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Anlagestrategien von Family Offices und Stiftungen „Legen Sie das Geld drei Jahre in den Schuhschrank“

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Beyerle: Aber was sollen Ihre Kunden dann mit dem Geld machen, wenn sie verkauft haben?
Schäfer: In der Regel fällt uns eine sinnvolle Alternative auch im Immobilienbereich ein. Im schlimmsten Fall legen Sie das Geld einfach zwei bis drei Jahre in den Schuhschrank. Die Überrendite im aktuellen Umfeld, etwa auf dem Wohnungsmarkt, ist bei einem Verkauf derart
interessant, dass Sie das Geld auch drei Jahre unverzinst liegen lassen können. Es rechnet sich immer noch sehr gut.

Beyerle
: Haben Sie Kunden, die ihre Liquidität bunkern?
Schäfer: Nein, soweit ich es überblicken kann, wird zwar eine Kriegskasse gebildet, um bei Chancen im Markt schnell handeln zu können. Ein einfaches Bunkern von Liquidität habe ich in unserem Mandantenkreis noch nicht gesehen.

Beyerle
: Fragen Ihre Kunden explizit nach Gold?
Zipse: Ja, aber ganz kleine Allokationen, im Bereich von ein bis 2 Prozent.
Borchers: Unsere Empfehlung ist eine Allokation von rund 5 Prozent. Gold ist für uns aber eher keine diversifizierende Anlageklasse. Gold mag eine Lebensversicherung sein, aber eine teure ohne Verzinsung. Wir sind renditeorientiert und wollen das Kundenvermögen optimal steuern. Darum sind unsere Kunden beispielsweise regelmäßig zu 100 Prozent investiert. Liquidität bunkern unsere Kunden nicht.
Rissel: Bei uns sind es 3 bis 5 Prozent. Wir denken in zwei Währungen. Ein gewisser Goldanteil ist bei uns strategisch auf der Welt verteilt.

Beyerle: Wie hoch ist die Immobilienquote Ihrer Kunden derzeit?
Rissel: Bei Family Offices und Stiftungen liegt die strategische Immobilienquote zwischen 30 und 40 Prozent. Taktisch kann sie derzeit gar nicht hoch genug sein.
Zipse: Die Quoten sind ganz unterschiedlich. Wir haben Immobilienunternehmer als Kunden, die sind praktisch mit 105 Prozent investiert. Wenn ich das Thema Klumpenrisiko anspreche, höre ich oft, wieso, ich habe doch Einzelhandel, Wohnen, Büro et cetera pp. in meinem Portfolio. Ist doch alles in Ordnung. Aber auch in der normalen Allokation sehen wir steigende Immobilienquoten. Da bewegen wir uns zwischen 20 und 35 Prozent.

Beyerle
: In den kommenden zehn Jahren wird in Deutschland mehr Vermögen vererbt als je zuvor. Bei einem Großteil der Erbschaften werden auch Immobilien dabei sein. Wie Herr Schäfer predigt: Sollte man jetzt nicht doch eher mal verkaufen?
Zipse: Relativ gesehen sind Immobilien immer noch attraktiv, ob man nun Core mit Anleihen vergleicht oder opportunistische/Value-Add-Objekte mit Aktien oder Private Equity. Der Spread und das Risiko-Rendite-Profil sind attraktiv. Es gibt kaum Alternativen. Selbst bei einer Rendite von nur noch 3 bis 4 Prozent ist der Cashflow attraktiv und die Immobilie damit auch. Ich behaupte: In richtig guten Lagen werden richtig gute Objekte nicht mehr billiger als jetzt.
Rissel: Auch wenn der Markt verrückt spielt, nimmt die Nachfrage trotzdem noch nicht alles auf. Als Family Office beleuchten wir alle Optionen: Halten, Optimieren, Verkaufen. Wenn wir der Überzeugung sind, dass der Wertzenit erreicht und das Asset fungibel ist, wird verkauft. Sollten wir Optimierungspotenzial erkennen, wird es gehoben und neu beurteilt. Wirtschaftlich und juristisch optimal zu verkaufen, ist nicht so einfach, wie man allgemein denkt.

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