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Alliance Bernstein zur Öffnung des Markts für chinesische Inlandsaktien Volatilität – Chinas nächster Exportschlager?

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Chinesische Privatanleger agieren oft emotional

Hinzu kommt: Chinesische Privatanleger sind notorisch nervöse Aktienhändler. Sie reagieren oftmals auf Schlagzeilen und kurzfristige Entwicklungen, anstatt sich auf langfristige Trends zu fokussieren. Selbst chinesische Fondsmanager verhalten sich teilweise derart, nicht zuletzt, weil ihre Boni oft an kurzfristige Performanceziele geknüpft sind.

Dies verdeutlicht exemplarisch die Reaktion der beiden Märkte auf dieselbe Nachricht bezüglich China Unicom. Am 18. Oktober 2016 warnte das führende Telekommunikationsunternehmen, dass sein Jahresgewinn erheblich einbrechen werde, trotz hohen Umsatzanstiegs durch neue Vertragskunden im Mobilfunknetz 4G. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Jahresende fielen die entsprechenden H-Aktien um 5,8 Prozent. Aber die A-Aktien des Mutterkonzerns China United Network Communications stiegen im gleichen Zeitraum um mehr als 38 Prozent, obwohl das Gros der Gewinne von China Unicom stammte.

Woher rührt der Unterschied? Anleger in den H-Aktien von China Unicom fokussierten sich darauf, die negativen Auswirkungen auf die zukünftigen Gewinne des Unternehmens zu betrachten, wie man es in einem entwickelten Markt erwarten würde. A-Aktien-Anleger hingegen ignorierten die schwachen Ertragszahlen und ließen sich von den Versprechungen des Managements hinsichtlich einer Unternehmensrestrukturierung und des potenziellen Einstiegs strategischer Investoren blenden. Zwar sind das alles wichtige Entwicklungen, jedoch sind wir davon überzeugt, dass die Kursexplosion unrealistische kurzfristige Erwartungen hinsichtlich der positiven Auswirkungen dieser Veränderungen reflektierte.

Welche Börsen sind als Nächstes dran?

Dabei ist Hongkong nur ein erster Schritt. Wir denken, dass sich in den kommenden drei bis fünf Jahren die Börsenliberalisierung Chinas auch auf andere Regionen ausdehnen wird, insbesondere in Asien. Erhebliche Mittelzuflüsse von chinesischen Privatanlegern könnten die Zusammensetzung der Anlegerbasis dieser Märkte, und damit letztlich ihr Verhalten, einschneidend verändern. Relativ kleine Märkte wie Taiwan, wo Privatanleger aktuell nur für 37 Prozent des Volumens verantwortlich sind, könnten sich hierdurch dramatisch wandeln.

Es wird nicht über Nacht geschehen, aber der Umfang und die Richtung chinesischer Kapitalflüsse könnten einen großen Einfluss auf andere Märkte haben. Wenn chinesische Privatanleger zu wichtigen Akteuren in anderen Märkten werden, wird ihr Verhalten die Handelsaktivität beeinflussen. Die Kurse dürften dann verstärkt von Schlagzeilen und kurzfristigen Stimmungen abhängig sein. China ist bereits der weltgrößte Exporteur, vor allem für produzierte Güter. Bald könnte die Aktienmarktvolatilität zur Liste seiner Exportschlager hinzugefügt werden – in Asien und darüber hinaus.

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