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in Aktienfonds SüdostasienLesedauer: 4 Minuten

Asien-Aktienchef von AGI im Interview „Wenn manche nicht in China investieren, ist das für mich in Ordnung“

Raymond Chan, Aktienchef für Asien-Pazifik bei Allianz Global Investors
Raymond Chan, Aktienchef für Asien-Pazifik bei Allianz Global Investors | Foto: Kasper Jensen

DAS INVESTMENT: Sie sagten einmal, Sie seien wegen Chinas Verschuldung nicht sehr besorgt. Ist das Ihr Ernst?

Raymond Chan: Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Verschuldung Chinas zum größten Teil in der lokalen Währung Renminbi notiert. Der Fremdwährungsanteil an der Gesamtverschuldung ist zuletzt deutlich zurückgegangen. In dieser Situation wird China oft mit Japan verglichen. Sollte auch China den schwächeren Wachstumszahlen mit weiteren geldpolitischen Lockerungen entgegentreten, wird die bisher einfache Wachstumsgeschichte natürlich deutlich schwieriger. Aber wie in Japan wird es auch in China weiterhin Unternehmen geben, die auch in einem solchen Umfeld wachsen und attraktive Dividendenrenditen ausweisen können. Japan ist in den vergangenen 20 Jahren nicht kollabiert, und China wird es auch nicht.

Dann können wir mit denselben Aktienrenditen rechnen wie in Japan, also mit gar nichts.

Wenn Sie vom Gesamtmarkt ausgehen, könnte es in der Tat schwierig werden. Aber als aktiver Manager sind wir überzeugt, dass es immer Unternehmen geben wird, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen attraktive Aktienrenditen über dem Marktdurchschnitt erzielen können.

2015 brach der Aktienmarkt ein und riss andere Märkte mit sich.

Als das im vergangenen Jahr in Schanghai passierte, erzeugte es weltweit Stress. Doch ich fragte mich: Warum? Schanghai ist ein geschlossener Markt, 95 Prozent der Anleger kommen aus dem Inland. Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.

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Das ist eben Globalisierung.

Trotzdem braucht man einen Zusammenhang. Den kann ich aber hier nicht erkennen.

Was wäre denn ein gutes Szenario für China?

Dass die Regierung ernsthaft Reformen durchsetzt. China ist eine zweigeteilte Volkswirtschaft. Der New Economy geht es sehr gut, der traditionelle Teil ist schwach. Dort, zum Beispiel in der Schwer- und Rohstoffindustrie, baut man also Überkapazitäten ab. Die Unternehmen gehen Bankrott, und Menschen verlieren ihre Arbeit. Dann realisiert der Markt, dass es ein Problem gibt, und die Preise für Vermögenswerte werden sich anpassen.

Also fallen.

Ja, und dann kommt der nächste Aufschwung. Die Regierung muss nun die Infrastruktur fördern. Denn die braucht sie, um weitere Städte zu bilden. Und dadurch entstehen wieder Arbeitsplätze. Egal, wie viele Einwohner so eine Stadt hat – sie braucht Frisöre, Taxifahrer, Restaurants und so weiter. Man muss die ehemaligen Fabrikarbeiter umschulen, damit sie diese Arbeiten übernehmen können. Sie sind dann Dienstleister. Anschließend muss man den Aktienmarkt dazu bringen, Dinge wieder positiv zu sehen. Das schafft man aber nur, indem man Probleme erkennt und angeht. Das hat die Regierung bisher nicht ernsthaft genug verfolgt, und das ist der Fehler.

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