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Algorithmen Analyst baut ein Robo-Orakel für Japans Aktienmarkt

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Interesse der Investoren

Japans größte institutionelle Investoren sind darauf aufmerksam geworden. Senoguchi besuchte zuletzt etwa 40 von ihnen, um Fragen über sein Geschöpf zu beantworten.
Senoguchis Maschine funktioniert wie ein Schachcomputer, der ältere Datensätze nach Mustern durchforstet. Das bildet ihm zufolge einen Kontrast zu statistischen Analysen, die bei Linien in Grafiken, Normalverteilungen und Abweichungen vom Durchschnittswert funktionieren. Doch seiner Meinung nach ist das so ähnlich wie Quadrate in runde Löcher zu zwingen. Sein Modell stützt sich auf Datenmassen, um zu sehen, was in der Vergangenheit geschehen ist, und zu entscheiden, ob es sich wiederholen wird.

Einen „Deep Blue“ - den Computer, der den Schachweltmeister Garri Kasparow 1997 geschlagen hatte - für den Aktienmarkt zu schaffen, ist eine komplexe Aufgabe. Kurz umrissen entwickelt die Maschine von Senoguchi Hunderte von Regelsätzen, indem 92 Konjunkturindikatoren und mehrere Zeitintervalle kombiniert werden, aus denen der beste ausgewählt und angewandt wird.

Durch Eliminierung entscheidet es, welches Muster für die Aktien im Laufe der vergangenen 48 Monate die besten Vorhersagen geliefert hatte, und das wird dann zum Modell für die Prognose im 49. Monat. Dann wird ein Entscheidungsbaum-Verfahren aus der Theorie der künstlichen Intelligenz eingesetzt, um zu einer Annahme zu gelangen.

Neubeginn

Senoguchi zufolge ist eine Stärke seines Modells, das es jedes Mal von neuem beginnt. Wenn es zu starken Veränderungen im Umfeld kommt, wie beispielsweise durch Zentralbankbeschlüsse, kompensiert dies sein Modell.

Das ist „definitiv etwas ausgesprochen Neues“, sagt Sakurai von der Universität Keio. „Meines Wissens ist es noch nie vorgekommen, dass so etwas erdacht und dann auch tatsächlich zur Erstellung von Prognosen benutzt wurde.“

Die Methode kann auch auf andere Bereiche angewandt werden. Die Prognose von Zinsschritten sei nicht schwierig, aber Wechselkurse lägen am anderen Ende des Spektrums, erklärt Senoguchi. Aktien seien „relativ schwierig“, allerdings seien US-Aktien einfacher dank der verfügbaren Daten und der geringeren Volatilität.

Das Modell hat den schlechtesten Jahresauftakt für japanische Aktien aller Zeiten allerdings nicht vorausgesehen. Für den Zeitraum bis zum 10. Januar prognostizierte es einen Anstieg des Nikkei 225. Doch auch andere wurden überrascht: fast die Hälfte der Auguren in einer Nikkei-Umfrage erlebte am ersten Tag, dass ihre für 2016 prognostizierten Tiefs unterboten wurden.

Trotzdem ist Senoguchi überzeugt, dass seine Maschine wieder den richtigen Riecher haben wird. „Manchmal verändert sich die Struktur am Markt dramatisch“, sagt er. „Die Veränderungsfähigkeit des Modells, wenn so etwas geschieht, macht den großen Unterschied zu frühen Ansätzen aus.“

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