LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 6 Minuten

Anleiheexperte erklärt Deflation, Teil 3 Schuldendeflation birgt große Gefahren

Seite 2 / 2


Das Mc Kinsey Global Institute hat Anfang 2015 eine Studie veröffentlicht(6), in der die Entwicklung der Verschuldung in 47 Ländern insbesondere seit der Finanzkrise untersucht wurde. Sie zeigt, dass die Schuldenstände weltweit sehr hoch sind und trotz der schlechten Erfahrungen während der Finanzkrise sogar weiter zugenommen haben.



Für mich ist das schwache globale Wachstum der vergangenen Jahre trotz weiter steigender Schulden mindestens ein klares Indiz dafür, dass die Schuldenstände mittlerweile höher sind, als für die Volkswirtschaften notwendig bzw. gesund ist. Ich bin sogar der Meinung, dass die Schuldenstände mittlerweile so hoch sind, dass die Gefahr einer Schuldendeflation für viele Volkswirtschaften sehr real ist. Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten deuten auch darauf hin.

Offensichtlich sind auch die Zentralbanken mehr und mehr dieser Meinung: Viele Währungshüter lockern zunehmend ihre Geldpolitik. So hat erst vor kurzem die japanische Zentralbank für bestimmte Einlagen einen negativen Zins eingeführt. Selbst die US-amerikanische Zentralbank, von der bisher eine sukzessive Erhöhung der Leitzinsen erwartet wurde, scheint darüber nachzudenken, ebenfalls wieder einen expansiven Weg einzuschlagen.

Fußnote
(1) https://fraser.stlouisfed.org/docs/meltzer/fisdeb33.pdf

(2) Durch Kreditvergabe schöpfen die Geschäftsbanken neues Geld, durch die Rückzahlung der Kredite wird also Geld wieder dem Wirtschaftskreislauf entnommen. Zur Geldschöpfung sie z.B. http://www.bankofengland.co.uk/publications/Document/quarterlybulletin/2014/qb14q1prereleasemoneycreation.pdf Zur Umlaufgeschwindigkeit von Geld siehe z.B. https://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Service/Glossar/_functions/glossar.html?lv2=32056&lv3=61806

(3) Hier wird implizit vorausgesetzt, dass Zinsen nicht unter null fallen können. Wir erleben gerade, wie dies in wichtigen Teilen der Finanzwirtschaft nicht mehr der Fall ist. In der Realwirtschaft sind die Zinsen zum überwiegenden Teil nicht negativ.

(4) Bemerkenswert ist, dass es bei der Schuldendeflation nur auf die reale Schuldenlast ankommt. Es wird nicht zwischen der Art der Schulden unterschieden. Die letzte große Finanzkrise, die fast eine Schuldendeflation angestoßen hätte, ging vom US-amerikanischen Immobiliensektor aus. Das läuft der landläufigen Überzeugung „guten“ Immobilienkrediten und „schlechten“ Konsumkrediten zuwider.

(5)  Z.B.: Stephen G. Cecchetti, M. S. Mohanty, and Fabrizio Zampolli, The real effects of debt, BIS working paper number 352, September 2011; Kenneth S. Rogoff, „Public debt overhangs: Advanced economy episodes since 1800“ volume 26, number 3, Journal of Economic Perspectives, Summer 2012

(6) www.mckinsey.com/insights/economic_studies/debt_and_not_much_deleveraging

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion