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Aktienmarkt Chinas Pläne für mehr E-Autos „heilsamer Schock“ für deutsche Industrie

Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager bei Straits Invest in Singapur
Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager bei Straits Invest in Singapur

Der Cheflobbyist der deutschen Automobilindustrie, Matthias Wissmann, verstand die Welt nicht mehr. Die chinesische Regierung habe die Automobilindustrie nicht in die Formulierung der Pläne für die Forcierung der Elektromobilität in China eingebunden, barmte der Automann. Ein Land will Gesetze erlassen, ohne vorher die Industrie zu fragen? Solcherlei Tun war man in Europa bisher nicht gewöhnt. Flugs machte sich Wirtschaftsminister Gabriel auf den Weg nach China, um die Dinge für VW, BMW und Daimler zurechtzurücken.

Chinas Punkteplan schreckt Autobauer auf

Chinas Großstädte liegen oft unter einer Smogdecke, die das Atmen schwermacht und die Menschen zur Verwendung von Mundschutzmasken selbst bei kürzesten Strecken zwingt. Der Druck auf Chinas Regierende, dieser Umweltkatastrophe Einhalt zu gebieten, ist offenbar. Wer heute noch in Schanghai oder Peking ein Auto anmelden möchte, braucht Geduld, Geld oder eben ein Elektroauto. In Schanghai gibt es monatlich eine Auktion für Zulassungen, bei der die Meistbietenden zum Zuge kommen. In Peking gibt es monatlich eine Verlosung. Die Chance, eine Zulassung zu gewinnen, liegt bei 1:700. Wer ohne Plakette fahren möchte, muss jede Woche ein bis zwei Tage für eine Ausnahmegenehmigung anstehen.

Der jetzt veröffentlichte Gesetzentwurf sieht vor, dass ab 2018 acht Prozent aller in China gebauten Fahrzeuge Elektroautos sein müssen, 2019 dann neun Prozent, 2020 zwölf Prozent. Anbieter, die weniger bauen, müssen die Produktion drosseln oder von anderen Herstellern Kreditpunkte kaufen. Diese anderen Hersteller dürften vor allem chinesische Autobauer sein, denn Geely, Brilliance und Co. haben weit mehr E-Autos im Angebot als die deutschen Hersteller. Vorbild für die Regelung ist scheinbar der europäische Emissionshandel. Für einen Hersteller wie VW bedeutet das bei einem China-Absatz von drei Millionen Fahrzeugen mindestens 60.000 E-Autos oder 120.000 Plug-in-Hybride bereits 2018. Derzeit liegt der Absatz im niedrigen vierstelligen Bereich. Da ist die Panik verständlich.

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China will E-Mobil Weltmarktführer werden

Über ein Jahrzehnt war China für Europas Autobauer das Paradies. Jährlich stiegen die Verkaufszahlen zweistellig, im Angebot waren vor allem PS-strotzende Wagen der Oberklasse. Chinas Kalkül, durch den Zwang zu Joint Ventures binnen kurzer Frist technologisch zu den Vorzeigemarken aufzuschließen zu können, ging dabei aber nicht auf. Die entscheidenden Schlüsseltechnologien verblieben in den Schubladen der westlichen Hersteller.

Der neue Coup zielt fraglos darauf ab, den heimischen Herstellern Gelder der westlichen Konkurrenz zukommen zu lassen, damit diese die milliardenschweren Investitionen stemmen können, die für weltweit konkurrenzfähige E-Autos noch nötig sind. China will Weltmarktführer bei der Elektromobilität werden, koste es, was es wolle. Dabei spielt ihnen die Abhängigkeit der westlichen Autobauer in die Hände, in die diese sich freiwillig begeben haben.

Daimler verkauft mittlerweile rund 20 Prozent seiner Autos im Reich der Mitte, VW als Marke sogar 40 Prozent. Bei solchen Zahlen wird man in Wolfsburg, Stuttgart, München oder Zuffenhausen bereit sein müssen, so manche Kröte zu schlucken.

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