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Argentinien gewinnt die Gunst der Wall Street wieder Diese Ämter bekleiden Ex-Banker von J.P. Morgan, Deutsche Bank und Goldman Sachs in Argentinien

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Interventionismus ade

Das hätte wohl kaum ein Anleihenanalyst von der Mannschaft gesagt, die Macris Vorgängerin Cristina Fernandez de Kirchner um sich geschart hatte. Ihr letzter Wirtschaftsminister, Axel Kicillof, ein ehemaliger Führer der Jugendbewegung, war bekannt für seine Beschimpfungen internationaler Investoren. Einmal sagte er, die spanische Repsol „plündere" das Land aus, ein andermal erklärte er, die notleidenden Anleihen, die die Hedgefonds hielten, seien wertlos wie Pappdeckel.

„Das ist schon eine Veränderung gegenüber der Kirchner-Ära", sagt Morden.

Prat-Gay, 50, führt das neue Team an. Der aus Buenos Aires Stammende kam 1994 zu JPMorgan, gleichzeitig mit Caputo. Bausili stieß einige Jahre später zu der Bank, ebenso Vladimir Werning, ein Ökonom, der jetzt Stabschef im Finanzministerium ist. 1999 hatte sich Prat-Gay an die Spitze des Devisenanalyseteams von JPMorgan in London hochgearbeitet. Diesen Posten gab er kurz nach dem Zahlungsausfall auf, um die Führung der argentinischen Zentralbank zu übernehmen, wo er 2004 vom Magazin Euromoney den Titel „Zentralbanker des Jahres" verliehen bekam. Einige Jahre nach seiner Rückkehr nach Argentinien kam auch Caputo zurück und übernahm das Argentiniengeschäft der Deutschen Bank.

Goldman, Barclays


Nicht nur ehemalige JPMorgan- und Deutsche-Bank-Leute dominieren heute die Ressortlisten der Regierung. Auch Goldman Sachs, Barclays und Morgan Stanley sind mit Ex-Mitarbeitern bei der Zentralbank und beim staatlichen Pensionsfonds vertreten.

Macris Team wartete nicht lange mit der Rückabwicklung der Maßnahmen seiner Vorgänger. Sie nahmen die Einschränkungen bei Dollarkäufen zurück und ermöglichten den freien Handel des Peso; sie kürzten die Staatsausgaben und handelten mit dem Milliardär Paul Singer und anderen Hedgefondsmogulen eine Schuldenvereinbarung aus – alles innerhalb von drei Monaten nach ihrem Amtsantritt.

Die Konditionen dieser Vereinbarung, die noch vom Kongress gebilligt werden muss, wurden von Kirchner-Verbündeten scharf kritisiert – sie seien zu vorteilhaft für die internationalen Gläubiger, und manche von ihnen könnten übermäßige Gewinne mit den notleidenden Anleihen einfahren. Das ist der wunde Punkt von Macris Strategie: die Wahrnehmung, dass sein Team ehemaliger Wall-Street-Banker zu vertraut mit den Investoren sei.

Bedenklicher wäre es allerdings, wenn es Macri nicht gelingen sollte, die schwächelnde Wirtschaft zu stabilisieren. Bislang scheinen die Argentinier vor allem Wert darauf zu legen, dass in ihrem Land wieder etwas Normalität einkehrt. Zuletzt lag die Jahresinflation bei rund 30 Prozent. Wenn dieses Problem behoben wird, dürfte es den Leuten ziemlich egal sein, wie viel Geld Ausländer verdienen.

Pressevertreter des Präsidentenpalasts und des Finanzministeriums lehnten einen Kommentar für diesen Artikel ab.

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