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Anleihenfonds: „Die alte Harmonie war ein Trugbild“

Chris Dialynas
Chris Dialynas
DAS INVESTMENT.com: Unconstrained heißt auf Deutsch so viel wie unbegrenzt oder unabhängig. Was war der Hintergrund, einen Anleihenfonds mit diesem Namen ins Leben zu rufen?

Chris Dialynas: Unsere Kunden waren auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Anleihe-Investments mit einem größeren Renditepotenzial. Wir sind hier an keine Benchmark gebunden und können unser aktives Management voll ausspielen. Dabei setzen wir auch Absolute-Return-Strategien ein.

DAS INVESTMENT.com: Klingt nach einem Hedgefonds light.

Dialynas: Das würde ich etwas anders formulieren. Wir haben einen sehr flexiblen Anleihenfonds konzipiert, der die europäischen Ucits-Bestimmungen wie tägliche Liquidität und tagesaktuelle Bewertung berücksichtigt. Das steht im Gegensatz zu vielen Hedgefonds, die ihre Investoren für mindestens sechs Monate fest binden. Insgesamt bieten wir eine sehr hohe Transparenz. Wir nutzen also die Hedgefonds-Vorteile, etwa das Aufspüren von Überrenditen gegenüber dem Markt, und vermeiden ihre Nachteile.

DAS INVESTMENT.com: Ihre Fondsgesellschaft bezeichnet die aktuelle Situation auf den Märkten als „Neue Normalität“, die unter anderem durch die uneinheitliche globale Erholung nach der Finanzkrise und die wachsende ökonomische Vorherrschaft der Schwellenländer gekennzeichnet ist. Dies, so Ihre These, macht ein viel ambitionierteres Risikomanagement nötig. Sehnen Sie sich manchmal nach den guten alten Zeiten?

Dialynas:So gut war die alte Normalität gar nicht. Ich habe bereits vor sieben Jahren die falsch ausgerichtete US-Zins- und Notenbankpolitik kritisiert, weil sie droht das globale wirtschaftliche Gleichgewicht zu gefährden, die Verschuldung zu treiben und eine falsche Allokation des Kapitals hervorzurufen. Das ist dann auch so gekommen. Die Öffnung der Märkte in Osteuropa, Russland und China verändert unsere Welt in einem Maß, das alles Dagewesene in den Schatten stellt. Doch hat das „Goldlöckchen“-Märchenszenario die Finanz- und Wirtschaftspolitik in vielen Industrienationen in die Irre geführt.

DAS INVESTMENT.com: Goldlöckchen?

Dialynas:
Ja, das Goldlöckchen-Szenario gaukelte uns vor, dass ähnlich wie im Märchen in der Finanzwelt alles harmonisch abgestimmt ist. Unter den Folgen dieses Trugbilds haben wir während der Finanzkrise gelitten, sie werden uns auch noch weiter beschäftigen.

DAS INVESTMENT.com: Geben Sie ein Beispiel?

Dialynas:
Die Fed beendet gerade ihr Programm, US-Staatspapiere in großem Stil aufzukaufen. In der Folge werden die Zinsen in den Vereinigten Staaten und weltweit steigen. Hinzu kommen die Probleme in Europa: Die Sparprogramme werden das Wachstum dämpfen. Zu nennen ist natürlich auch das Umwelt- und Atom-Unglück in Japan, was die gesamte Region mit beeinflusst. Doch werden die Emerging Markets und allen voran China die Treiber des weltweiten Wachstums bleiben.

DAS INVESTMENT.com: Und wie reagieren Sie aktuell mit Ihrem Portfolio?

Dialynas: Wir gewichten Kanada, Australien und Deutschland hoch und sehen ausgewählte Unternehmensanleihen aus dem US-Finanzsektor, aber auch Mortgage Backed Securities, also durch Vermögenswerte gesicherte Wertpapiere, vorn. Bei US-Dollar, Euro, Britischem Pfund und Yen haben wir uns short positioniert, bei der chinesischen, einigen anderen asiatischen Währungen und beim Kanadischen Dollar gehen wir long.

DAS INVESTMENT.com: Sind Sie persönlich auch in Ihren Fonds investiert?

Dialynas: Aber selbstverständlich.


Zur Person: Chris Dialynas ist seit 32 Jahren in der Finanzbranche tätig. 1980 ist er zu Pimco gestoßen: Dort ist er Managing Director, Portfoliomanager und Mitglied des Investmentkomitees.

Das Interview ist im DAS INVESTMENT THEMA „Investieren in der Neuen Normalität“ erschienen, das der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT beiliegt. Eine Online-Ausgabe der Sonderpublikation finden Sie hier.

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