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Aktualisiert am 13.04.2015 - 16:19 Uhrin FinanzberatungLesedauer: 3 Minuten

Martin Steinmeyer zur Bafin-Kontrolle 34f „Der Wunsch nach einheitlicher Kontrolle ist gerechtfertigt, die Argumente dafür weniger“

Martin Steinmeyer
Martin Steinmeyer
DAS INVESTMENT: Sind Sie für oder gegen die Kontrolle der 34f-Vermittler durch die Bafin und aus welchem Grund?

Martin Steinmeyer: Prinzipiell wäre die Kontrolle der 34 f Vermittler durch die Bafin, rein nach der fachlichen sowie einheitlichen Ausrichtung für Finanzgeschäfte betrachtet, sicherlich nachvollziehbar und richtig. Man muss sich aber auch die Frage stellen, was ändert sich dadurch und gibt es wirklich positive Effekte? Die Tatsache, dass die Bafin auf einen Schlag die „Kontrolle“ von über 40.000 Beratern übernehmen müsste, dürfte zu erheblichen Personalbedarf führen und kurzfristig keine größeren Nutzen, auch nicht für Verbraucher bieten.

Grundsätzlich sind doch die zu prüfenden Vorgaben entscheidend und nicht wer diese prüft, die entsprechende Kompetenz vorausgesetzt. Diese sollte heute schon durch die entsprechenden prüfenden Berufsstände gegeben sein. Durch eine Verlagerung der Verantwortung zur Bafin würden sich weder an den aus wirtschaftlicher Sicht zu prüfenden Prozessen etwas ändern noch würden die Anforderungen an die Sachkunde der Berater dadurch steigen.

Können Sie die Argumente des anderen Lagers nachvollziehen?

Der grundsätzliche Wunsch nach einer einheitlichen Kontrolle ist gerechtfertigt. Die angeführten Argumente/Forderungen sind wenig nachvollziehbar. Beispielswiese fordert man das 34 f Berater endlich die gleichen Beratungsanforderungen erfüllen sollten wie Berater aus Banken und Sparkassen, entsprechend der Vorgaben aus dem Wertpapierhandelsgesetz. Jedoch gelten im Rahmen des 34f und der dazugehörigen FinVermV identische Dokumentations- und Wohlverhaltenspflichten. Mehr Freiheit genießt der Berater nach GewO hinsichtlich der Vergütung durch Provisionen, welche dem Bankberater, mit wenigen Ausnahmen untersagt sind.

Ist Ihrer Ansicht nach die bisher vorgenommene Regulierung der Vermittler branchenweit (also auch von Versicherungsvermittlern, Honorarberater, Immobilienkreditvermittlern et cetera) ein Erfolg?

Rückblickend hat die Regulierung zu einer positiven Bereinigung des Berater-Marktes geführt. Nur diejenigen die entsprechende Sachkunde vorweisen und ein ernsthaftes, gewissenhaft geführtes Geschäftsmodell vorweisen, können weiterhin bestehen. Ein eindeutig positives Ergebnis und ein erster positiver Schritt zum langersehnten Imagewandel. Hohe Herausforderungen stellen sich, das Geschäftsmodell ökonomisch weiterhin sinnvoll zu betreiben. Der erhöhte administrative Aufwand erfordert eine Vielzahl von Prozessoptimierungen, die nur durch den Einsatz aufwendiger, teils kostenintensiver Technik zu erreichen sind. Gleichzeitig steigt auch der Informations- und Betreuungsanspruch" des Kunden. Hier gewinnt die fokussierte Zusammenarbeit mit Dienstleistern wie Netfonds an Bedeutung. Mit gezielter „Arbeitsteilung“ lässt sich die Herausforderung gut meistern.Wir sind absolut überzeugt, dass wir hier effiziente Partnerkonzepte anbieten.

Welches ist die drängendste Frage im gesamten Regulierungskomplex der Finanzdienstleistungsbranche, die an erster Stelle gelöst werden müsste?

Jede Regulierung führt in der Regel zu einer erhöhten Bürokratie, mehr Zeitaufwand und höheren Kosten. Es wäre ein „Traum“, wenn ehrliches Handeln nicht permanent von krimineller Energie geschädigt würde. Einen konkreten Veränderungsbedarf sehen wir wie folgt: Die Haftung für Unterlagen WAI, PIB und andere liegt zurzeit bei Berater und Emittent gemeinsam. Die Beraterhaftung sollte reduziert werden auf Umstände, die vom Berater zu vertreten sind, wie zum Beispiel Aktualität der Unterlagen, nicht aber inhaltliche Aspekte, die der Emittent per se am besten kennt und durch den Berater kaum bewertbar seien dürften. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass die gesamte Beratungsdokumentation auf ein vertretbares Maß reduziert wird, damit das Beratungsgeschäft dem Kunden und dem Berater künftig noch Spaß macht. Andernfalls wird es immer weniger Berater und immer weniger Kunden geben, die sich mit dem Thema Vorsorge und Vermögensaufbau professionell auseinander setzen.

Glauben Sie, dass ein Regierungswechsel in Berlin oder die Evaluierung bestehender Richtlinien durch Brüssel zu signifikanten Änderungen in der Kontrolle der Finanzvermittler führen wird?

Generell ist der Trend zu mehr Bürokratie vorhanden. Die Anforderungen an technische Systeme und effiziente organisatorische Abläufe steigt. Auch die Umsetzungsgeschwindigkeit der Rechtsverordnungen aus Brüssel steigt. Es wird für den einzelnen Vermittler immer schwieriger, diese Bürde eigenständig zu tragen. Als nächstes großes Thema erwartet uns in 2017 die MIFID II. Sie wird neben dem Thema Provisionsverbot für Vermögensverwalter (nicht für Anlageberater und Fondsvermittler) auch wesentliche Punkte zu Prozessen der Anlageberatung und auch das Thema Taping beinhalten.

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