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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Stehen die Schwellenländer vor einem Umschwung?

Martin Hüfner

Es gibt einen Indikator, der die Schwierigkeiten in der Weltwirtschaft deutlicher macht als vieles andere. Das sind die Meldungen über Probleme in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie haben in den letzten Monaten so stark zugenommen wie selten.

Es fing an mit Argentinien, wo der Peso plötzlich ins Trudeln geriet. Das Land musste sich hilfesuchend an den IWF wenden (und bekam überraschend schnell am letzten Wochenende einen Kredit von 50 Milliarden US-Dollar). Dazu kam die Türkei, wo sich die Situation mit der Ankündigung von Wahlen verschärfte und der Wechselkurs der Lira abstürzte. In Brasilien verschärfte sich die Situation mit dem großen Streik der LKW-Fahrer gegen die hohen Ölpreise. In Südafrika brachte die Ablösung der Regierung Zuma nicht die erhoffte Verbesserung. In Malaysia löste der Wahlsieg des 92-jährigen Mahathir ein politisches Beben aus. Selbst in Osteuropa stehen Polen und Ungarn (die auch zu den Emerging Markets rechnen) nicht mehr so gut da.

Hüfner/MSCI

All das könnte man als Einzelfälle abtun und wieder zur Tagesordnung übergehen. Aber die Tatsache, dass es an vielen Stellen zugleich Feuer gibt, muss doch nachdenklich machen. Dies umso mehr als die internationalen Kapitalmärkte in außerordentlicher Schnelligkeit auf den Umschwung reagierten. Viele Anleger wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

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Schauen Sie sich den MSCI Emerging Markets an. Er ist der bekannteste Aktienindex der Dritten Welt (siehe Grafik). Im Verlauf des vorigen Jahres ist er fast gradlinig um mehr als 30 Prozent (!) gestiegen. Er hat alle großen Indizes der Welt in den Schatten gestellt. In diesem Jahr hat sich die Situation mir nichts dir nichts ins Gegenteil verkehrt. Seit Jahresanfang ist der MSCI EM um 10 Prozent gefallen, während sich die Börsen in der "alten Welt" unter Schwankungen mehr oder weniger seitwärts entwickelten. Das kann man nicht mehr nur als temporären Ausreißer sehen.

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Wie kam es zu diesem Umschwung? An erster Stelle stehen dabei natürlich Fehler in den einzelnen Ländern. Sie haben die binnenwirtschaftlichen Strukturprobleme zu lange schleifen lassen. So etwas rächt sich über kurz oder lang. Das gilt etwa für Brasilien oder Südafrika. Argentinien kam mit den Reparaturarbeiten nach dem Kirchner-Regime in Schwierigkeiten. Die Türkei war beim Wachstum zu ehrgeizig und missachtete Prinzipien, die den internationalen Investoren wichtig sind (wie die Unabhängigkeit der Notenbank).

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