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Anleiheexperte erklärt Deflation, Teil 1 So entsteht Deflation

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Eine weitere wichtige Ursache für Deflation – nämlich ein Mehrangebot im Verhältnis zu einer stabilen Nachfrage – erleben wir aktuell beim Ölpreis. Dazu muss man sich vor Augen führen, dass die Nachfrage nach Öl nicht elastisch auf den Preis reagiert. Das bedeutet z. B., dass kaum weniger Auto gefahren wird, wenn der Ölpreis steigt, bzw. mehr, wenn der Preis fällt. Ebenso ist es von Bedeutung, dass das Angebot sehr kurzfristig und einfach erhöht bzw. reduziert werden kann: Der „Ölhahn“ kann relativ leicht auf- bzw. zugedreht werden.

Da sich die Erdölproduzenten aus verschiedenen politischen und ökonomischen Gründen zurzeit nicht einig sind und alle möglichst viel Öl verkaufen wollen, wird weltweit reichlich Öl angeboten, und der Preis aller Ölsorten ist in den vergangenen 18 Monaten um über 50 % gefallen.[1]

Warum kam es aber trotz dieser lang- und kurzfristigen deflationären Trends nicht oder nur ganz selten gesamtwirtschaftlich zu einer Deflation? Dafür gibt es zwei Hauptursachen:

Zum einen haben die Konsumenten durch die niedrigeren Preise Geld zur Verfügung, das sie für mehr, höherwertige oder andere Anschaffungen verwenden. Dadurch ändert sich der repräsentative Warenkorb, auf dessen Basis der Verbraucherpreisindex berechnet wird. [2] Das veränderte Konsumverhalten kompensiert den deflationären Effekt.

Zum anderen hängt Deflation natürlich auch von der Geldmenge und dem Geldmengenwachstum ab. Und obwohl Geld mittels Kreditvergabe von den Geschäftsbanken gemacht wird, steuern die Zentralbanken letztlich durch ihre Geldpolitik das Geldmengenwachstum. [3] In der Vergangenheit war die Politik so, dass immer etwas zu viel Geld geschaffen wurde und es zu einer (moderaten) Inflation kam.

Wann es in der Geschichte dennoch zu gesamtwirtschaftlichen Deflationen gekommen ist und wie sie entstehen konnten, möchte ich in meinem nächsten Blogbeitrag erläutern.

Fußnote
[1] Obwohl der prozentuale Anteil von Energie am statistischen Warenkorb, der zur Berechnung der Inflation herangezogen wird, etwa 10% ausmacht, bedeutet der Rückgang des Rohölpreises von 50% nicht, dass der Index um 5% gefallen ist. Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Rohölpreis nur einen kleinen Teil des Endpreises ausmacht. Der größte Anteil sind Steuern auf bzw. die Vermarktung von Energieendprodukten.

[2] 1980 betrug der Anteil der Nahrungsmittel und alkoholfreier Getränke an dem Warenkorb in Deutschland z. B. 14,5%, 2010 betrug dieser Anteil nur noch 10,3%.

[3] Eine wirklich gute Erklärung, wie Geld entsteht, was es mit der Geldschöpfung und dem Zusammenhang mit der Zentralbank auf sich hat, finden Sie hier: https://www.khanacademy.org/economics-finance-domain/core-finance/money-and-banking . Genauer und technischer wird die Geldschöpfung hier beschrieben: http://www.bankofengland.co.uk/publications/Documents/quarterlybulletin/2014/qb14q102.pdf

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