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in Aus der Fondsbranche: neue ProdukteLesedauer: 10 Minuten

Die große Robo-Advisor-Interview-Reihe „Das Ziel eines Robo-Advisor ist nicht den Kundenberater zu ersetzen“

Stephan Rupprecht (li.), Partner bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und Jonas Marggraf, Geschäftsführer bei easyfolio.
Stephan Rupprecht (li.), Partner bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und Jonas Marggraf, Geschäftsführer bei easyfolio.

DAS INVESTMENT.com: Was sehen Sie im Vergleich zum klassischen Finanzberater als Ihr größeres Asset an: Ihren Online-Vertriebsweg, der Ihnen enormes Kundenpotenzial bietet, oder Ihre skalierbaren Portfolio-Management-Lösungen, die Ihren Kunden attraktive, maßgeschneiderte Rendite-Risiko-Profile bietet?

Antwort: Die Mischung ist entscheidend. Der vordergründige Mehrwert für unsere Kunden liegt in der Digitalisierung der Vermögensverwaltung. easyfolio unterschiedet sich vor allem durch seinen digitalen Zugang von klassischen, bankseitigen Vermögensverwaltern. Dabei minimiert sich der Aufwand auf Kundenseite dadurch, dass sie einfach und transparent von nahezu überall auf unterschiedliche Anlagelösungen zugreifen können – any time, anywhere. Dennoch reicht eine digitale Lösung alleine längst nicht aus – die Qualität der Produkte bzw. der Leistung muss ebenfalls stimmen.

Die Portfolio-Strategien von easyfolio sind für den Kunden leicht skalierbar. Zu Beginn eines jeden Anlageprozesses haben unsere Kunden die Möglichkeit ihre individuelle Risikoaffinität anhand eines Fragebogens zu prüfen. Auf Basis dieser Ergebnisse können sie im zweiten Schritt aktuell zwischen drei Anlagestrategien auswählen, die sich in ihrem Aktien- bzw. Anleiheanteil unterscheiden. Neben diesem algorithmusbasierten Anlageprozess, profitieren easyfolio-Kunden zudem von der Investment-Expertise aus der Zusammenarbeit mit Hauck & Aufhäuser, die sich sowohl in der Strategieentwicklung als auch in diversen Zusatzdienstleistungen wiederspiegelt. 

In Deutschland gibt es aktuell ein gutes Dutzend unabhängige Robo-Advisor - mit denen der Banken sollen es 30 bis 40 sein. Wie viele werden in den kommenden Jahren dazukommen?

Auf der einen Seite gibt es jene, die Fintechs vor allem wegen ihrer fehlenden Ertragsmodelle anprangern und der Fintech-Szene die nächste Blase vorhersagen. Weiter bestärkt wird dieses Szenario durch Themen wie mangelnde Regulierung oder Lücken im Umgang mit Kundendaten. Betrachtet man nun die Höhe der Investitionssummen in Robo-Advisors und stellt ihnen ihr aktuell verwaltetes Vermögen (rund 100 – 250 Millionen Euro in Deutschland) sowie ihre noch vergleichsweise geringen Umsätze (bei den üblichen Verwaltungsgebühren von weniger als ein Prozent sind dies ca. 1 Million Euro) gegenüber, kann man kaum wiedersprechen, oder? 

Doch – und das muss man sogar. Denn jene, die apokalyptische Szenarien konstruieren, verstehen nicht, dass Fintechs als Investition in die Zukunft zu verstehen sind. So basiert der realistische Wert einer Firma – insbesondere in der New Economy – nicht auf den Erträgen zum Zeitpunkt der Berechnung, sondern vielmehr auf dem Ertragspotenzial der Firma in der Zukunft. Aus diesem Grund gibt es auch jene, die der Fintech-Branche ein exponentielles Wachstum voraussagen. Denn Fintechs sind schnell, effizient und bringen jene Expertise in der digitalen Welt mit, die Banken vielerorts noch auf- und ausbauen müssen. 

Die Wahrheit liegt also in der Mitte. Sicherlich sind die Zweifel an der langfristigen Überlebensfähigkeit von Robo Advisor gerechtfertigt; für Banken haben sie jedoch einen großen finanziellen und ideellen Wert. Denn auch wenn sie nicht als Revolution im klassischen Sinne, sondern vielmehr als Digitalisierung vorhandener Anlageprozesse, zu werten sind, bringen sie frischen Wind in die Bankenwelt und vermögen der gesamten Finanzbranche ein neue, effizientere Richtung zu geben. Auf diese Weise werden beide Parteien langfristig voneinander profitieren.

Aus diesen Annahmen lässt folgende These ableiten: Kurzfristig wird die Zahl an Fintechs und somit Robo Advisor zunehmen, langfristig wird sich ihre Zahl durch Verkäufe, Zusammenschlüsse und Kooperationen auf einige, wenige unabhängige Unternehmen reduzieren. Die restlichen Robo Advisor werden als sinnvolle Ergänzungen in das Geschäftsmodell der Banken integriert. 

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