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Berater-Qualifikation: Nachsitzen für die Karriere

Quelle: Fotolia
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Günther Gruber drückt wieder die Schulbank. Der 48-jährige Kursteilnehmer zum „Fachwirt für Finanzberatung“ ist seit mehr als 25 Jahren in der Branche und als selbstständiger Makler tätig. Den 2007 mit der Versicherungs-Vermittlerverordnung eingeführten Sachkundenachweis – die Prüfung zum Versicherungsfachmann bei der Industrie- und Handelskammer – besitzt er nicht. Gruber war, wie große Teile der Branche, aufgrund langjähriger Vertriebserfahrung durch die sogenannte Alte-Hasen-Regel davon
befreit. Doch jetzt möchte er draufsatteln.

In der Finanzdienstleistungsbranche gibt es unzählige Weiterbildungsangebote. Neben einfachen Verkaufs- und Persönlichkeitskursen bieten zahlreiche Institute Vorbereitungsseminare für die öffentlich-rechtlichen Prüfungen bei den Industrie- und Handelskammern zum Fachberater oder dem darauf aufbauenden Fachwirt an.

Höherwertige Qualifikationen sind etwa die Studienzertifikate an der EBS Finanzakademie zum Honorarberater, Finanzökonom oder Finanzplaner, die Abschlüsse zum zertifizierten Fondsberater an der EAFP sowie Bachelor- und Masterprogramme an der Frankfurt School of Finance & Management. Für jede Facette und jeden Preis hat der Markt ein Angebot – die teuersten davon, etwa eine Ausbildung zum Certified Financial Planner (CFP), kosten rund 12.000 Euro.

Qualifikationsdruck steigt

Wer vor dieser Auswahl steht, muss sich fragen: Was will ich erreichen? Geht es darum, praktische Vertriebskenntnisse durch Theorie zu untermauern? Will ich mich von der Konkurrenz durch einen gehaltvollen Titel auf der Visitenkarte abheben oder meine Vertriebskarriere mit der Empfehlung für höhere Aufgaben strategisch planen?

Gruber hat sich für den berufsbegleitenden Kurs zum Fachwirt für Finanzberatung IHK mit Selbstlernphasen und Präsenzunterricht an Wochenenden für insgesamt rund 2.000 Euro eingeschrieben. Am Ende der 20-monatigen Weiterbildung steht die Fachwirt-Prüfung bei der Handelskammer.

Grubers Motiv ist für Wolfgang Kuckertz, Vorstand des Bildungsanbieters Going Public, nicht selten. „Vor allem Führungskräfte und Veteranen der Branche sind mittlerweile von Mitarbeitern umgeben, die alle einen Qualifikationsnachweis in der Tasche haben. Da steigt der Druck und die Motivation, es ihnen gleichzumachen oder besser zu tun“, so Kuckertz.

Ohnehin könnte der Fachwirt aber schon bald zur Pflicht werden. Noch gilt die Mindestqualifikation in der Branche nur für den Vertrieb von Versicherungen – in Form der Sachkundeprüfung. Mehr als 30.000 Prüfungen mit unterschiedlichem Erfolg (siehe Grafik) wurden bei den Industrie- und Handelskammern bereits durchgeführt.

Spätestens bis 2013 wird ein Sachkundenachweis auch über eine öffentlichrechtliche Prüfung für den Vermittler von geschlossenen Fonds und Investmentfonds eingeführt. „Wir erwarten,  dass der Fachwirt für Finanzberatung als eine Mindestqualifikation im Fondsbereich gilt“, sagt Frank Rottenbacher, AfW Bundesverband Finanzdienstleistung.

Aus dem Wahl-Modul für geschlossene Fonds ließe sich zudem eine neue Qualifikationsgrundlage für den Vertrieb von Beteiligungen gestalten. Vorschläge dafür gibt es bereits von den Branchenverbänden.
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