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Auf dem Vormarsch Asset Allocation der dritten Generation

Markus Schuller, Gründer von Panthera Solutions
Markus Schuller, Gründer von Panthera Solutions
Noch kennt sie nicht jeder, doch es wäre hoch an der Zeit, sich mit ihr zu beschäftigen: Der Asset Allokation der "Third Generation". Doch wie kam es dazu?

Alles begann mit dem "Ein-Faktor/Ein-Perioden-Modell". Seinen Siegeszug trat es mit dem Artikel „Portfolio Selection“ des US Ökonomen und späteren Nobelpreisträgers Harry M. Markowitz an. Sein willkommener Mittelwert-Varianz-Optimierer bildete den Ausgangspunkt für eine Reihe von Ein-Faktor/Ein-Perioden Anwendungen, wie William Sharpe´s Gleichgewichtsmodell, dem Capital Asset Pricing Model (CAPM).

Sie alle repräsentieren die erste Generation der Portfolio-Optimierung. Mit denen daraus abgeleiteten oder bestärkten Strategien wie dem Balanced Portfolio (60/40 Portfolio), Long-Only oder Home Bias und der Allokation in traditionelle Asset-Klassen begann sich die heute weltweit auf rund 30 Billionen US-Dollar taxierte Publikumsfonds-Industrie mit über 77.000 Fondsprodukten zu entwickeln.

Diversifikation alten Stils hilft nicht weiter

Mit aufkommender Einsicht über die unzureichenden Diversifikationseffekte der Modelle der ersten Generation begannen Institutionelle, ihre klassische Aktien- und Anleihenallokationen mit alternativen Assetklassen wie Hedgefonds, Private Equity und Infrastruktur zu ergänzen.

Zu den angewandten Strategien der zweiten Generation zählen etwa das Yale-Modell, Risk Parity und Best-of-Two-Ansätze. Doch selbst diese konnten sich nicht dem Trend steigender Korrelationen entziehen.

In Summe ergibt sich für die zweite Generation folgende Problemstellung: Aufgrund kongruenter Basisannahmen zur ersten Generation wird Risiko künstlich auf Volatilitätsmaße reduziert.

Selbst unter zu Hilfenahme von komplexen mathematischen, computergestützten Modellen in der Schätzung von Erwartungswerten und Volatilitäten ergaben sich blinde Flecken in der Risikowahrnehmung. Mit zunehmender Globalisierung öffnete sich die Diskrepanz zwischen Basisannahmen der ersten Generation und Marktrealitäten, dementsprechend verstärkten sich auch die negativen Implikationen in deren Anwendung.

Quantitative und qualitative Risikofaktoren im Zentrum der Diversifikation

Die dritte Generation bricht also mit den Basisannahmen der ersten beiden. Ihr akademisches Fundament begann sich in den 1990ern zu festigen. Sie kann als angewandte Behavioral Finance Forschung subsumiert werden.

„State of the Art“ ist heute nicht mehr eine Diversifikation nach Assetklassen, sondern nach quantitativen und qualitativen Risikofaktoren, hier dem CFA Institute folgend. Dies geht über Faktor-basiertes Investieren, Stichwort „Smart Beta“, hinaus.

Es geht bei der Anwendung der dritten Generation um eine Dynamisierung der strategischen Multi-Asset-Allocation (DSAA) und der Diversifikation nach quantitativen und qualitativen Risikofaktoren. International erkannten erste große institutionelle Investoren bereits diese Zeitenwende in den Basisannahmen und beschäftigen sich mit den Implikationen der dritten Generation auf ihren Allokationsprozess.

Anlagegeschäft als angewandte Sozialwissenschaft

Institutionelle können ein Regelbuch erstellen, das in seinen dann auch zu lebenden Abläufen Erkenntnisse der Verhaltensökonomie einbaut, um Implikationen von kognitiven Dissonanzen zu minimieren.

Es geht hier um die Antizipation des Verhaltens anderer und das Ableiten der richtigen Handlungsprämissen für den Institutionellen selbst. Ziel ist das zwar regelgebundene, aber intrinsisch motivierte Verfestigen antizyklischen Anlageverhaltens. In Summe ergibt sich ein evidenz-basierter, regelgebundener Ansatz, bei dem die Letztentscheidung im Asset Allocation-Gremium verbleibt.

Letztlich geht es in der dritten Generation darum, im Allokationsprozess möglichst wenige Fehler zu machen.

Über den Autor: Markus Schuller ist Gründer von Panthera Solutions, eine Beratungsfirma für strategische Asset Allocation im Fürstentum Monaco. Zuvor war er über zehn Jahre lang als Asset Manager und Produktentwickler bei Banken und Asset Managern tätig. Er kommentiert für diverse Qualitätsmedien den Markt und referiert regelmäßig auf Konferenzen zum Thema Asset Allocation. 

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