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Asiatische Börsen „Die Sorgen um China sind überzogen“

Für Chris Adams, Produktspezialist Asien / Aktien Asien-Pazifik bei HSBC Global Asset Management, spricht die Außenhandelsbilanz für China.
Für Chris Adams, Produktspezialist Asien / Aktien Asien-Pazifik bei HSBC Global Asset Management, spricht die Außenhandelsbilanz für China.
Frage: Herr Adams, das volkswirtschaftliche Bild Chinas verschlechtert sich derzeit. Wichtige Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex enttäuschen den Markt. Die Renminbi-Abwertung stieß international auf großes Interesse und Investoren fühlen sich an die Währungsdebakel anderer Schwellenländer in jüngster Vergangenheit erinnert. Wie beeinflussen diese Faktoren Ihre Investmententscheidungen?

Chris Adams: Unserer Ansicht nach sind die Sorgen überzogen. Denn China ist, was seine Außenhandelsbilanz betrifft, fundamental in einer viel stärkeren Verfassung als viele andere Schwellenländer. So wird China zum Beispiel für 2014 ein Haushaltsdefizit von 2,1 Prozent und ein Überschuss in der Leistungsbilanz vorhergesagt – von den Devisenreserven der Regierung in Höhe von 3,8 Billionen Dollar ganz zu schweigen.

Frage: Trotz alledem sind die volkswirtschaftlichen Daten geschwächt. Wie reagiert die Politik in China darauf?

Adams: Auf politischer Ebene sehen wir eine gewisse Unterstützung durch Steuersenkungen, Ausgaben für den Eisenbahnsektor und ausgewählte Stützungsmaßnahmen für den Immobiliensektor.

Es ist noch zu früh, um eine geldpolitische Lockerung zu erwarten, allerdings zeigt die Zentralregierung eindeutig eine ausgewogenere Haltung – einerseits um die Wirtschaft zu stützen und andererseits, um Korruption und Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Daher bleiben wir zuversichtlich, dass China eine harte Landung der Konjunktur abwenden kann. Bei der aktuell niedrigen Bewertung bleiben wir für den chinesischen Aktienmarkt positiv gestimmt.

Frage: Spannend wird es in Indien. Welche Erwartungen haben Investoren wie Sie an die anstehenden Parlamentswahlen und wie ist die Stimmung am Aktienmarkt?

Adams: Indische Aktien verzeichneten im März eine starke Aufwärtsbewegung. Als Folge der allgemeinen Zuversicht und der massiven Kapitalzuflüsse wertete auch die Rupie im Verhältnis zum Dollar deutlich um 3,1 Prozent auf. Der neuerliche Optimismus geht auf verschiedene Faktoren zurück.

Die meisten konzentrierten sich auf die Hoffnung, dass die Wahlen im April/Mai dieses Jahres eine stabile und entscheidungsfreudige Regierung der Mitte hervorbringen werden.

Zudem nehmen sich die Notenbank und die Regierung langsam des Leistungsbilanzdefizits an. Ausländische Großanleger orderten im März in großem Stil und kauften netto für 3,6 Milliarden Dollar indische Aktien. Heimische institutionelle Investoren verkauften hingegen Aktien im Wert von 2,2 Milliarden Dollar.

Frage: Was bedeutet das für Ihre Anlageentscheidungen?

Adams: Wir nutzen die gute Kursentwicklung aus, um nach unseren Vorgaben Aktien mit starken Zuwächsen zu verkaufen und Aktien, die einen Boden gefunden haben, zu kaufen. Wir bevorzugen weiter zyklische Sektoren wie Energie, Industrie und Grundstoffe.

Zyklische Sektoren bieten nach wie vor den Spielraum einer Neubewertung im Vergleich zu defensiven Aktien. Diese Strategien dienen der Optimierung der aktiven Positionen in einigen ausgewählten Unternehmen in Staatsbesitz. Denn man muss bedenken, dass die Regierung einige Entscheidungen getroffen hat, die möglicherweise negative Auswirkungen haben.

Frage: Noch ein Wort zu Thailand. Wie wirken sich die politischen Turbulenzen auf den dortigen Aktienmarkt aus?

Adams: Der thailändische Aktienmarkt hat im März weiter zugelegt. Allerdings leidet er unter der anhaltend instabilen politischen Lage. Im März gingen sowohl Importe als auch Exporte zurück. Die wirtschaftliche Entwicklung dürfte kurzfristig weiter beeinträchtigt werden. Abzulesen ist das an den sinkenden Touristenzahlen und dem schwächeren Konsum. Diese Faktoren werden wohl zu anhaltend starken Kursschwankungen führen.

Wir konzentrieren uns auf Exportwerte, die von einer schwächeren Währung profitieren und unabhängig von der Entwicklung auf dem Heimatmarkt sind. Zudem bevorzugen wir Banken, die Geschäfte mit Unternehmenskunden machen. Die weisen eine attraktive Bewertung auf und sind sehr profitabel.

Frage: Wie beurteilen Sie die Lage am asiatischen Aktienmarkt insgesamt?

Adams: Asiatische Aktien bleiben nach herrschender Meinung in den globalen Aktienportfolios untergewichtet, nachdem sie 2013 generell schlechter abgeschnitten haben als die Aktien in den Industrieländern.

Wir sind jedoch der Meinung, dass asiatische Aktien in einer sich stetig erholenden Weltwirtschaft Aufholpotenzial haben, da dort viele zyklische Unternehmen versammelt sind. In unserm regionalen Portfolio haben wir chinesische und koreanische Werte übergewichtet, weil sie eine hohe Zahl profitabler Unternehmen zu attraktiven Preisen bieten.

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