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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner „Zölle verursachen keinen Big Bang, haben aber langfristige Folgen“

Martin Hüfner

Protektionismus war der Schocker der Börse in den letzten Wochen. Die Amerikaner verschärften ihre Drohungen. Die Handelspartner reagierten mit Vergeltungsmaßnahmen. Die Anleger waren verunsichert. Der Dax ist in den letzten eineinhalb Wochen um 900 Punkte eingebrochen.

Das war im Prinzip das, was viele erwartet hatten. Ich möchte hier jedoch etwas Wasser in den Wein gießen. Natürlich gehen von protektionistischen Maßnahmen negative Effekte auf die Börsen aus. Ich glaube jedoch, dass bei dem Kurseinbruch auch andere Dinge eine Rolle spielten, wie die schwächer werdende Konjunktur oder die Zinserhöhung in den USA. Die negativen Wirkungen des Protektionismus werden sich erst später zeigen.

Rein theoretisch führt die Erhebung von Zöllen zu a) weniger Wachstum, b) mehr Inflation, c) einer Umlenkung von Handelsströmen und d) einer Verschlechterung der geopolitischen Situation. Schauen wir uns das im Einzelnen an.

Wachstum: Wenn man die Wirkung von Zöllen mit ökonometrischen Modellen untersucht, stößt man auf die erstaunliche Tatsache, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen der Amerikaner und ihrer Partner das Wirtschaftswachstum fast überhaupt nicht beeinflussen. Die Abgaben auf Aluminium und Stahl sowie auf die chinesischen Einfuhren werden das reale Bruttoinlandprodukt um vielleicht ein bis zwei Zehntel Prozentpunkte verringern. Wenn man die angedrohten Zölle auf Autos aus Europa und Japan dazu nimmt, kommt man auf etwas mehr. Es bleibt aber immer noch verkraftbar.

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Interessant ist, dass das Wachstum sowohl in den USA als auch in China und Europa in ähnlicher Größenordnung betroffen ist. Es ist also keineswegs so, dass die USA einen Handelskrieg nur gewinnen können. Es gibt keine Gewinner, sondern nur Verlierer.

Hinzu kommen Effekte, die man in ökonometrischen Modellen nicht erfassen kann. Da ist einmal die Unsicherheit in den Unternehmen darüber, was alles noch passieren kann. Sie führt zu einem Attentismus der Investoren und Verbraucher. Der amerikanische Notenbankchef, Jerome Powell, hat in letzter Zeit mehrfach darauf hingewiesen, dass amerikanische Unternehmen Investitionen und Personaleinstellungen wegen der Unsicherheit über die Handelspolitik verschieben. In Europa ist ähnliches zu beobachten.

Quelle: Hüfner/Bundesbank