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Asiatische Immobilienaktien und REITs: Home Bias versus Markowitz

Thomas Körfgen
Thomas Körfgen
In den vergangenen Wochen haben die globalen Aktienmärkte weiterhin korrigiert. Diesem Trend konnten sich auch die asiatischen REITs nicht entziehen. Wieder war es Fed-Chef Bernanke, der am 19. Juni 2013 mit seinen Aussagen zur weiteren Notenbankpolitik die globalen Aktienmärkte auf Talfahrt schickte.

Erhöht wurde die Unsicherheit an den Finanzmärkten auch durch starke Ausschläge im Interbankenmarkt in China. Der dortige „Shibor“ (Shanghai Interbank Offered Rate) stieg für kurze Laufzeiten stark an. Die Angst vor einem Liquiditätsengpass in China führte zu starken weltweiten Kursverlusten und einer Erhöhung der Risikoprämien. Dieses Umfeld belastete auch die REITs in der Region Asien-Pazifik.

Das Dorf im Wandel

Neulich las ich einen Artikel mit dem Thema „Wäre die Welt ein 100-Einwohner Dorf…“. Dieser begann mit dem Satz: „Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen zählendes Dorf reduzieren könnte und dabei die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde, wäre dieses Dorf folgendermaßen zusammengesetzt:
  • 57 Asiaten
  • 21 Europäer
  • 14 Amerikaner
  • 8 Afrikaner
Blickt man in die Zukunft, so wird sich der Anteil der Asiaten und der Afrikaner zu Lasten der Europäer und Amerikaner weiter verschieben. Das Wirtschaftswachstum wird eindeutig von diesen wachsenden Regionen getrieben. Kontinente mit stagnierenden Bevölkerungszahlen werden zurückfallen.
 
Doch wie passt das mit der aktuellen Allokation des Vermögens zusammen? Schaut man sich die Vermögensanlagen der Deutschen an und blickt in deren Wertpapierdepots, so findet man vor allem deutsche Aktien- und Rentenwerte, neben wenigen europäischen oder amerikanischen Wertpapieren. Asienengagements spielen zumeist keine Rolle. Doch warum erfolgt kaum eine sinnvolle und notwendige Diversifikation?

Nach Markowitz sollte das Risiko eines Wertpapierportfolios ohne Verringerung der erwarteten Rendite minimiert werden. Dies geschieht durch Investitionen in unterschiedliche Wertpapiere und Anlageklassen, aber auch durch regionale Aufsplittung des Vermögens.

Doch der Investor hierzulande handelt nicht rational. Er neigt dazu, seine Geldanlagen auf dem Heimatmarkt überproportional zu gewichten – der sogenannte Home Bias-Effekt.

Doch woran liegt dies? Fragt man Anleger, so gibt es vor allem zwei Antworten.

1. Man kenne Unternehmen am Heimatmarkt besser, könne sich über diese genauer informieren und glaube, somit die Chancen und Risiken präziser einschätzen zu können, als dies bei Anlagen auf ausländischen, insbesondere asiatischen Märkten der Fall sei.

2. Man möchte keine Wechselkursrisiken in Kauf nehmen.

Ich bezweifle, dass ein Großteil der Anleger die Unternehmen am Heimatmarkt besser beurteilen kann. Sollte ich mich diesbezüglich irren, so stehen dem immer noch die Thesen von Markowitz entgegen: Um effizient und diversifiziert zu agieren, ist es zwingend notwendig, auch in die Wachstumsmärkte Asiens zu investieren.

Was bietet sich hier besser an, als ein Engagement in asiatische REITs, die das Wachstum der zugrundeliegenden Immobilienmärkte mit hohen, gesetzlich vorgeschriebenen Ausschüttungen kombinieren?

Das Argument der Wechselkursrisiken kann ich ebenfalls nicht teilen. Natürlich ist die Rendite des Anlegers durch den Erfolg des Unternehmens selbst, wie auch durch die Änderung des Wechselkurses bestimmt, wenn in Papiere außerhalb des Euroraumes investiert wird. Doch handelt es sich nicht vielmehr um eine oftmals vernachlässigte Wechselkurschance?

Langfristig werden die Wechselkurse derjenigen Länder steigen, die eine bessere konjunkturelle Entwicklung als andere haben. Dies sind nun einmal die asiatischen Länder im direkten Vergleich zu Europa. Warum bei Investitionen also nicht auch hiervon profitieren?

Zahl des Monats: 12 Prozent

12 Prozent ist der Anteil der Wertpapiere der Nicht-EWU-Staaten am Portfolio deutscher Privatanleger laut aktuellem DAI-Factbook, Stand Oktober 2011

Hintergrund: Thomas Körfgen ist Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des Immobilienaktien-Teams bei SEB Asset Management. Bei hoher Ausrichtung auf Dividendenrenditen investiert er mit seinem Team aktiv in REITs, also börsennotierte Immobilienaktiengesellschaften, aus dem asiatisch-pazifischen Raum.

REITs vereinen die Dynamik von Aktien mit der fundamentalen Verankerung ihres Werts im Immobilienmarkt und bieten verlässliche Erträge, da sie gesetzlich zu hoher Ausschüttung verpflichtet sind. Der asiatisch-pazifische Markt ist mit über 190 Werten bereits heute der zweitgrößte REIT-Markt weltweit.

Die Kombination aus hohen Dividendenrenditen und ordentlichen Erträgen bei REITs bietet Investoren eine konservative Möglichkeit, an der Wachstumsdynamik der asiatisch-pazifischen Immobilienmärkte teilzuhaben

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