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Aktualisiert am 02.04.2020 - 09:56 Uhrin ImmobilienLesedauer: 4 Minuten

Ansturm aus Asien „So wunderbar ordentlich“

„Selten zuvor war das Interesse an deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilien größer“, sagt Helge Scheunemann, Research-Leiter Deutschland bei Jones Lang Lasalle. Und das nicht nur bei heimischen Investoren. „Auch ausländische Anleger, allen voran chinesische, werden ihr Engagement in Deutschland deutlich ausweiten.“ Laut einer Umfrage von Jones Lang Lasalle unter 1.200 deutschen und internationalen Immobilien-Investoren dürften Käufer aus dem Reich der Mitte in diesem Jahr sogar die nordamerikanischen Investoren von der Spitze vertreiben (siehe Grafik). Maik Rissel, Leiter des Immobilien-Portfoliomanagements von Marcard, Stein & Co., weiß, was ausländische Investoren an Deutschland mögen. Die Hamburger Privatbank betreut seit über zwei Jahren eine asiatische Milliardärsfamilie bei Aufbau und Management eines deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilienbestands. „O-Ton: Ihr Deutschen seid so wunderbar ordentlich, gut sortiert, ehrlich, bürokratisch und bietet mir Sicherheit“, erzählt Rissel und weiter: „Unsere Nachteile sind aus der Sicht asiatischer Entwicklungsländer unsere Vorteile und für die Investoren von dort hochinteressant.“ Die prozessorientierte Arbeitsweise, Transparenz, keine Korruption und ein gut strukturiertes Miet- und Grundstücksrecht versprühten eine solide „Made in Germany“-Ausstrahlung. Deutschland gilt als sicherer Hafen und ist die mit Abstand stabilste Volkswirtschaft in Europa. Der schwache Euro macht die Investments für Ausländer zusätzlich attraktiv. Hinzu kommt: „Länder wie China oder Malaysia bauen gerade erst eine staatliche Altersvorsorge auf. Hier werden immer stärker Immobilien entdeckt“, sagt Thomas Beyerle, Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Catella Property Valuation.

Das Potenzial ist enorm: Allein vier der zehn größten Pensionsfonds der Welt kommen aus China. So einiges ist schon in der Hand asiatischer Inves- toren: Beispielsweise hat zu Beginn dieses Jahres eine Investorengruppe unter Führung der koreanischen Samsung SRA Asset Management den „Silberturm“ im Frankfurter Bankenviertel gekauft. Über den Preis für die ehemalige Zentrale der Dresdner Bank wurde Stillschweigen vereinbart. Mieter ist die Deutsche Bahn. Die Schweizer UBS verkaufte den Frankfurter Opernturm bereits 2010 für satte 550 Millionen Euro an den Staatsfonds GIC aus Singapur und einen zu JP Morgan gehörenden institutionellen Immobilienfonds. Und der chinesische Private-Equity-Fonds A.E. Funding Luxembourg kaufte 2013 das Bürohaus Solo West im Frankfurter Westend. Das jüngste Gerücht im Markt: Der chinesische Staatsfonds Gingko Tree soll sich mit Pramerica Real Estate Investors zusammengetan haben, um den Siemens Campus in München zu kaufen. Legoland wird der aus über 30 verbundenen Einzelgebäuden bestehende Komplex auch genannt. Es wäre nicht das erste Mal dass das Duo zusammen in Deutschland shoppen geht: Vor rund einem Jahr haben Pramerica und Gingko den Frankfurter Bürokomplex Adlerwerke für rund 110 Millionen Euro gekauft.

Grundsätzlich konzentrieren sich ausländische Investoren bisher auf Gewerbeimmobilien in deutschen „Gateway-Cities“ wie Frankfurt, München oder Berlin. Sie suchen das klassische Core-Objekt. „Da hier aber von einer zunehmenden Verknappung auf der Angebotsseite auszugehen ist, sind Investments in sekundären Lagen in den kommenden zwölf Monaten nicht auszuschließen, insbesondere wenn bestehende Engagements erweitert werden“, so Christian Schulz-Wulkow, Partner von E&Y Real Estate.


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