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in Aus der Fondsbranche: neue ProdukteLesedauer: 7 Minuten

Berater versus Robo Advisor „Sind sie zu stark, bist Du zu schwach“

Karsten Junge vom Beratungsunternehmen Consileon
Karsten Junge vom Beratungsunternehmen Consileon
Wenn es 2015 die Wahl zu einem Finanzwort des Jahres gegeben hätte, wäre dem Begriff Fintech ein Platz auf dem Podium sicher gewesen. In rascher Folge wurden im Jahresverlauf die unterschiedlichsten Geschäftsmodelle, vom Zahlungsverkehrs-Disruptor bis zum Peer2Peer Lending, durch das mediale Dorf getrieben. Ein gewisses Standvermögen konnten hier die Robo Advisor erreichen – also Angebote, die eine automatisierte („robo“) Wertpapierberatung („advice“) versprechen.

Inzwischen findet man mindestens zehn dieser elektronischen Anlageberater im deutschen Markt. Spätestens seitdem nun auch die Deutsche Bank seit Dezember 2015 mit dem Max-Blue Anlagefinder einen eigenen Anlageroboter betreibt, lohnt es sich aus unserer Sicht, kritisch auf das Leistungsprofil und die Chancen dieser Angebote zu schauen



Anlageroboter im Leistungscheck

Die Anlageroboter bieten zumeist eine Kombination aus Risikoprofilierung, Portfolio-Strukturierung, aktiver Vermögensverwaltung und laufendem Reporting an. Dabei existieren zwei grundsätzliche Varianten:
  1. Portfolioberatung: Risikoprofilierung -> Portfoliostrukturierung -> Orderübergabe an Kundenbank -> Reporting

  2. Vermögensverwaltung: Risikoprofilierung -> Portfoliostrukturierung -> Diskretionäre Vermögensverwaltung -> Reporting
Die Risikoprofilierung erfolgt meist auf Basis von Online-Fragebögen, die über die Parameter Kundenalter, gewünschte Anlagedauer und Risikobereitschaft direkt Portfolios generieren. Die getätigten Angaben werden in der Regel weder plausibilisiert noch in Bezug auf die detaillierte Kundensituation hinterfragt.

Damit bleiben die Ratschläge generisch – dies wohl aus voller Absicht, denn sonst wäre man auch in rechtlicher Hinsicht ein Berater und würde entsprechende Angemessenheits- und Geeignetheitsprüfungen mitsamt der zugehörigen Dokumentation durchführen müssen.

In der Konsequenz muss sich der Kunde von seinem Beratungsroboter beispielsweise klar sagen lassen, dass „… die Bestimmung Ihres Anlegertyps nach einem standardisierten Verfahren ermittelt wurde und keine persönliche Empfehlung in Bezug auf Geschäfte mit bestimmten Finanzinstrumenten darstellt“.

Nachdem der Kunde auf eine der von den Systemen vorgesehenen Typologien zugeordnet worden ist, erfolgt eine Portfolio-Strukturierung im Sinne einer strategischen Asset Allocation. Die Mischungsverhältnisse sind proprietär und lassen sich auch nur in manchen Fällen durch Ein- oder Ausschlüsse, zum Beispiel keine Corporate Bonds, modifizieren.

Die Umsetzung erfolgt fast immer über kostengünstige ETFs. Hier ermöglichen manche Plattformen eine weitere Strukturierungsdimension über die Spezifizierung der gewünschten Instrumenteneigenschaften (beispielsweise nur ausschüttende, voll-replizierende Produkte).

Vermögensverwaltende Roboter setzen diese Strukturen dann automatisch um und nehmen auch eine automatisierte Anpassung der Gewichtungen (sogenanntes Rebalancing) vor. Beratende Roboter generieren zumeist Transaktionslisten, die teils auch automatisch an die Depotbank des Kunden übergeben werden können.

Alle Anbieter liefern ein umfassendes Reporting, mit welchem der Anleger die Vermögensentwicklung tagesaktuell verfolgen kann. Dazu offerieren einige Roboter auch automatisierte Nachrichten beim Über- oder Unterschreiten bestimmter Schwellen (beispielsweise „Aktienquote über Ziel“ oder bei Eintreten vorher definierter Ereignisse).

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