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Andrew Bosomworth: „Es ist kaum noch Saft in der Orange“

Andrew Bosomworth
Andrew Bosomworth
Andrew Bosomworth hat meistens etwas Staatsmännisches an sich. Mit dieser Zurückhaltung, dem neuseeländischen Akzent und den schon leicht ergrauten Schläfen.

Doch im Gegensatz zu echten Staatsmännern hat Bosomworth zu manchen Fragen einfach keine Antwort. In Zeiten wie diesen, in denen Aktien- und Anleihekurse gleichermaßen enorme Höhen erreicht haben. Zum Beispiel auf die Frage, mit welchen Anlagen man heutzutage noch eine vernünftige Rendite erreichen kann.

Bosomworth ist Leiter des deutschen Portfoliomanagements und einer der zwei Geschäftsführer Deutschland beim weltgrößten Rentenfondsmanager, Pimco. Und wenn er auf die Renditefrage antworten soll, zuckt er zunächst nur die Schultern. „Die Definition einer guten Rendite wird sich ändern müssen“, sagt er dann. „Vielleicht auf nur noch 3 bis 4 Prozent.“

Verkehrte Welt


Die Zentralbanken wollen Anleger in risikoreiche Anlagen treiben, erklärt er, indem sie die Zinsen und damit die Finanzierungkosten tief halten. Der daraus entstehende Vermögenseffekt – Menschen fühlen sich wohlhabender – soll die Konsumlust ankurbeln. Das solle die Umsätze und Gewinne der Unternehmen steigern. „In dieser Logik folgen nicht mehr die Bewertungen den Fundamentaldaten, stattdessen sollen die Fundamentaldaten den Bewertungen folgen“, so Bosomworth.

Diese Welle könne man sicherlich noch eine Weile weiter reiten, so der Manager. „Allerdings ist alles schon sehr weit gelaufen. Es ist kaum noch Saft in der Orange, den man auspressen kann.“

In Pimco-Portfolios führt das zu einem eigentlich ungewollten aber doch konsequenten Effekt: Die Cashquoten steigen. Wie hoch genau, will Bosomworth nicht sagen.

Aber es ist ganz logisch. Anstatt notgedrungen irgendwelche womöglich nicht mehr beherrschbaren Risiken zu nehmen, lassen die Pimco-Leute das Geld lieber sicher liegen. Wenn es dort auch fast gar nicht verzinst wird. „Es ist besser, die Opportunitätskosten in Kauf zu nehmen. Die sind nämlich kalkulierbar, im Gegensatz zu künftigen Kursverlusten“, sagt der Manager.

Was stoßen die Manager ab? Staatsanleihen aus den Euro-Kernländern, Unternehmensanleihen von guten Schuldnern, also mit Investment-Grade-Status, und einige Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern. Was eben heiß gelaufen ist.

Und worauf warten die Manager? Auf tiefere Kurse, na klar. Aber wie tief genau? Das könne man nicht sagen. Vieles hängt von der genauen Situation ab und der Stimmung an den Märkten. „Es wird Rückschläge geben. Nur weiß man nie, wann“, sagt Bosomworth.

Für Anleger hat Bosomworth einen dringenden Rat: Nicht auf der Suche nach Rendite jedes Risiko zu akzeptieren und sich nach und nach von Indexinvestments zu lösen und auf Strategien mit Absolute-Return-Zielen setzen. Aktive Manager mit ausreichend flexiblen Anlagerichtlinien können sich so positionieren, dass ein Kursrutsch glimpflich ausfällt.

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