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Assekurata-Analyst über Finanzstabilität der LV-Anbieter „Bei 20 Gesellschaften reichen Erträge nicht aus, um Rechnungszinsverpflichtungen zu bedienen“

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Im aktuellen Niedrigzinsumfeld dürfte es den Versicherern zunehmend schwer fallen, attraktive Erträge zu erwirtschaften. Ist diese Querverrechnung mittlerweile zu einem großen Branchenproblem geworden?

Heermann: Das kann man nicht belegen. Denn Informationen, ob tatsächlich querverrechnet wurde oder nicht, müssen nicht veröffentlicht werden. Man kann sich der Frage aber annähern, indem man den Saldo zwischen anzurechnenden Kapitalerträgen und dem Rechnungszins betrachtet. Bei 20 Unternehmen ist dieser Saldo bereits negativ. Diese 20 Gesellschaften haben also einen höheren Bedarf, womöglich die weiteren Ergebnisquellen heranzuziehen - einschließlich der Risikoergebnisse. Bei diesen Anbietern sollten Kunden und Vermittler daher noch genauer auf das EKG-Profil und die EKG-Quote schauen.

Was unterscheidet diese ertragsstärksten Versicherer von ihren Mitbewerbern?

Heermann: Hauptsächlich das Geschäftsprofil. Anbieter, die hohe Alt-Garantien und wenig Fonds- und Biometrie-Geschäft im Bestand haben, sind den niedrigen Zinsen besonders ausgesetzt. Auch die Kosteneffizienz, die Kapitalanlagequalität und die Reserven spielen eine große Rolle.

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Was passiert weiter mit der Branche, wenn das Niedrigzinsumfeld länger anhält?

Heermann: Aufgrund der Niedrigzinsen haben Versicherer derzeit hohe Bewertungsreserven auf Kapitalanlagen in ihren Bilanzen. Zur Finanzierung der Zinszusatzreserve verkaufen sie alte - hochverzinste - Papiere und kaufen neue, die weniger Zinsen bringen. Damit wird das Problem in die Zukunft verlagert. Zwischenzeitlich können die Unternehmen aber ihr Geschäftsmodell neu justieren – vielfach auf Kosten der Klassik, die im Neugeschäft zum Teil schon nicht mehr angeboten wird. Bei anhaltend niedrigen Zinsen wird sich der LV-Anbieter-Markt daher weiter konsolidieren und produktseitig neu ausrichten.

Und gibt es da eine Lösung?

Heermann: Das eigentliche Problem sind die beträchtlichen Zinszusatzreserven, die die Unternehmen jedes Jahr stellen müssen. Die Zinszusatzreserve ist an sich ein sinnvolles Instrument zur Stabilisierung der Versicherer und ihrer Kundenkollektive. Allerdings wurde der Regelmechanismus, der einheitlich für alle Anbieter gilt, in Zeiten höherer Zinsen festgelegt. Damals konnte solche extremen Niedrigzinsen niemand erahnen. Dieser Regelmechanismus sollte nun zeitnah an die aktuelle Situation angepasst werden. Hier ist die Politik gefragt. Versicherungsmathematiker haben bereits Methoden erarbeitet und mit der Bafin diskutiert. Ziel muss es dabei sein, den Aufbau der Zinszusatzreserve zeitlich zu strecken, um die Branche finanziell nicht zu überfordern.

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