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Aus „risikolosen Zinsen“ wurde ein „zinsloses Risiko“ – was nun?

Carsten Mumm
Carsten Mumm
Viele Anleger stellen sich derzeit die Frage, wie lange die Renditen von Emittenten mit sehr guter Bonität noch nahe bei oder unterhalb der Inflationsrate liegen werden. Da niedrig verzinste Staatsanleihen eine notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Konsolidierung der desolaten Haushaltssituation vieler Staaten ist, dürfte diese Phase unseres Erachtens noch jahrelang anhalten.

Ein Indiz dafür ist die jüngste Verschiebung der Drosselung monatlicher Anleihekäufe durch die Fed (Tapering). Damit mutieren die ehemals „risikolosen Zinsen“ zum „zinslosen Risiko“. Um stetige Realkapitalverluste zu vermeiden, müssen demzufolge selbst sehr risikosensitive Anleger umdenken, zum Beispiel indem sie neben verzinslichen Wertpapieren auch andere Anlageklassen beimischen.

Historische Simulationen zeigen, dass das Risiko eines ausschließlich aus Bundesanleihen bestehenden Portfolios durch die Beimischung von bis zu 25 Prozent Aktien und unter der Voraussetzung langfristiger Anlageperioden nicht notwendigerweise steigt – die Markowitzsche Portfoliotheorie lässt grüßen. Durch die im Durchschnitt höhere Rendite von Aktienanlagen im Vergleich zu Anleihen steigt jedoch die Renditeerwartung des Portfolios definitiv. Die Beimischung weiterer Anlageklassen mit möglichst geringem Gleichlauf zu Aktien und Renten verstärkt diesen Effekt weiter.

Trotzdem dürfen die potenziellen Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Ein erneutes Aufflammen der Staatsschuldenkrise, geopolitische Entwicklungen oder unvorhersehbare Katastrophen können jederzeit für Rückschläge sorgen. Um auch im Falle des Versagens der Diversifikation übermäßige Verluste zu vermeiden, sollten alle Anlageklassen aktiv gemanagt werden. Für die Quotensteuerung bieten sich trendfolgende Systematiken an, denn die unprognostizierbaren Ausschläge der Märkte nehmen in Zeiten politisch beeinflusster und liquiditätsgetriebener Börsen stetig zu. Bei konsequenten Vermögensverwaltern liegt die Aktienquote dabei je nach Marktsituation zwischen 0 Prozent und einem kundenindividuellen Maximum.

Aktuell dürften die meisten Trendfolgemodelle eine maximale Aktienquote empfehlen – gerade wegen der Rekordstände vieler Aktienindizes. Die Trends zeigen in solch einer Phase eben nach oben. Angesichts der auf absehbare Zeit weiterhin expansiven geldpolitischen Ausrichtung vieler Notenbanken und einem allgemeinen „Anlagenotstand“ aufgrund der historisch niedrigen Zinsen ist noch kein Ende der Hausse-Phase in Sicht. Ebenfalls für weiter steigende Kurse spricht die allgemein geringe Euphorie breiter Anlegerschichten gegenüber der Aktienanlage. Viele Investoren sind seit Jahren unterdurchschnittlich in Aktien engagiert und warten schon lange auf eine deutliche Korrektur zum Einstieg. Bleibt diese aus, werden sie über kurz oder lang zu höheren Kursen kaufen (müssen) und den Trend weiter untermauern.

Doch es gibt auch gute fundamentale Gründe für weiter steigende Notierungen, denn die meisten Aktien sind aufgrund stark gestiegener Unternehmensgewinne im historischen Vergleich noch nicht teuer. Der DAX hat als Performanceindex – rechnet man die Dividenden aus dem Kursverlauf heraus – die alten Höchststände aus dem Jahr 2000 noch nicht erreicht, ganz im Gegensatz zur Entwicklung beispielsweise des Index der US-Standardaktien S&P500. Zudem stehen viele Industriestaaten vor einem relativ robusten Konjunkturaufschwung.

Und wann endet die Phase steigender Kurse? Da auch dieser Zeitpunkt nicht vorhersehbar ist, bietet sich ebenfalls die Nutzung stringenter trendfolgender Modelle an.

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