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Allianz „Wir erfüllen Garantien dauerhaft“

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DAS INVESTMENT.com:
Sie investieren ja zum Beispiel auch in Parkuhren in Chicago oder Gasnetze in Norwegen und Tschechien. Werden Sie die Kapitalanlagestrategie aufgrund der dauerhaft niedrigen Zinsen ändern?

Hessling:
Ich denke, wir sind jetzt schon ganz gut aufgestellt. Wir haben eine ganze Reihe von Vorteilen im Vergleich zu unseren Wettbewerbern, und diese Vorteile nutzen wir auch systematisch. Dazu gehört als Erstes unsere Finanzkraft. Sie ist wichtig, um auch einmal etwas risikoreichere Anlagen zu kaufen, wie etwa Aktien.

Der zweite Vorteil ist unsere Internationalität. Unsere Experten sind weltweit vertreten und können daher etwa Anleihen mit vertretbarem Risiko aus den Schwellenländern günstig kaufen. Der dritte Vorteil ist unsere Größe. Das hat ganz banale Vorteile, etwa bei den Kapitalanlagekosten.

DAS INVESTMENT.com:
Inwiefern?

Hessling:
Legt ein Privatmann Geld an, zahlt er rund 1,2 Prozent. Beim Großanleger, der 100 Millionen Euro investiert, sind es vielleicht 0,3 Prozent. Wir müssen nur etwa 0,08 Prozent zahlen.

Das ist ein Riesenvorteil, der gerade in der Niedrigzinsphase besonders zum Tragen kommt. Denn in der Niedrigzinsphase spielen die Kosten eine erhebliche Rolle.

DAS INVESTMENT.com:
Manche Versicherer haben deutliche Probleme mit dem Niedrigzinsniveau. Sehen Sie eine Versicherer-Pleitewelle auf uns zurollen?

Und könnte es dann nicht sein, dass die Allianz als Marktführer einen Anruf von Frau Merkel bekommt: Ihr müsst jetzt helfen, damit das System nicht ganz baden geht?

Hessling:
Haben Sie bitte Verständnis, dass ich für die Wettbewerber nicht sprechen kann, da ich die Bilanzen und Zahlen nicht kenne. Aber eines steht fest: Die Versicherungsbranche ist bislang gut durch die Krise gekommen.

Jeder Lebensversicherungskunde hat seine garantierten Leistungen erhalten. Und damit dies auch künftig so bleibt, baut die Branche gerade Zinszusatzreserven in Milliardenhöhe auf.

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DAS INVESTMENT.com:
Was halten Sie von der Politik der EZB?

Hessling:
Die EZB hat in der Euro-Krise richtigerweise gestützt und stabilisiert. Die Kehrseite ist natürlich, dass sich die Politik möglicherweise zu stark auf diese stabilisierende Funktion verlässt.

Der Druck lässt nach, die notwendigen Strukturreformen in Europa tatsächlich durchzuführen. Wir müssen in Europa langsam den Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes schaffen. Denn ansonsten sind die großen Verlierer auf Dauer die Sparer.

DAS INVESTMENT.com:
Müssten da große Player wie die Allianz nicht stärker protestieren?

Hessling:
Wir sagen natürlich unsere Meinung. Man sollte aber nicht überschätzen, welchen Einfluss wir haben. Solange die Staaten so hoch verschuldet sind, haben sie auch ein sehr starkes Interesse daran, die Zinsen nur sehr langsam zu erhöhen.

DAS INVESTMENT.com:
Aus Kostengründen hat der Versicherungsverband GDV auch die Diskussion um einen Provisionsdeckel in der Lebensversicherung angestoßen.

Manche Stimmen halten diesen Vorstoß für ein geschicktes Manöver der – kostenbewussten – Allianz, um teure Wettbewerber auszuspielen. Was sagen Sie dazu?

Hessling:
Das trifft nicht zu – im Gegenteil. Der GDV will in den politischen Diskussionen in Brüssel und Berlin erreichen, dass es langfristig ausreichend finanziellen Spielraum für eine qualifizierte Beratung gibt.

Ich bin der Meinung, dass eine Provisionsdeckelung zu keiner sachgerechten Lösung führt, und möchte betonen, dass eine Provisionsdeckelung von Allianz Leben abgelehnt wird.

Grundsätzlich sind die Kosten der Altersvorsorge über eine Lebensversicherung eher niedriger als bei anderen vergleichbar langfristigen Sparprozessen. Somit geht es mir zunächst darum, unberechtigte Kritik an unseren Produkten auszuräumen.

Dies sollte über Transparenz zu den einkalkulierten Kosten geschehen. Das Problem der Umdeckung von Verträgen wird die Versicherungswirtschaft konsequent mit dem neuen Vertriebskodex angehen.
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