LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 7 Minuten

Auf des Messers Schneide Niedriginflation, aber keine Deflation

Ernst Konrad, Fondsmanager Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Ernst Konrad, Fondsmanager Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Seit Anfang März haben wir es schwarz auf weiß: Mario Draghi sieht keine Deflationsgefahr für die Eurozone. Obwohl die EZB bis 2016 eine Preissteigerungsrate von deutlich unter 2 Prozent prognostiziert und somit auch für die nächsten  Jahre unter ihrem selbstgesteckten Ziel liegen wird, reagiert sie bislang nur mit einem Schulterzucken. Wie ist dies zu erklären? Die

EZB bleibt entspannt…


Draghi versteht unter Deflation einen sich selbst verstärkenden Rückgang des Preisniveaus in einer Vielzahl von Ländern, wobei etliche Güter- und Dienstleistungen betroffen sind. Bezogen auf die Anzahl der Länder und Güter ist die vor allem in der angloamerikanischen Presse heraufbeschworene Deflationsgefahr in der Eurozone sicher übertrieben. Denn aktuell sinken nur in drei Ländern der Eurozone die Preise (Griechenland, Irland, Portugal) und auch nur für etwa 20 Prozent der für die Berechnung der offiziellen Inflationsrate verwendeten Güter und Dienstleistungen.

Außerdem hatten 2009 zum Ende der Finanzkrise 12 Länder mit rückläufigen Preisen zu kämpfen, so dass die Inflationsrate für die gesamte Eurozone kurzzeitig negativ wurde, aber bis 2011 wieder auf 3 Prozent zulegte.



Draghi hat die zögerliche Haltung der EZB gegenüber einer weiteren geldpolitischen Lockerung vor allem mit der einsetzenden konjunkturellen Erholung begründet. Südeuropa schrumpft nicht mehr, die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor und das Verarbeitende Gewerbe zeigen seit mehreren Monaten nach oben und selbst die Arbeitslosenquote in den Problemländern hat sich stabilisiert.

Folglich wurde jüngst auch die Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,2 Prozent und für 2015 auf 1,5 Prozent angehoben. Gleichzeitig hält die EZB den Rückgang der Inflationserwartungen auf Sicht der nächsten 2 Jahre für nicht dauerhaft und verweist lieber auf die längerfristigen Inflationserwartungen (fünf Jahre), die tatsächlich weitgehend stabil bei 2 Prozent liegen.


Tipps der Redaktion