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Aktualisiert am 10.03.2020 - 15:26 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Ausverkauf am Anleihemarkt Bondmarkt schätzt seinen schlimmsten Feind zumeist falsch ein

Seit mindestens 1999 war die Inflation nur sehr selten so schlimm, wie es der 12,7 Billionen Dollar schwere Treasury-Markt andeutete, belegen Bloomberg-Daten. Selbst nachdem Investoren ihre Erwartungen reduzierten, fielen sie häufig immer noch höher aus als die Verbraucherpreise letztendlich stiegen.

Diese Diskrepanz ist besonders jetzt wichtig, da der Ausblick am Bondmarkt eine Schlüsselposition für die Zinsentscheidung der Federal Reserve einnimmt. Je weniger die Inflation zunimmt, umso mehr Zeit können sich die Währungshüter mit einer Erhöhung der Kreditkosten lassen. So könnte unter Umständen auch ein potenzieller Ausverkauf am Bondmarkt verhindert werden.

„Die Marktteilnehmer überschätzen die Inflation völlig“, sagt Thomas di Galoma, Leiter Festverzinsliche Zinsen und Anleihen bei ED&F Man Capital Markets in New York. „Sie denken, dass die Inflation anzieht, wenn die Fed die Zinsen um Null hält, aber es hat sich gezeigt, dass dies nicht der Fall ist.“

Nachdem die Zinsen bereits seit mehr als sechs Jahren nahe Null gehalten und Billionen Dollar von der Fed in Bond-Käufe gesteckt wurden, zeigen sich derzeit erste Anzeichen für eine Belebung der US-Wirtschaft. Für Investoren deutet dies auf eine anziehende Inflation hin, die seit drei Jahren unter dem Fed- Ziel von 2 Prozent dahindümpelt.

Die Verbraucherpreise haben sich dank des schwachen Ölpreises seit Jahresbeginn kaum bewegt, doch Händler gehen davon aus, dass die Inflation in den nächsten fünf Jahren im Schnitt bei 1,47 Prozent jährlich liegen wird und in den fünf Jahren darauf bei mehr als zwei Prozent, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.

Dies spiegelt sich auch in höheren Treasury-Renditen wider. Seit Januar ist die Rendite der zehnjährigen Bonds von 1,64 Prozent auf mittlerweile etwa 2,25 Prozent gestiegen.

Die Bedenken am Markt mit Blick auf die Inflation, die den Wert von Zinszahlungen untergräbt, nehmen eine immer zentralere Rolle bei der Gestaltung der Geldpolitik der Fed ein - vor allem nachdem sich die übrige Wirtschaft vom Rückschlag im ersten Quartal erholt.

Angesichts der Arbeitslosenzahl auf Siebenjahrestief, Verkaufszahlen bei Immobilien aus Bestand auf dem höchsten Stand seit 2007 und der Annahme, dass die US-Wirtschaft im nächsten Jahr so stark wächst wie seit zehn Jahren nicht mehr, sind die Erwartungen für einen Zinsschritt hoch. Von Bloomberg befragte Volkswirte sehen eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, dass die Zentralbank die Leitzinsen erstmals im September anheben wird. Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen hat wiederholt klar gemacht, dass sie mit einer Zinserhöhung in diesem Jahr rechnet, sollte sich die Wirtschaft wie erwartet verbessern. Es sei zudem davon auszugehen, dass die Auswirkungen des niedrigen Ölpreises auf die Inflation nachlassen.

Doch wenn die Erwartungen weiterhin so weit daneben liegen, wie in der Vergangenheit, müssen sich die Bond-Investoren kaum Sorgen machen.

Die Fünfjahresprognose des Marktes für die Inflation beginnend in fünf Jahren traf in der Vergangenheit selten zu - unabhängig davon, ob die Zinsen nun hoch oder niedrig waren, zeigen Bloomberg-Daten. Dieses Modell wird von der Fed bei der Zinsfestsetzung verwendet. Wenn die Erwartungen weiterhin so stark vom tatsächlichen Wert abweichen, ist der aktuelle Ausblick von 2,09 Prozent für 2020 bis 2025 viel zu hoch.

Wenn Futures-Händler die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung in diesem Jahr ermitteln wollen, können sie genauso gut eine Münze werfen. Sollte die langfristige Inflation jedoch geringer ausfallen als erwartet wird, liegt auch nicht so viel Druck auf der Zentralbank, die Zinsen zu erhöhen. Dadurch könnte auch die Nachfrage nach Treasuries bestehen bleiben.

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