehmen sind es 250.000 Euro. Größe, sprich verwaltetes Volumen, spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle für die Rentabilität. „Mit wachsendem Volumen steigt die Eigenkapitalrendite deutlich, das wird durch die zunehmende Regulierung verstärkt“, sagt Webersinke. Größere Unternehmen können einfacher Mitarbeiter abstellen, die sich um ausufernde Berichts- und Dokumentationspflichten kümmern können, während sich die Berater auf das Portfoliomanagement und die Kundengespräche konzentrieren. In kleinen Unternehmen ist dies zwangsläufig oft alles in einer Person vereint und daher problematisch.