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Ausblick Großbritannien verlässt die EU – und stellt entscheidend die Weichen

Gareth Isaac, Schroders Fondsmanager Anleihen
Gareth Isaac, Schroders Fondsmanager Anleihen
Die Abstimmung über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens hat die Finanzmärkte wie ein Erdbeben erschüttert – und viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt: Denn nicht wenige schienen überaus schlecht auf ein Nein zur EU vorbereitet gewesen zu sein. Im Laufe der letzten Woche konnte man einen starken Ansturm auf britische wie weltweite Risikopapiere erleben, denn Anleger schienen mehr und mehr überzeugt, dass Großbritannien die Union nicht verlassen würde. Diese eher optimistische Einschätzung und wenig Liquidität im Markt hat die Stimmung beflügelt, dass das Risiko bereits vorbei sei.

Märkte brechen ein – Staatsanleihen boomen

Mittlerweile sind weltweit die Märkte in den Keller gegangen und das britische Pfund praktisch ins Bodenlose gefallen. Anlagen, die einerseits als „sicherer Hafen“ gelten und andererseits vor Markteröffnung in London schon zu handeln waren – US-Staatsanleihen zum Beispiel – haben stark zugelegt.

Für den heutigen Tag erwarten wir marktübergreifend extremste Schwankungen. Denn mit dem Ergebnis der Abstimmung wird die Reaktion von Politik und Zentralbanken entscheidend sein, die Auswirkungen zu begrenzen; wir erwarten, dass die Bank of England eine Stellungnahme abgeben wird, bevor in London die Märkte öffnen – sie dürfte Liquidität genauso anbieten wie ihre Entschlossenheit ausdrücken, für Stabilität einzutreten.

Langfristige Konsequenzen

Während die kurzfristige Marktreaktion offensichtlich negativ ausfällt, scheint der längerfristige Ausblick für die britische Wirtschaft und die Finanzmärkte noch düsterer auszufallen. Bis alle Folgen für die Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU zutage treten, dürfte es noch mehrere Monate oder gar Jahre dauern. Bis dahin – und mindestens bis die Rahmenbedingungen des Austritts ausverhandelt sind – wird sich die Unsicherheit vermutlich überdeutlich auf Investitionen wie auch auf den Arbeitsmarkt auswirken. Möglicherweise werden sogar britische Unternehmen ihre Produktion auf den Kontinent verlegen, um Handelsbeschränkungen und Strafzöllen aus dem Weg zu gehen.

Britische Wirtschaft kämpft mit Haushaltsdefizit

Zusätzlich zur ohnehin hohen Unsicherheit bleibt der starke Gegenwind für die volkswirtschaftliche Entwicklung erhalten. Die britische Wirtschaft dürfte auch nach der Entscheidung extrem unausgeglichen bleiben: Löhne und Gehälter sind ähnlich niedrig wie die Produktivität, zugleich haben wir das „Zwillingsdefizit“ bei Haushalt und Leistungsbilanz. Gerade das Haushaltsdefizit hält sich gegenüber den Erwartungen von Schatzkanzler George Osborne hartnäckig auf einem viel zu hohen Niveau. Und dieses Defizit muss nun ganz dringend angegangen werden, nachdem das Referendum vorüber ist.

Die Aussicht auf höhere Steuern und niedrigere Ausgaben wird britische Verbraucher möglicherweise vorsichtig werden lassen. Zudem dürften bestimmte Vorteile im Energiesektor ihren Einfluss verlieren und das Lohnniveau verharren: Damit befürchten wir, dass die Auswirkungen des EU-Schocks der britischen Wirtschaft noch lange nachklingen werden.

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