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Asiens Bondmarkt: Nicht nur für Euro-Skeptiker ein sicherer Hafen

Ekkehard Wiek, W&M Wealth Managers
Ekkehard Wiek, W&M Wealth Managers
Der Kontrast sticht ins Auge: Hochverschuldete Länder wie Spanien erhalten vom internationalen Ratingagentur-Monopol aus Moody’s und Co. weiterhin ausgezeichnete Bewertungen und zahlen mit gut vier Prozent für zehnjährige Staatanleihen vergleichsweise niedrige Zinsen.

Ein Land wie Indien hingegen zahlt Anlegern für Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit noch immer knapp acht Prozent. Dabei verfügt Indien – anders als Spanien – mit hohen Wachstumsraten, einer jungen Bevölkerung und geringer Staatsverschuldung über attraktivste Rahmenbedingungen.

Risikoparameter ändern sich dramatisch

Asiens Anleihemarkt in Lokalwährungen ist der weltweit viertgrößte nach den USA, Europa und Japan. Die stark gestiegene Nachfrage großer lokaler institutioneller Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften haben in den vergangenen Jahren für sehr liquide Märkte gesorgt.

Die Nachfrage hielt auch durch die jüngste Finanzkrise an, die Asiens Bondsmärkte vergleichsweise gut überstanden. Staatsanleihen machen noch immer etwa 70 Prozent des 4,6 Billionen US-Dollar großen Marktes aus. Unternehmensanleihen sind jedoch das am schnellsten wachsende Segment in den meisten Ländern.

Während die angelsächsischen Ratingagenturen vor der wachsenden Bedeutung und Stärke dieser Länder weiter ihre Augen zu verschließen scheinen, haben internationale Pensionsfonds und Versicherungen die entscheidenden Vorteile erkannt: Asiens Rentenmärkte einen nicht nur gute Fundamentaldaten und eine aussichtreiche Zukunft.
Sie entwickeln sich zugleich unabhängig voneinander und bilden damit eine hochrentierliche und niedrig korrelierte Mischung im Vergleich zu westlichen Bonds. Zudem lockt die Aussicht auf eine kontinuierliche Aufwertung asiatischer Währungen internationale Anleger mit längerfristigem Anlagebedarf an. Befeuert wurde diese Entwicklung noch durch die internationale Finanzkrise und die Unsicherheiten rund um den Euro.

Beschränkter Zugang sichert langfristige Attraktivität

Dass die Anleihen westlicher Staaten noch immer die größte Rolle in deutschen Portfolios spielen, hat außer mit der Ignoranz der Ratingagenturen und der Heimattreue (home bias) der Anleger mit einem weiteren Aspekt zu tun: Während Europa und die USA händeringend das Vertrauen der Anleger suchen und Schulden über Schulden anhäufen, brauchen Asiens Regierungen vergleichsweise wenig Kapital und beschränken daher häufig ganz bewusst den Zufluss ausländischer Gelder.

Dies dient der Sicherung ihrer Währungsstabilität wie auch der Kontrolle und Abwehr großer ausländischer Spekulanten. So hält China das Angebot trotz jüngster Lockerungen beim Erwerb von Renminbi-Anleihen für Ausländer äußerst knapp.

Für Anleger macht dieses kontrollierte und verknappende Vorgehen ein Investment umso attraktiver. Schuldner, die finanziell gesund sind, wirtschaftlich dynamisch wachsen, ihre Währungen stabil halten sowie wilde Spekulationen vermeiden wollen und zugleich hohe Zinsen zahlen – was kann man mehr erwarten?

Zum Autor: Ekkehard Wiek ist Geschäftsführer der W&M Wealth Managers (Asia) Pte. Ltd. in Singapur und der Asia4Europe Investment GmbH in Ettlingen und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de. In DAS INVESTMENT.com äußern sich renommierte Vermögensverwalter in regelmäßigen Kolumnen zu aktuellen Finanz- und Kapitalanlagethemen.

Lesen Sie weitere Kolumnen von Vermögensverwaltern in unserer Themenrubrik Vermögensverwalter.

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