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Aktualisiert am 02.04.2013 - 16:23 Uhrin DAS INVESTMENT ArtikelLesedauer: 6 Minuten

Anleihen aus Schwellenländern: Zahltag in 98 Jahren

Arbeiter auf der Ölplattform Tonala im Golf von Mexiko. Die Bohrinsel der Firma Petroleos Mexicanos soll rund 850.000 Fässer Öl am Tag fördern. Pemex, wie die Firma auch genannt wird, ist einer der größten Ölförderer Lateinamerikas. Sein Ölreichtum macht Mexiko zum aktuellen Investment-Tipp (Foto: Bloomberg)
Arbeiter auf der Ölplattform Tonala im Golf von Mexiko. Die Bohrinsel der Firma Petroleos Mexicanos soll rund 850.000 Fässer Öl am Tag fördern. Pemex, wie die Firma auch genannt wird, ist einer der größten Ölförderer Lateinamerikas. Sein Ölreichtum macht Mexiko zum aktuellen Investment-Tipp (Foto: Bloomberg)
Die Anleihe lief doch nur bis zum 12. November 2010. Wie kann sie da noch immer im Portfolio stecken – fragt sich Michael Mewes. Ein Papier mit 5,75 Prozent Zinskupon pro Jahr, der Schuldner heißt Mexiko. Ende der Geschichte laut Datenanbieter: 12.11.10. Der Chef des Anleiheteams bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt forscht nach. Und findet die Lösung: Die Anleihe lief mitnichten nur bis 2010. Sie wird am 12. November 2110 fällig. In fast 98 Jahren.

Mexiko gehört zu den neuen Sternen am Himmel der Anleihe-Investoren. Seit die Löhne chinesischer Arbeiter anziehen und die Worte Arbeitskultur und Streik in den Wortschatz Einzug gehalten haben, besinnen sich Unternehmer auf das noch immer kostengünstige Land direkt vor der US-amerikanischen Haustür. „Die Mindestlöhne in Mexiko liegen derzeit weit unter denen in China“, stellt Brett Diment fest. Der Chef für Schwellenländeranleihen bei Aberdeen Asset Management hat Mexiko im Global Select Emerging Markets Bond gegenüber seinem Vergleichsindex übergewichtet. Das Wirtschaftswachstum sollte vor allem dem nach Diments Meinung unterbewerteten Peso auf die Beine helfen.

Wie weit die Meinungen auseinandergehen können, zeigt Diments Kollege Michael Hasenstab. Der Starmanager von Franklin Templeton hat zwar auch Mexiko- Anleihen im Portfolio des Templeton Emerging Markets Bond. Das Währungsrisiko hat er aber über einen sogenannten Cross Hedge gegen die Indische Rupie getauscht. Die gefällt ihm besser.

Bewusstseinsverändernder Markt

Mexiko ist ein kleiner Teil einer Anlageregion, die derzeit vielen Anlegern ein paar Sorgen abnehmen soll. Es geht um Anleihen aus Schwellenländern, die eine Alternative zu den daheim nur noch extrem niedrigen Zinssätzen geworden sind. Der Markt hat sich gewandelt. Gab es zu Beginn des neuen Jahrtausends hauptsächlich Anleihen in der damaligen Hartwährung Dollar zu kaufen, nehmen die Länder heutzutage ihre Schulden mehr und mehr in ihrer eigenen Währung auf. Sie können das, weil sich das Bewusstsein internationaler Marktteilnehmer verändert hat. Die sehen Peso, Rupie und Real nicht mehr als Weichwährungen an. Im Gegenteil: Sie suchen mitunter ausdrücklich die fremde Währung, um ihr Vermögen zumindest teilweise aus Dollar, Euro, Yen und Pfund fortzuschaffen. Warum sollte man nicht in Länder gehen, deren Wirtschaften deutlich besser laufen als daheim?

So mag Simon Lue-Fong, Teamleiter Emerging Market Debt bei Pictet Asset Management, ebenfalls die Indische Rupie und den Mexikanischen Peso, setzt aber auch auf einen aufwertenden Chinesischen Renminbi und Brasilianischen Real. Für ihn sind es Märkte mit soliden Fundamentaldaten, dem Willen zu strukturellen Reformen und der Fähigkeit, eine Abkühlung der Weltkonjunktur ohne größere Schäden zu meistern.

Die Flucht der Anleger hat Fonds wie den Pictet Emerging Local Currency Debt, Pimco Emerging Local Bond und den bereits erwähnten Templeton-Fonds zu schweren Kolossen anschwellen lassen. Die Zuflüsse liegen im Milliardenbereich, während die Länder selbst nicht allzu viele neue Schulden aufnehmen. Die Finanzkrise tobt woanders.