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Analysten einig: Aktien sind günstig

Europa findet nun offenbar zunehmend den Weg aus der langwierigen Rezession. Die Aktienmärkte befinden sich entsprechend im Aufwind. Das Wachstum der Kurse liegt allerdings seit Jahresbeginn deutlich unter dem Durchschnitt weltweiter Aktienindizes, was die Bewertungen deutlich weniger stark ansteigen ließ als etwa in den USA und in Asien.

Nach seinem Plus von bislang 7,2 Prozent im Jahre 2013 wird der pan-europäische Auswahlindex Euro Stoxx 50 derzeit auf dem 12,5-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt, was 6,7 Prozent unter der Bewertung zu diesem Jahreszeitpunkt von 2009 liegt.

Seinerzeit befand sich der Euroraum ebenfalls im letzten Quartal der Rezession. Hingegen befinden sich die USA im zehnten Wachstumsquartal in Folge und der Standard & Poor’s 500 wird auf dem 15,3-fachen der prognostizierten Gewinne gehandelt. Der japanische Topix wird auf dem 14,2-fachen gehandelt und auch hier will der neue Ministerpräsident Shinzo Abe zwei Jahrzehnte der Deflation mit einer neuen Wirtschaftspolitik hinter das Land bringen.

Analysten von JP Morgan Chase & Co. bis Barclays Plc bezeichnen europäische Aktien als günstig bewertet, gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem die Konjunktur Tritt zu fassen scheint. Die Industrieproduktion in der Eurozone zieht an und die Erwartungen an das Gewinnwachstum übersteigen für 2013 und 2014 die Marke von zehn Prozent. Für die Pessimisten spricht hingegen, dass das Ergebnis der bevorstehenden Bundestagswahl für eine noch schärfere Gangart bei der Sparpolitik in Euro-Krisenstaaten sprechen könnte.

„Im Vergleich zur zurückliegenden Erholungsphase in der Eurozone sind die Aktienkurse relativ niedriger bewertet“, stellte Marktstratege Kerry Craig von JP Morgan Asset Management fest. Eine verlängerte Phase ohne Eintrübung und sich verbessernde Konjunkturdaten tragen zur Vertrauensbildung in den Märkten bei und treiben die Anleger nun zunehmend in die Aktienmärkte, sagte Craig.

Die Kurse in Europa werden laut einer Umfrage von Bloomberg News unter 14 Aktienstrategen bis zum Jahresende um weitere 3,5 Prozent anziehen. Dem S&P 500 wird einer separaten Umfrage zufolge ein Minus von 0,9 Prozent vorhergesagt. Die Börsen in Europa bieten im Vergleich zu anderen entwickelten Märkten ein höheres Steigerungspotenzial, sagt Nader Naeimi von AMP Capital Investors Ltd. in Sydney.

„In den USA ist bereits eine ganze Menge der guten Nachrichten in die Kurse eingepreist worden, während die Erholung in Europa gerade erst einsetzt“, sagte Naeimi. Typischerweise erholten sich die Unternehmensgewinne mit einer Verzögerung zu den Konjunkturdaten, sagte er, „damit sind erste greifbare Resultate zum Ende des Jahres oder früh im kommenden Jahr zu erwarten“.

Für das vierte Quartal wird dem Euroraum nach sieben Quartalen mit einer Schrumpfung wieder ein Wachstum vorhergesagt. Die 34 von Bloomberg befragten Analysten rechnen im Mittel mit einem Wachstum von 0,2 Prozent im Schlussquartal 2013.

Zu den Zeichen, die eine Konjunkturbelebung wahrscheinlicher machen, zählt der Einkaufsmanagerindex der Industrie für die Eurozone des Londoner Instituts Markit Economics, der im Juli auf 50,3 gestiegen ist und damit die Wachstumsschwelle überwand. Überdies ist die Arbeitslosigkeit in Spanien und in Portugal erstmals seit zwei Jahren im zweiten Quartal wieder gesunken und die deutsche Industrieproduktion stieg im Juni so stark wie seit 23 Monaten nicht mehr.

Die Konjunktur in Europa erholt sich nicht zuletzt wegen der Lockerung des strengen Sparkurses, wie Pierre Lapointe von Global Markets Ltd. anmerkt. Die EU-Kommission in Brüssel hatte Spanien und Frankreich im Mai zwei weitere Jahre Zeit gelassen, bis die Haushaltsziele erreicht werden sollen. Portugal wurde ein Jahr mehr gewährt. Die von Deutschland befürworteten Sparbemühungen wurden damit aufgeweicht. „In Europa rückt der Sparkurs zunehmend in den Hintergrund“, schrieb Lapointe in einer Einschätzung am 1. August. Das Jahr 2014 werde von Rücknahmen bei Haushaltseinsparungen geprägt sein, was bedeutsam sei, denn das hänge direkt mit der Nachfrage zusammen.

Allerdings ist die Schuldenkrise ebenso nicht vorüber, wie Analyst Andreas Hoefert von der UBS AG mahnt. Das Thema werde bis zur Bundestagswahl voraussichtlich wieder in das Anlegerinteresse rücken. Hingegen halten Experten von Barclays die schlimmsten Tage der Fiskalkrise für beendet. „Die Investoren sollten sich nun wieder vermehrt Europa zuwenden, denn die bislang bestehenden Risiken um die Eurozone haben sich reduziert“, stellte Henk Potts Barclays Wealth & Investment Management in London fest. Sein Haus habe die niedrigen Bewertungen in den letzten Monaten bereits genutzt.

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