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Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:19 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Analysten über die Rohstoff-Preise Darum steht uns der schlimmste Ölpreis-Crash seit 45 Jahren bevor

Die Ölpreis-Analysten der US-amerikanischen Bank Morgan Stanley waren bereits vorsichtig bis pessimistisch in ihren Aussagen zur weiteren Entwicklung des Ölpreises gewesen. Die US-amerikanische Bank hatte Parallelen zur den schlimmsten Preiseinbrüchen der vergangenen 30 Jahre gezogen. Der gegenwärtige Preisverfall könne die Größenordnung des großen Ölpreis-Crashes von 1986 annehmen, warnten sie. Aber es sollte auf keinen Fall schlimmer kommen.

In dieser Woche haben die Bank-Analysten ihre Meinung revidiert.

Bis vor Kurzem war das Vertrauen in eine nachhaltige Erholung des Ölpreises und der Fördergesellschaften noch sehr hoch. Das schrieben in dieser Woche die Rohstoff-Experten Martijn Rats und Haythem Rashed in einem Bericht an  Investoren. Ihre Zuversicht, schrieben sie, habe auf vier Voraussetzungen basiert, von denen sich allerdings nur drei bewahrheitet hätten.  

1.    Die Ölnachfrage wird steigen – korrekt

Die Theorie:
Der Preis-Crash, der vor einem Jahr begonnen hat, kurbelt die Nachfrage an. Billiges Öl bedeutet billigere Herstellung, günstigeren Transport des Rohstoffs – und  mehr sommerliche Ausflüge der Verbraucher.

Die Praxis: Trotz schwächelnder Wirtschaft in China ist der weltweite Verbrauch im letzten Jahr auf ein durchschnittliches Volumen von 1,6 Millionen Barrel pro Tag angeschwollen, vermeldet der Expertenbericht.

2.    Ausgaben für das Erschließen neuer Förderstätten werden sinken – korrekt


Die Theorie: Der niedrige Ölpreis wird Förderunternehmen davon abhalten, in neue Förderquellen zu investieren. Die Kosten für Bohren und Förderung fallen.

Die Praxis: Seit letztem Oktober ist die Zahl der aktiven Bohrtürme um etwa 42 Prozent zurückgegangen. Über 70.000 Öl-Arbeiter haben weltweit ihren Job eingebüßt. Allein 2015 haben die bekannten Ölgesellschaften etwa 129 Milliarden US-Dollar (knapp 118 Milliarden Euro) weniger für Fördermaßnahmen ausgegeben.

3.    Rohstoff-Aktienkurse bleiben niedrig - korrekt

Die Theorie: Während die Rohstoffmärkte versuchen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, sollten die Aktienkurse von Ölgesellschaften günstig bleiben und den Boden für eine scharfe Preiswende bereiten.

Die Praxis: So war es. Die Papiere der Öl-Riesen werden zu Preis gehandelt, die bald so niedrig sind wie seit 35 Jahren nicht mehr.

4.    Das Ölangebot wird fallen – FALSCH!

Die Theorie: Bei hoher Öl-Nachfrage und gleichzeitig geringen Ausgaben für die Erschließung und Förderung wird das weltweite Überangebot zurückgehen. In der Folge erholt sich der Ölpreis.

Die Praxis: Das Gegenteil ist passiert. Während die US-Produktion seit Juni stagniert, hat die Opec die Rolle des  Marktverderbers übernommen.

Bislang bleibt Morgan Stanley bei seiner Ursprungsthese, dass der Ölpreis sich erholen wird: Die Opec-Länder haben kaum mehr die Möglichkeit, weitere Bedarfslücken zu füllen. Außerdem sind Ölaktien bereits stark gefallen.

Ein anderes Szenario könnte jedoch sein, dass die Ölmenge, die gegenwärtig von außerhalb den USA in den Markt geschwemmt wird, noch anwachsen wird: Die Iran-Sanktionen wurden eben aufgehoben und die Situation in Libyen hat sich verbessert, vermerken die Analysten von Morgan Stanley. Die US-Ölproduktion könnte ebenfalls wieder ansteigen. Eine Erholung des Ölpreises ist unter den Bedingungen weniger wahrscheinlich geworden. Der Preiseinbruch könnte noch drei Jahre oder länger anhalten, so dass sich die Situation schlimmer als zum historischen Ölpreis-Crash 1986 zuspitzen könnte.

In dem Fall sehen die Experten von Morgan Stanley eine neue Krise heraufziehen, die historisch bislang keine Parallele kennt.

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