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in Weltweite MarktanalysenLesedauer: 4 Minuten

„Aussichtsreiche Nische“

Oliver Kubli
Oliver Kubli
DAS INVESTMENT: Was macht für Sie die Entwicklung der Gesundheitsmärkte im asiatischen Raum so spannend?
Kubli:
Hinter dem Healthcare-Sektor steckt in Asien eine strukturelle Wachstumsstory. Es sind aber natürlich auch die asiatischen Märkte an sich, die interessant sind. Die neuesten Zahlen des Internationalen Währungsfonds verdeutlichen: Das Bruttosozialprodukt wächst in dieser Region um über 6 Prozent. Hinzu kommt, dass die meisten Länder in der asiatischen Region sich wirtschaftlich sehr stabil zeigen. Selbst die Finanzkrise hat die Region kaum tangiert.

Doch Sie begrenzen sich auf einen Teilmarkt. Schränkt Sie das nicht stark ein?
Kubli:
Nein, unsere Konzentration auf das Thema Gesundheit schafft sogar spezifische Chancen. Der asiatische Markt ist stark politisch getrieben, durch das Bestreben, den Menschen einen Zugang zu Medikamenten und medizinischen Dienstleistungen zu ermöglichen. In vielen Ländern geht es also zunächst darum, eine gesundheitliche Grundversorgung zu etablieren. Um die Dimension aufzuzeigen: In Asien gilt es, zwei Drittel der Weltbevölkerung mit Gesundheitsdienstleistungen zu versorgen. Viele der asiatischen Gesundheitsmärkte verzeichnen auch deshalb ein zweistelliges Wachstum. Nehmen wir als Beispiel Japan: Aufgrund der Überalterung der Gesellschaft hat das Land mit stark steigenden Gesundheitsausgaben zu kämpfen. Das Potenzial ist enorm.

Aber gibt es dieses Potenzial nicht auch
in anderen Regionen?
Kubli:
Wir agieren in einer der aussichtsreichsten Investmentnischen, die allem voran eine langfristig stabile Entwicklung bietet. Denn im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft, wo die Exportabhängigkeit eine gewisse Unsicherheit mit sich bringt, ist der Gesundheitsmarkt vorwiegend Binnenmarkt-getrieben. Und wir fassen den Begriff Asien etwas weiter: Das Portfolio besteht etwa zu zwei Dritteln aus Unternehmen aus den Emerging Markets, zu einem Drittel aber auch aus den Industrieländern Japan und Australien. Das heißt, wir streben in unserem Fonds eine gesunde Balance zwischen etablierten Märkten und den Wachstumsregionen an.

Wie schaffen Sie es, einen derart spezialisierten Fonds von der Schweiz aus zu managen?
Kubli:
Sicherlich ist der asiatische Gesundheitsmarkt überwiegend ein lokales Geschäft – vor allem aus politischen und regulatorischen Gesichtspunkten. Denn in den einzelnen Ländern wird jeweils entschieden, wie ein Medikament auf den Markt kommt. Deshalb haben wir natürlich Mitarbeiter vor Ort, die den Markt intensiv beobachten. Außerdem reisen wir viel und besuchen die Unternehmen und damit auch die Produktionsstätten regelmäßig. Manchmal ist es aber auch ganz gut, aus der Vogelperspektive zu beobachten und zu agieren. Unser Anspruch ist, Firmen mit profitablem Wachstum zu finden, die wir zu einem attraktiven Preis bekommen können.

Spielen in den von Ihnen ausgewählten Märkten Generika eine Rolle?
Kubli:
Ja, eine ganz wesentliche. In vielen Emerging Markets stehen dem starken Bevölkerungswachstum nur begrenzte Gelder für Gesundheitsausgaben gegenüber. Daher wird vielfach auf die günstigen, generisch erzeugten Arzneien zurückgegriffen.

Nun gilt gerade China als Inbegriff des Wachstums und ist das Land mit der weltweit größten Bevölkerung. Chinesische Titel gewichten Sie aber derzeit nur mit rund 13 Prozent im Fonds.
Kubli:
Die schiere Marktgröße in China ist natürlich atemberaubend. Und dessen Haupttreiber ist auch dort die Gesundheitspolitik. So gibt es in China viele spannende Firmen, etwa in der Medizintechnik. Doch fallen etliche chinesische Unternehmen noch durch unser Raster. Wie schon angedeutet, gehen wir bei der Titelauswahl sehr selektiv vor und wollen die jeweilige Firma genauer kennen. Und in China ist es um diese Transparenz eher selten so bestellt, wie wir uns das wünschen. So verzichten wir in diesen Fällen lieber auf ein Investment. Und die Frage ist auch, welches Unternehmen tatsächlich ein zweistelliges Wachstum gut bewältigen kann. Wir können in Zukunft aber gegebenenfalls den Anteil chinesischer Werte im Fonds stärker gewichten – wenn die Datenlage für uns passend ist.

Zu Wachstumsmärkten fällt einem auch noch Indien ein. Wie ist die dortige Situation?
Kubli:
Indien verfügt über einen besonders spannenden Generikamarkt. Und im Gegensatz zu chinesischen sind die indischen Healthcare-Konzerne längst im Westen etabliert, vor allem in den USA. Das heißt: Die Kostenvorteile sind immens, gleichzeitig werden aber hohe Standards eingehalten. Indien ist aber ein gutes Beispiel für das Potenzial, das wir in der Region sehen: Bis 2050 wird es Prognosen zufolge bereits 1,6 Milliarden Inder geben. Parallel altert die indische Bevölkerung zunehmend. Etwa 190 Millionen werden 2025 schon über 60 Jahre alt sein. Auch China, derzeit mit 1,35 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt, hat mit dieser Problematik zu kämpfen.

Perspektivisch dürfte in China die Ein-Kind-Politik besondere Wirkung zeigen.
Kubli:
Ja, dort fallen die Auswirkungen der Überalterung auch heute schon deutlicher auf. Hierzu zählt unter anderem die starke Zunahme altersbedingter Erkrankungen wie Demenz oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Aber so oder so gilt: Medikamente und medizinische Dienstleistungen werden immer stärker nachgefragt werden.

STECKBRIEF OLIVER KUBLI
Oliver Kubli (40) ist Mitglied der Geschäftsleitung sowie des Verwaltungsrats der Adamant Biomedical Investments AG, eines auf Anlagen im Gesundheitssektor spezialisierten Vermögensverwalters mit Sitz in Zürich. Er ist leitender Portfoliomanager für mehrere Fonds, unter anderem den Lacuna – Adamant Asia Pacific Health. Bevor er 2008 zu Adamant stieß, war Kubli ab 2000 in verschiedenen Leitungsfunktionen bei der Zürcher Kantonalbank tätig. Auch dort managte er mehrere Gesundheitsfonds. Kubli begann seine Karriere im Finanzsektor in den 90er Jahren als Finanzanalyst und Portfoliomanager bei der UBS und Swiss Re.

Die gesamte Interview- Serie finden Sie hier

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