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Analyse zu Aktien-Investments Fakten und Fantasien über Dividendenstrategien

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„Viele Uraltmythen rund um die Dividende“

(3) Aktienrenditen sind – das ist banal – die Summe aus Kursgewinnen und Dividendenrenditen. Für einen rein rational handelnden Anleger ist es unerheblich, wie hoch die relativen Anteile dieser beiden Komponenten der Gesamtrendite sind. Letztere will er maximieren, nicht einen Teil von ihr. Ferner: Will dieser rationale Investor Liquidität aus seinem Portfolio abziehen, ist er indifferent zwischen den beiden Alternativen Aktienverkauf (Realisierung von Kursgewinnen) oder Bezug von Dividenden. Beides sind – hier existiert kein Zweifel – ökonomisch „Entnahmen“.

Dass Entnahmen im Wege von Dividenden emotional von vielen Privatanlegern dennoch anders wahrgenommen werden als Entnahmen durch Anteilsverkäufe, wird in der Literatur als Teil der so genannten „Dividend Fallacy“ [5] beschrieben (umfassend hierzu Hartzmark/Solomon 2017). Die Dividend Fallacy hat noch andere Gesichter: Für viele Privatanleger ist eine Gesamtrendite von – sagen wir 10 Prozent – gefühlt wertvoller, wenn sie aus 7 Prozent Kursgewinnen und 3 Prozent Dividenden besteht als eine Gesamtrendite nur aus 10 Prozent Kursgewinnen.

Ebenso empfinden viele Privatanleger eine Entnahme in Gestalt einer Dividende „irgendwie“ weniger als Reduktion ihres Portfoliovermögens als eine betragsgleiche Entnahme via Anteilsverkauf. Ein viertes Element der Dividend Fallacy besteht im Irrglauben, eine Dividende würde bei einem „guten“ Unternehmen den Aktienkurs im Moment der Ausschüttung nicht betragsgleich senken (was selbstverständlich der Fall ist); man bekomme bei den „Dividendenperlen“ also „etwas geschenkt“ – offensichtliches Wunschdenken.

(4) Gelegentlich wird von den Verehrern des Dividenden-Adels die hohe Bedeutung von Dividenden für Aktienrenditen durch den Hinweis proklamiert, dass historisch etwa die Hälfte der Gesamtrendite des Aktienmarktes aus Dividenden stamme. Der Verzicht auf diese Dividenden käme also einem Verzicht an Gesamtrendite gleich – ein weiterer Denkfehler.

Die Gesamtrendite des Aktienmarktes (oder einer einzelnen Aktie) ergibt sich aus der Summe von Kursgewinnen und Dividenden. Wenn Dividenden niedriger sind, werden Kursgewinne entsprechend höher sein. Beides – Kursgewinne und Dividenden – stammen aus der einen gleichen Quelle, dem Unternehmensgewinn. Très simple.

Dividendenrenditen waren im Übrigen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchschnittlich deutlich höher als nach 1950, während es sich mit den Gesamtrenditen – und nur auf diese kommt es an – genau umgekehrt verhielt. Hohe Dividendenrenditen sind eben nicht gleichbedeutend mit hohen Gesamtrenditen.

In diesem Zusammenhang mag interessant sein, dass Aktienrückkäufe, die technische Hauptalternative zu Dividenden, in den meisten Ländern erst in den 80er -und 90er-Jahren legalisiert wurden. Viele Uraltmythen rund um Dividenden wären heute weniger verbreitet, wenn es Aktienrückkäufe genauso lange gegeben hätte wie Dividenden (Damodaran 2014).

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[5] Fallacy = Irrtum oder Denkfehler.

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