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Alexander Leisten im Interview „Stockpicking bietet eine überlegene Wertentwicklung“

Alexander Leisten, Deutschland-Chef von Fidelity (Bild: Fidelity International)
Alexander Leisten, Deutschland-Chef von Fidelity (Bild: Fidelity International)
DER FONDS: Wo sehen Sie gegenwärtig die größten Herausforderungen für Ihre Branche?

Alexander Leisten: Hier sind vor allem drei Punkte zu nennen: Regulierung, Niedrigzinsumfeld und eine bessere Positionierung in der betrieblichen Altersvorsorge. Die ersten beiden Punkte betreffen nicht nur uns als Produktanbieter, sondern auch unsere Vertriebspartner. Sie benötigen von uns daher Lösungen, mit denen sie unter den veränderten Voraussetzungen im sich wandelnden Kapitalmarktumfeld ihre Zukunft erfolgreich gestalten können. Hier leistet gerade auch unsere Fondsbank FFB sinnvolle Unterstützung.

Bleiben wir noch beim Thema Regulierung. Beurteilen Sie diese in Summe eher positiv?

Leisten: Regulierung ist gut, wenn sie dem Verbraucher dient – beispielsweise durch mehr Transparenz bei Produkten oder durch eine Verbesserung der Beratungsqualität. Denn dies erhöht das Vertrauen der Anleger und damit die Attraktivität von Fondsinvestments. Allerdings birgt eine mögliche Überregulierung die Gefahr, dass eine ganze Gruppe von Anlegern keine Beratung mehr erhält. So zeigt das Beispiel der Regulierung in Großbritannien, dass Menschen mit einem eher kleineren Anlagevermögen keinen Zugang mehr zu Finanzberatung haben. Die wesentliche Hürde im Bereich der Regulierung ist aktuell die Unsicherheit hinsichtlich der Umsetzungsdetails von Mifid II. Hier muss schnell Klarheit geschaffen werden.

Brechen Sie für aktives Fondsmanagement weiterhin eine Lanze?

Leisten: Was sagen die Fakten? 75 Prozent der Fonds, mit denen Fidelity vor 25 Jahren in Kontinentaleuropa gestartet ist, haben bis heute ihren Vergleichsindex geschlagen, darunter beispielsweise der Fidelity European Growth Fund. Dieser Stockpicking-Ansatz mit Qualitätsfokus bietet empirisch nachweisbar langfristig eine überlegene Wertentwicklung. So belegen wissenschaftliche Studien wie die von Martijn Cremers und Antti Petajisto aus Yale, dass Aktienfonds mit einem hohen Active Share langfristig vor und nach Kosten deutlich besser abschneiden.

Und wo sind passive Produkte in Anlegerportfolios richtig aufgehoben?

Leisten: Für Anleger, die kurzfristig aus taktischen Erwägungen in einen Markt investieren und wieder rausgehen, können passive Produkte von Vorteil sein. Gleiches gilt für Risiko-Overlay-Strategien, bei denen ein passives Core Investment das Cross-Hedge-Risiko verringert.

Sie haben das Niedrigzinsumfeld genannt, das auch die Versicherungen vor neue Herausforderungen stellt. Diese verstärken auf der Suche nach neuen, stärker ertragsorientierten Lösungen ihre Zusammenarbeit mit Asset-Management-Gesellschaften. Wie wichtig werden diese Kooperationen?

Leisten: Versicherer benötigen aufgrund des Niedrigzinsumfelds und des möglichen Garantiezins-Wegfalls ein neues Nutzenversprechen für Kunden – kombiniert mit einem wirtschaftlich tragfähigen Geschäftsmodell für kapitalbildende Produkte. Wir als Asset Manager können die Versicherer darin sehr gut unterstützen. Und zwar für die Anspar- und auch die Auszahlphase: Gerade diese „zweite Halbzeit“ der Altersvorsorge ist eine Herausforderung, die durch die demografische Entwicklung immer größer wird. Zugleich eröffnet sie aber große Chancen für Versicherer in Kooperation mit Asset Managern.

Man konnte allerdings in den zurückliegenden Monaten den Eindruck gewinnen, dass das Privatkundensegment für manchen Fondsanbieter immer weniger von Bedeutung ist. Auch bei Ihnen?

Leisten: Unser Fokus liegt auf dem Geschäft über Vertriebspartner wie Versicherungen, Banken, Family Offices und nicht zuletzt die unabhängigen Berater. Die Kunden der meisten dieser Vertriebspartner sind in aller Regel Privatanleger. So betrachtet, ist und bleibt das Privatkundensegment für uns ein zentrales Geschäftsfeld. Parallel werden wir aber auch unser institutionelles Geschäft weiter ausbauen. Das gilt für unser Spezialfondsgeschäft genauso wie für den Bereich der beitragsorientierten Zusagen in der betrieblichen Altersvorsorge.

Was haben Sie darüber hinaus für 2016 auf Ihrer Agenda?

Leisten: Vor allem sind dies zwei Themen. Die Komplettierung unserer Multi-Asset-Familie und neue Online-Services. Im Bereich Multi-Asset bieten wir eine Produktfamilie an. Sie soll die vier wesentlichen Anlegerbedürfnisse abdecken: eine bestimmte Zielrendite, ein Risikoniveau, das nicht überschritten werden darf, regelmäßige Erträge und ein fest definiertes Auszahlungsdatum. Als Nächstes planen wir hier Multi-Asset-Lösungen, die eine konstante Risikoklassifizierung besitzen. Im Bereich Online-Services befassen wir uns mit dem, was Berater in Zukunft von uns erwarten: Apps und mobile Lösungen, bei denen Fidelity und die FFB zu den Vorreitern gehörten und gehören. Ein anderes Beispiel ist MyFidelity PRO, ein Serviceangebot für Finanzberater. Über unsere Vertriebspartner-Website können sich Nutzer für MyFidelity PRO registrieren und die Inhalte personalisieren, die sie von uns erhalten möchten.

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