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Altes Risiko, neuer Schutz Berufsunfähigkeitsversicherungen im Vergleich

Riskante Berufe wie der des Achterbahnbauers erfordern eine teure Berufsunfähigkeitsversicherung (Foto: Getty Images)
Riskante Berufe wie der des Achterbahnbauers erfordern eine teure Berufsunfähigkeitsversicherung (Foto: Getty Images)
Auf die Frage, welche Versicherungen Berater schwerpunktmäßig verkaufen werden, antworten die meisten Vermittler seit Jahren mit der Berufsunfähigkeitsversicherung. Danach müsste die Ausstattung der Deutschen mit den Policen eigentlich gut sein. Nur – sie ist es nicht.

Nach wie vor hat nur jeder vierte Haushalt in Deutschland eine Erwerbs- oder BU-Versicherung. Aber die Versicherer ergeben sich nicht in ihr Schicksal. Fleißig arbeiten sie weiter daran, ihre Produkte für Kunden schmackhafter zu machen. Folgende Trends zeichnen sich dabei ab.

1. Mehr Berufsgruppen müssen her – oder gar keine?

Woran der Abschluss einer BU-Versicherung am häufigsten scheitert, ist der Preis. Beiträge von über 100 Euro im Monat kann eben nicht jeder bezahlen. Ein deutlicher Trend bei den Produkten ist daher, weitere Berufsgruppen einzuführen.

Ganz früher gab es nur wenige Berufsgruppen, abgestuft danach, wie stark jemand im Job körperlich arbeiten muss. Jetzt haben viele Anbieter Zwischenstufen eingezogen, um einzelne Berufe preislich besserzustellen.

Bei der Stuttgarter zum Beispiel sind drei Unterstufen hinzugekommen, die Liste der Berufe ist von 1.900 auf 6.100 angewachsen. Das wirkt sich aus. Ein 35-jähriger Anwalt, der eine garantierte BU-Rente von monatlich 1.500 Euro vereinbart, zahlt dadurch jetzt eine monatliche Nettoprämie von knapp 56 statt zuvor 76 Euro. Volkswohl Bund, Bayerische, Nürnberger, Dialog – viele Versicherer sind den Weg gegangen, bestimmte Berufe günstiger zu stellen.

Die LV 1871 hat es dagegen genau andersrum gemacht. Sie hat die Berufsgruppen bei ihrer neuen Golden BU ganz abgeschafft. „Bei uns erhalten Kunden einen BU-Schutz, der ihre persönliche Situation berücksichtigt“, so Vertriebsvorstand Rolf Schünemann.

Dabei spielen Faktoren wie Rauchverhalten, Familienstand und Führungsverantwortung eine genauso gewichtige Rolle wie der Beruf. Das Ergebnis ist aber das gleiche: Die Prämien werden für die guten Risiken günstiger.

2. Temporäre BU-Versicherungen

Eine weitere Möglichkeit, an der Preis - schraube zu drehen, sind BU-Versicherungen, die nur für eine begrenzte Zeit leisten. Der Volkswohl Bund zum Beispiel wendet dieses Modell an.

Der Versicherte kann sich dabei eine Leistungsdauer zwischen zwei und fünf Jahren aussuchen. Viele BU-Renten würden ohnehin nur wenige Jahre gezahlt, begründet der Versicherer diese Variante. Die Reaktivierungsquote der Betroffenen sei relativ hoch.

Vorteil dieser Variante: Sie ist laut Volkswohl Bund rund 50 Prozent günstiger als die Standardvariante. Ein Sicherheitsnetz hat der Versicherer aber auch eingebaut: Wird der Versicherte nicht nur berufsunfähig, sondern kann er generell nicht mehr arbeiten, gibt es die vereinbarte Rente ganz klassisch bis zum 67. Lebensjahr.
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3. BU-Grad erhöhen

Eine Lehre aus der Praxis ist es auch, den Grad zu erhöhen, ab dem der BU-Versicherer zahlt. Standard in der Branche ist ein BU-Grad von 50 Prozent.

„Eine Auswertung unseres Bestands im Zeitraum von 2002 bis 2010 hat gezeigt, dass nur bei etwa einem Viertel aller Leistungsfälle ein BU-Grad von 50 bis 75 Prozent vorliegt“, sagt Frank Kettnaker, Vorstand im Alte-Leipziger-Hallesche-Konzern. „Drei Viertel der Leistungsempfänger hingegen haben einen BU-Grad von über 75 Prozent.“

Eine entsprechende Erhöhung der Schwelle auf 75 Prozent verbilligt den Beitrag. Ein 30-jähriger kaufmännischer Angestellter, der 1.500 Euro Rente vereinbart hat, zahlt bei einem BU-Grad von 50 Prozent rund 84 Euro Beitrag. Bei einem BU-Grad von 75 Prozent sind es knapp 70 Euro.

4. BU- und Pflege-Schutz verbinden

Zwei große Risiken auf einen Schlag abzusichern, das scheint das neue Gebot der Stunde zu sein. Zumindest ist es gerade Trend, BU-Policen mit einer Pflegerenten-Option auszustatten.

Sie kostet etwa beim Spezialversicherer Dialog ein paar Euro mehr im Monat, berechtigt den Kunden aber dazu, eine selbstständige Pflegerentenversicherung abzuschließen, ohne dass eine neue Gesundheitsprüfung anfällt.

Einen Schritt weiter geht die Basler. Sie hat Pflege- und BU-Absicherung gleich in ein und dieselbe Police gepackt. Bei „Beruf + Pflege Aktiv“ haben Kunden Anspruch auf die vereinbarte Rente bei BU – meist bis zum 67. Lebensjahr. Hat sich in dieser Zeit eine Pflegebedürftigkeit entwickelt, gibt es die BU-Rente bis zum Lebensende.

„Die meisten Menschen verdrängen das Thema Pflege, obwohl beinahe je- der damit im Lauf seines Lebens in Berührung kommt. Und auch viele Berater scheuen noch davor zurück, das Thema bei Kunden anzusprechen“, sagt Produktmanagerin Marlies Tiedemann. „Da drängt es sich förmlich auf, beide Policen zusammenzuführen, sodass nur ein Vertrag abgeschlossen werden muss.“

Teurer ist das Produkt nicht, im Gegenteil. Gegenüber der „normalen“ BU-Police mit 75 Euro Beitrag spart ein 30-Jähriger, der 1.500 Euro Rente vereinbart hat, knapp 10 Euro.



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